Wie beginne ich die Bibel zu lesen?

Viele Menschen haben eine Bibel im Schrank oder haben mindestens von der Bibel gehört. Sie haben in der Bibel wohl auch schon mal geblättert, haben das eine oder andere mehr oder weniger zufällig angelesen, aber so richtig in der Bibel gelesen haben sie nicht. Schnell haben sie gemerkt, dass man die Bibel nicht so durchgängig wie einen Roman lesen kann. Und vor dem Umfang der Bibel hat so mancher resigniert. Die folgenden Ausführungen sollen nun Hinweise und Hilfen für einen Einstieg zum Bibellesen geben.

 

Was ist die Bibel?

Die Bibel ist eine über Jahrhunderte, ja, Jahrtausende, zusammengestellte Sammlung von Büchern und Schriften verschiedener Verfasser. Sie berichten uns wie Gott einzelnen Menschen und dann dem Volk Israel begegnet ist. Dabei hat Gott etwas von seinem Wesen und seinen Willen für uns Menschen mitgeteilt - hat sich uns offenbart. Und Gott hat dafür gesorgt, dass seine Begegnungen und sein Handeln mit den Menschen, wie auch seine Worte zuverlässig niedergeschrieben und von Generation zu Generation unverfälscht überliefert worden sind. Denn Gott will durch die Bibel zu uns sprechen. Sie ist Gottes Wort an uns. Deshalb soll man vor dem Bibellesen Gott bitten, dass er unser Herz für sein Wort öffne.

 

Was ist der Inhalt und das Ziel der Bibel?

Obwohl die Bibel eine Sammlung von Schriften verschiedener Verfasser aus verschiedenen Zeiten ist, bildet sie dennoch eine Einheit. Sie berichtet, wie Gott mit den Menschen eine Geschichte zu ihrem Heil begonnen und über die Jahrhunderte und Jahrtausende geführt hat, um die Menschen wieder in seine Gemeinschaft des ewigen Lebens zurück zu rufen und zurück zu führen.

 

Höhepunkt und Erfüllung dieser Heilsgeschichte ist, dass Gott in seinem Sohn Jesus Christus Mensch geworden ist. Durch seinen Kreuzestod hat er uns von all unseren Sünden und vom ewigen Tod erlöst. Glauben wir's, vertrauen wir auf den Gottessohn Jesus Christus und seine Erlösung, so haben wir's - Vergebung all unserer Sünden und ewiges Leben. Das ist die rettende gute Botschaft Gottes – das Evangelium -, zuverlässig niedergeschrieben und überliefert mit der Bibel. Mit dem gelesenen und gehörten Wort der Bibel will Gott die Herzen der Menschen anrühren und sie zum lebendigen rettenden Glauben führen.

 

Wenn wir wissen wollen, was Gott uns sagen will,

müssen wir die biblischen Texte befragen:

 

  1. Welche Sünden, welche Irrwege, welche falschen Glaubensvorstellungen werden im Text aufgezeigt? Erkennen wir Vergleichbares in unserer Zeit, in unserem persönlichen Verhalten und Leben? Das ist die Anfrage und Anklage des göttlichen Gesetzes und der Ruf zur Umkehr, zur Buße.

     

  2. Mit welchen Worten wird ein Ausweg gezeigt, wird auf Gottes Gnade und Vergebung gewiesen (Evangelium = frohe Botschaft)? Sollten einmal solche Worte im unmittelbaren Text fehlen, so dürfen wir getrost solche aus anderen Abschnitten dazu nehmen. Denn wir kennen die Heilsgeschichte und den Heilswillen Gottes und das Gnadenangebot der Vergebung der Sünden im Namen seines Sohnes Jesus Christus.

     

 

Gott ist die Liebe (1.Joh. 4, 9. 10. 16)

 

Gott erwartet von uns Liebe als Antwort auf seine Liebe, Gott fordert von uns nicht mehr, als was er uns zuvor bereitet hat (Eph. 2,1 ff.; Phil. 2, 13) - Gott überfordert uns nicht!

 

In seinem Sohn schenkt Gott uns seine Liebe (Vergebung), ohne alle Bedingung (Evangelium).

 

Beim Hören auf die Forderungen des göttlichen Gesetzes (Gebote) und auf das Evangelium von der Vergebung im Namen Jesu Christi, sollen wir wissen, dass das Evangelium das eigentliche, liebevolle und letztgültige Wort Gottes ist. Das Evangelium (Gnadenbotschaft) in die Welt zu bringen, das war der Auftrag Jesu Christi und ist auch der Auftrag seiner Gemeinde / Kirche (Mk. 16, 15). - Wer aber Christus ablehnt, der ist schon gerichtet (Joh. 3,18).

 

 

Wo und wie fange ich mit dem Lesen der Bibel an?

Als Einsteiger empfiehlt es sich nicht, die Bibel von der ersten bis zur letzten Seite fortlaufend wie einen Roman durchlesen zu wollen. Erfahrungsgemäß lässt das Durchhaltevermögen nach, z.B. wenn man zu Geschlechtsregistern, zu detaillierten kultischen Vorschriften oder zu der Vielzahl von Kriegszügen kommt. Man fängt ein planloses Überspringen und Blättern an und all zu oft wird dann aufgegeben. Wichtiges wird nicht mehr gelesen. Ja, zum Wichtigsten, zum Höhepunkt der Heilsgeschichte, zu den Berichten von Jesus Christus dringt man nicht mehr vor.

 

Nicht alle Geschichten, nicht alle Texte und Worte der Bibel sind für uns heute gleichermaßen wichtig. Die Bibel gleicht einer Landschaft mit erhabenen Bergen, Hügeln und weiten Ebenen. Alles gehört zusammen, aber nur von den Hügeln und Bergen hat man einen Überblick. Erst von dort kann man auch die Ebenen verstehen. Deshalb sollte, anders als ein Wanderer, der Bibelleser zuerst die Berge, dann die Hügel und schließlich die Ebenen erkunden. Zum Einstieg empfiehlt es sich also, die Bibel zunächst auswahlweise und abschnittsweise zu lesen.

Die Bücher und Schriften des Alten Testaments geben Bericht über Gottes Worte und Handeln, insbesondere mit seinem Volk Israel und von Gottes Verheißungen des kommenden Heils - des kommenden Retters, des Christus.

 

Gottes Geschichte mit seinem auserwählten Volk Israel ist zwar einzigartig, zugleich aber steht Israels Verhalten, sein Ungehorsam und das Erfahren von Gottes Gericht und Gnade auch als Mahnung, Warnung und Typisierung der heutigen christlichen Völker und der Kirche. Die vielen Speise-, Reinheits- und Opfergesetze und äußeren Kriegs- und Strafgesetze gelten aber nicht mehr für die Christenheit. Es gelten nur noch die Gebote des Alten Testaments, die Jesus und seine Apostel im Neuen Testament inhaltlich bestätigt haben. Das sind die 10 Gebote und das Gebot der Liebe zu Gott und unserem Nächsten (2.Mose 20, 3-17; 3. Mose 19, 18; 5.Mose 10, 12).

 

Das Neue Testament gibt Bericht von der Erfüllung der göttlichen Verheißungen in Jesus Christus, dem Retter für alle Völker, der uns durch sein Kreuz erlöst hat von der Sünde und dem ewigen Tod.

Wenn die Bibel über die Erzväter, die Richter, Könige und Propheten Israels wie auch über die Apostel berichtet, so geschieht das ohne Beschönigungen und ohne Verschweigen von Verfehlungen und Sünden. Die Bibel berichtet in nüchterner und realistischer Weise. Sie beschreibt keine makellosen Glaubenshelden, sondern berichtet wahrheitsgemäß auch über deren zum Teil grobe Sünden. Bereuen sie ihre Sünden, so vergibt ihnen Gott und benutzt sie weiter als seine Werkzeuge. Seit dem Sündenfall gibt es keinen sündlosen Menschen, als nur Jesus allein.

 

Bibelstellen werden allgemein wie folgt angegeben, z.B.:

1. Brief an die Korinther, Kapitel 10, Vers 16 = 1. Kor. 10,16  oder

2. Buch Mose, Kapitel 20, Verse 1 und 18 = 2. Mose 20, 1.18

Die nachstehenden Leseempfehlungen beschränken sich zumeist nur das Buch und die Kapitel.

 

Empfohlene Lesereihenfolge

 

Zum Kennenlernen des Wichtigsten - von Jesus Christus - sollte mit dem Bibellesen bei den vier Evangelien des Neuen Testaments begonnen werden. Sie beinhalten unterschiedliche Berichte von den Worten, dem Leben und Sterben Jesu Christi.

 

Zum besseren Gesamtverständnis des Neuen Testaments sollte paralell abschnittsweise und auswahlweise das Alte Testament gelesen werden.

 

Lesereihenfolge im Neuen Testament:

 

Die Evangelien

  1. Markus-Evangelium als das kürzeste Evangelium,

  2. Lukas-Evangelium mit Geburtsgeschichte Jesu und historischen Daten,

  3. Matthäus-Evangelium mit vielen Bezügen auf die Verheißungen des Alten Testaments,

  4. Johannes-Evangelium mit vielen deutlichen Aussagen zur Göttlichkeit Jesu Christi.

Die mit dem Lesen der vier Evangelien auftretenden Wiederholungen von bestimmten Geschehnissen und Worten Jesu sollten nicht als störend, sondern als Festigung, Ergänzung und Vertiefung verstanden werden.

 

Nach den Evangelien sollte die Apostelgeschichte des Lukas von der Mission, dem Werden und Wachsen der ersten christlichen Gemeinden gelesen werden.

 

In den Briefen des Neuen Testaments wiederholen, verstärken und entfalten die Apostel die Worte und Lehre Jesu, erläutern und vertiefen, was Jesus für uns getan hat und wie man als Christ in dieser Welt lebt.

 

Das letzte Buch der Bibel, die Offenbarung des Johannes, sollte aufgrund der vielfältigen und oft schwer deutbaren Bildersprache auch als Letztes gelesen werden. Von etlichen Sekten wird sie phantasievoll missdeutet, ja, missbraucht.

 

Texte für die christlichen Feiertage:

Weihnachten: Luk. 2, 1 – 20; Matth. 1, 18 ff.; 2, 1 – 12;             Joh. 1, 1 – 14;

Karfreitag: Mark. 14 -15; Luk. 22 – 23; Matth. 26 -27;              Joh. 18– 19,

Ostern: Mark. 16, 1 – 8; Luk. 24; Matth. 28, 1 – 10; Joh. 20 – 21;

Himmelfahrt: Apg. 1, 6 – 11;

Pfingsten: Apg.2.

 

 

Auswahlweise Lesungen aus dem Alten Testament:

 

 

Urgeschichte der Menschheit

  • Von der Schöpfung und dem Sündenfall 1. Buch Mose (Genesis), Kap. 1 – 4,

  • Sintflut und Noah 1. Mose, Kap. 6 – 9,

  • Turmbau zu Babel 1. Mose, Kap. 11, 1 – 8.

 

Geschichte der Erzväter Israels

  • Geschichte des Abraham, des Vaters des Glaubens (1.Mose 15, 6); Gott beruft Abraham und verheißt ihm und seinen Nachkommen das Land Kanaan und Segen, der über alle Völker kommen wird (1.Mose 12, 1- 3). Dramatischer Höhepunkt ist, wie Abraham seinen Sohn Isaak opfern soll, Gott dann aber einschreitet und ein Schafbock an seiner Stelle zum Opfer bestimmt (1.Mose 22). Dies ist ein prophetisches Bild für das Opfer des Sohnes Gottes Jesus Christus.

  • Geschichte des Isaak und Jakob; Gott bestätigt seine Verheißungen und Jakob erhält den Namen Israel 1. Mose, Kap. 24 – 35

  • Geschichte des Josef, der von seinen neidischen 11 Brüdern als Sklave nach Ägypten verkauft, dort aber Vize-König wird, seinen Brüdern verzeiht und sie in der Hungersnot auch nach Ägypten holt 1. Mose, Kap. 37 – 50

 

Geschichte von Mose und dem Auszug Israels aus Ägypten

 

Aus den Nachkommen des Josef und seiner Brüder wuchs ein Volk heran, das dann von den Ägyptern versklavt wurde. Gott beruft Mose, dass er das Volk aus der Knechtschaft Ägyptens führe und am Berg Sinai gibt Gott dem Volk seine 10 Gebote und schließt mit ihm einen Bund,

2. Buch Mose (Exodus), Kap. 1 – 20; 24 – 26; 32 - 34 und

5. Buch Mose (Deuteronomium), Kap. 34.

 

Geschichte des Josua, der mit Israel das von Gott gegebene Land Kanaan erobert,

Buch Josua, Kap. 1 – 3; 6; 8; 14; 23

 

Geschichten der Richter, die die Nachfolger des Josua waren und Israel gegen die Bedrohungen der Nachbarvölker verteidigen mussten:

Geschichte des Gideon, Buch Richter, Kap. 6 – 8,

Geschichte des Simson, Buch Richter, Kap. 13 - 16

 

Geschichte der Könige Israels

  • Saul wird vom Propheten Samuel zum König von Israel gesalbt, wird aber ungehorsam und deshalb von Gott verworfen; 1. Buch Samuel, Kap. 3, 8 – 15.

  • David wird nun auf Gottes Geheiß von Samuel im Verborgenen zum neuen König gesalbt; 1. Samuel, Kap. 15 – 16,

    David kämpft gegen Goliath, 1. Samuel, Kap. 17,

    siegt auch über die Amalekiter, 1.Samuel, Kap. 30,

    König Saul nimmt sich das Leben, 1. Samuel, Kap. 31.

    David wird König und erobert Jerusalem, 2. Buch Samuel, Kap. 2; 5 – 7,

    auch David sündigt, aber er bereut und Gott vergibt ihm, einen Tempel aber darf er nicht bauen, 2. Samuel, Kap. 11 – 12; 22.

    Aus dem Geschlecht Davids wird der kommen, dessen Königsthron ewig sein wird, der Christus.

  • Salomo, wird König, wird weise, reich und mächtig und darf den Tempel bauen, aber auch er sündigt. Zur Strafe werden sich nach seinem Tod die 10 nördlichen Stämme lossagen und ein eigenes Reich gründen, 1. Buch Könige, Kap. 1 – 6; 11 – 12.

 

Gottes Gerichte über Israel und Gottes Propheten

Die Könige des abgefallenen Nordreiches Israel und auch die davidischen Könige des Südreiches Juda mit Jerusalem brachen immer wieder Gottes Gebote. Ja, sie verehrten die Götter der Nachbarvölker und das Volk machte willig mit. Auch die Priesterschaft des Tempels schien versagt zu haben. Da berief Gott unmittelbar Menschen zu seinen Propheten. Sie sollten König und Volk mahnen, ihm seine Sünden vorhalten und zur Umkehr - zur Buße - rufen, aber man wollte die Propheten nicht hören, ja, man verfolgte sie. Dann ließ Gott durch die Propheten das bevorstehende Gericht durch fremde heidnische Völker ankündigen. Wobei die heidnischen Völker nur Werkzeuge waren, die ihrerseits für ihr Unrecht später auch noch zur Rechenschaft gezogen werden. Ein Rest Israels aber wird gerettet werden. Zwischen den Straf – und Gerichtsbotschaften wird aber auch immer wieder die Gnade Gottes und das kommende Heil und der Messias, der Christus, angekündigt.

 

Zuerst erging Gottes Gericht über das Nordreich Israel. Es wurde 722 v. Chr. von den Assyrern überrannt, zerstört und vernichtet. Die 10 nördlichen Stämme Israels wurden getötet, versklavt und von den Eroberern für immer aufgesogen, in der Geschichte untergegangen.

 

Über das Südreich Juda erging 605 v.Chr. Gottes Gericht. Juda mit Jerusalem wurde von den Babyloniern erobert und die führende Schicht sowie große Teile des Volkes der Juden wurden in die Gefangenschaft nach Babylonien verschleppt. Doch nach 70 Jahren durften die verschleppten Juden auf wunderbare Weise nach Judäa und Jerusalem zurückkehren, durften Stadt und Tempel wieder aufbauen.

 

Von diesen Geschehen und den Verheißungen auf das kommende Heil und den Messias, den Christus, berichten die Prophetenbücher. Die Umfangreichsten sind die des Jesaja, des Jeremia und des Hesekiel.

Das Buch des Jesaja wird häufig von Jesus angeführt. Im Kap. 53 wird prophetisch das stellvertretende Leiden und Sterben Jesu beschrieben.

Das Buch Daniel schildert Begebenheiten während der babylonischen Gefangenschaft sowie einen bildhaften Ablauf der Weltgeschichte. Da wird auch vom aus dem Himmel kommenden „Menschensohn“ geredet (Dan. 7, 13), eine Bezeichnung, die später Jesus für sich gewählt hat.

Das Buch Ester schildert ebenfalls eine Begebenheit in der babylonischen Gefangenschaft.

Die Bücher Esra und Nehemia schildern die Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft und den damit verbundenen Wiederaufbau Jerusalems und des Tempels.

 

Die Psalmen sind geistliche Lob- Dank- Bitt- und Klagegesänge – Gebetslieder - des Volkes Israel, insbesondere aus der Zeit Davids und der babylonischen Gefangenschaft. Die Kirche hat in vielen dieser Verse einen prophetischen Ausblick auf das kommende Heil in Jesus Christus gesehen und deshalb die Psalmen immer von Christus her verstanden, gesungen und gebetet.

 

Gott, der Herr, öffne jedem Leser der Bibel das Herz, dass es ihm zum Segen – zum Glauben und zum ewigen Leben diene.

 

D.L.

 

Hinweis auf die Verständnishilfen beim Bibellesen in

"Biblische Begriffe"

und

"Bibelauslegung"

 

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