ErntedankPsalm 104 .pdf
Adobe Acrobat Dokument 69.9 KB
16.Trin. Lk. 7, 11-17.pdf
Adobe Acrobat Dokument 64.0 KB
15.Trin. Gal. 5, 25 ff. - A4.pdf
Adobe Acrobat Dokument 65.5 KB
14.Trin. Röm. 8, 1,2.12-17 pdf.pdf
Adobe Acrobat Dokument 60.3 KB
13.Trin. Lk. 10, 25 ff Barmherziger Sama
Adobe Acrobat Dokument 85.0 KB
12.So.n. Trin. 1.Kor. 3, 9 ff .pdf
Adobe Acrobat Dokument 61.8 KB
11. Sonntag nach Trinitatis
11.Trin. Eph 2, 4 - 10.pdf
Adobe Acrobat Dokument 57.6 KB
10. Sonntag nach Trinitatis
10.Trin. Jer7V1ffIsraelsonntag.pdf
Adobe Acrobat Dokument 66.3 KB
9.Trin. Mt. 25, 14-30 Anvertraute Zentne
Adobe Acrobat Dokument 75.8 KB
8. Sonntag nach Trinitatis
Ihr seid das Salz der Erde und das Licht
8.Trin Mt 5,13f pdf.pdf
Adobe Acrobat Dokument 66.9 KB

2. Sonntag nach Trinitatis - Jesus lädt zum Abendmahl

Luk. 14, 16 - 24

 

Liebe Gemeinde,

das kennen doch sicher Viele von uns, Termine über Termine, einer jagt den anderen und da bleibt einem manchmal nichts anders übrig, als auch mal einen Termin abzusagen - zu "canceln" wie man heute sagt. Kann man denn die Geladenen nicht verstehen, daß sie aus einem wichtigen Grunde die Einladung zum Festmahl abgesagt haben? Aber keine der wirklich einleuchtenden Entschuldigungen läßt der Gastgeber gelten. Ist es nicht eine Überforderung und Zumutung, eine Einladung unbedingt jederzeit annehmen zu müssen; und ist es nicht geradezu lieblos und hart, wie der einladende Gastgeber auf die Entschuldigungen der Gäste voller Unverständnis zornig reagiert?

 

So wie es uns heute klar ist, so war auch damals den Zuhörern Jesu klar, dass mit dem Gleichnis nicht eine x-beliebigen Einladung gemeint war, sondern eine besondere Einladung zu einem großen Fest- und Freuden- mahl Gottes, bei dem sich alle Verheißungen Gottes erfüllen sollen - bei seinem großen Abendmahl - Und liebe Gemeinde, jedes unserer sonntäglichen Abendmahle soll auf dieses endzeitliche Festmahl in der Herrlichkeit Gottes ein prophetisches Vorzeichen, eine Verheißung, ja, ein Vorgeschmack sein. Und das gibt unserem sonntäglichen Abendmahl einen Fest- und Freudencharakter, und das soll uns immer wieder auch bewußt werden.

 

Und da stellt sich natürlich die Frage, was es eigentlich Wichtigeres geben könne, als dieser Einladung Gottes zu folgen - heute, wie auch zu dem endzeitlichen großen Abendmahl. Gott lädt uns doch nicht vor, damit wir Rechenschaft ablegen müssen, sondern er lädt uns zu seinem Fest- und Freudenmahl ein. Man sagt heute, man müsse eben "Prioritäten setzen". Das, was einem am Wichtigsten und Liebsten ist, da geht man hin, das tut man. Wie viel Phantasie und Energie bringen junge Leute auf, um unbedingt Ihre Liebste oder Ihren Liebsten zu treffen. Da werden alle Hindernisse überwunden, alles andere wird beiseite geschoben, als gäbe es nur sie beide. Weil das schon immer so war, weil das schon von Gott in der Schöpfung so angelegt worden ist, deshalb wird ja in der Bibel so oft der Vergleich und das Bild von der Braut und dem Bräutigam für das Verhältnis des Gottesvolkes und der Gemeinde zu Gott gebraucht. So sollen wir zu Gott stehen, so ist es von Gott her gedacht, so steht Gott auch zu uns - er ist treu und liebevoll wie ein Bräutigam zu seiner Braut - Aber wie stehen wir zu Gott? Sind wir ihm immer treu und zuverlässig und wenden wir ihm immer unser Herz bedingungslos zu?

 

Mancher fragt dennoch im Herzen: Hatten die Gäste nicht doch tatsächlich wichtige Gründe, die es ihnen wirk- lich fast unmöglich machten, der Einladung zu folgen? Da hast du schon längere Zeit einen Termin beim Notar für den Kauf eines Grundstücks, da hast du selber Hochzeit angesetzt und dann kommt da eine überraschende Ein- ladung. Ist es da nicht verständlich, dass du dich entschul- digst, dass du nicht kommen kannst? Ist Jesus denn so hart, dass er selbst solche trifftigen Gründe nicht gelten läßt?

 

Liebe Gemeinde, so ganz überraschend, wie man das bei oberflächlichem Hören denken könnte, kam die Einladung nicht. Zu damaliger Zeit war es, nicht viel anders als heute, üblich, dass zu einem großen Festmahl die Einladung schon sehr frühzeitig ausgesprochen wurde. Dass also schon jeder wußte, an diesem Tag bin ich zum großen Festmahl eingeladen. So wie man heute schon Monate oder Wochen vorher eine Einladung zur Hochzeit, zum Jubiläum o.ä. bekommt, aufmerksame Gastgeber dann aber trotzdem nochmal kurz vor dem Termin an die Einladung erinnern: "Vergiß nicht, morgen ist mein Fest!" So war das auch in Jesu Gleichnis. Der Gastgeber hatte rechtzeitig die Gäste eingeladen und kurz vor Festbeginn sandte er zur Erinnerung nochmal seinen Bediensteten aus, der zu den Eingeladenen sprach: "Kommt, denn es ist alles bereit!" Stelle dir vor, du hättest dir viele Gäste zu einem besonderen Fest einladen, vielleicht zur Silberhoch- zeit oder zum Jubiläum, hast alles aufs Beste vorbereitet und rufst voller Freude die Gäste kurz vorher nochmal an und die sagen dann alle der Reihe nach ab: "Ich kann leider nicht kommen, denn ich habe mir etwas anderes Wichtigeres vorgenommen."

 

Das ist die Situation, von der Jesus anklagend spricht. Was ist eigentlich mit diesen Gästen los? Der Fest- termin stand lange genug fest. Entweder haben sie die Einladung des Gastgebers von Anfang an nicht wichtig genommen, ja, das Fest und den Gastgeber gering geschätzt - den Termin vergessen und den Tag ander- weitig verplant; oder ihnen war der Termin durchaus noch im Gedächtnis, aber die andere Sache war ihnen viel wichtiger, viel lieber als das langweilige Fest und der Gastgeber, zu dem sie wohl kein besonderes Verhältnis hatten. Da kamen ihnen ihre anderen Termin als Ausrede gerade recht. Da können wir den Zorn des Gastgebers doch wohl verstehen. Der hat ja recht. Ich würde auch sagen, dass ich diese geladenen Gäste nie wieder einladen und nie wieder sehen wollte. Das können wir nachem- pfinden, aber damit erschöpft sich der Inhalt des Gleich- nisses noch nicht, ganz im Gegenteil.

 

Das Gleichnis stellt nicht nur die Situation der Juden damals, sondern auch die der äußeren Christenheit heute dar. Die Einladung Gottes ist uns schon sehr lange bekannt, schon seit unserer Taufe werden wir immer wieder neu auf Gottes Einladung hingewiesen. Seit wir denken können, wissen wir, dass Gott jeden von uns zu jedem Feiertag, zu jedem Sonntag einlädt. Und kommen wir immer auf diese Einladung Gottes? Oder sagen wir nicht zuweilen, an diesem Tag habe ich aber etwas anderes, etwas Wichtigeres, ja etwas Schöneres vor?

 

Unser ganzes Volk, die Völker der ganzen west- lichen Welt kennen die Einladung Gottes in seinem Sohn Jesus Christus, aber sie haben unendlich viele Ausreden dafür, dass sie nicht kommen. Und die Knechte Gottes, die Prediger des Evangeliums, sagen den Geladenen immer wieder: "Kommt her, denn es ist alles bereit." Aber dann kommen die vielen Ausreden: "Was soll das überhaupt für eine Einladung sein, die da vor 2000 Jahren ergangen sein soll? Wir haben jetzt keine Zeit, wir leben nicht mehr in biblischen Zeiten oder im Mittelalter. Wir müssen uns jetzt um Wirtschaft, Finanzen und um unseren Wohlstand kümmern, falls wir dann noch Zeit haben auch ein bißchen um das Wohlergehen der Völker in der dritten Welt. Über solche Verächter seiner Einladung spricht der Herr zu seinem Knecht: "Geh schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und führe die Armen, Verkrüppelten, Blinden und Lahmen herein. Geh hinaus auf die Landstraße und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, dass mein Haus voll werde" - Was heute heißt: Geh schnell hinaus zu denen, die am Rande dieser sich christlich nennenden Gesell- schaft leben - die sich nicht christlich verstehen und nicht kirchlich aufgewachsen sind. Gehe in die dritte Welt, nach Afrika und Asien und lade dort die Menschen und Völker zu meinem Festmahl ein. Und das geschieht in der Gegen- wart, in der dritten Welt kommen immer mehr Menschen und Völker zu Christus, während es bei uns immer weniger werden. Ich denke da an Äthiopien, an Südkorea, Taiwan und an Rot-China und andernorts, dort wächst die Kirche Jesu Christi, teil öffentlich, teils im Verborgenen, weil sie bedrängt und verfolgt wird. - dass geschieht, wie Christus sagt "damit mein Haus voll werde".

 

Aber dann spricht der HERR: "Denn ich sage euch, dass keiner der eingeladen war und nicht gekommen ist, mein Abendmahl schmecken wird."

 

Die, die nicht kommen, werden das Abendmahl des Herrn nicht schmecken und selbst wenn sie kämen, würde ihnen das Abendmahl nicht schmecken. Sie legen keinen Wert auf die Vergebung ihrer Sünden und auf die Gemeinschaft mit dem Herrn Christus und deshalb werden sie auch in der Ewigkeit und Herrlichkeit nicht bei ihm sein. Das ist das Gericht, dass sich die selbst bereiten, die die Einladung Christi verachten. Gott zwingt niemanden an seinem gegenwärtigen und zukünftigen Abendmahl teilzunehmen, aber er ruft immer wieder, er lockt immer wieder mit warm- herziger Stimme: "Kommt, denn es ist alles bereit." Um diesem Ruf, dieser Einladung zu folgen, mußt du weder besonders gebildet sein, noch gesund oder stark sein, du mußt nicht mit einer besonderen Leistung oder einem Opfer oder Geschenk kommen, sondern der Herr will dich ja bei seinem Abendmahl bewirten und beschenken. Du kannst kommen, so wie du bist, als ein Armer, als ein Verkrüppelter, Blinder oder Lahmer. Dabei geht aber die Einladung nicht nur und zuerst an äußerlich Behinderte, sondern vor allem an die Menschen mit solchem Herzens- zustand. - Obwohl so Manchem die äußerliche Bildung, Gesundheit, Stärke, Aktivität und der Erfolg zum Fallstrick wird, weil er das alles viel wichtiger nimmt, als die Einladung Jesu. Weil er meint aufgrund seiner Fähigkeiten und Stärke auf Jesu Einladung verzichten zu können.

 

- Aber unabhängig von unserem äußeren Ergehen - selbst wenn wir äußerlich reich, gesund und gebildet sind - müssen wir selbstkritisch und bußfertig erkennen, dass wir vor Gott im Geiste arm sind - was könnten wir ihm schon Gutes vorzuweisen oder bringen? Wir müssen auch ein- räumen, dass wir seelisch alle ein stückweit verbogen und verkrüppelt sind; dass wir in der Erkenntnis Gottes "blind" und in dem Eintreten für das Evangelium Jesu Christi, wie wir auch in der Liebe zu Gott und dem Nächsten recht "lahm" sind. Das bekennt auch so ein Mann wie Martin Luther mit seinen letzten Worte auf dem Sterbebett: "Wir sind Bettler, das ist wahr." Als solch ein Bettler bist du vom Herrn herzlich eingeladen, wie er zu seinem Boten spricht: "Geh schnell hinaus und führe die Armen herein, dass mein Haus voll werde." Du bist eingeladen, dir deine Sünden am Tisch des Herrn vergeben zu lassen und dich mit seiner Gemeinschaft und dem ewigen Leben be- schenken zu lassen und mit ihm ein Freudenmahl zu feiern. Und der Herr wird dich durch seinen Geist erneuern, plötzlich oder auch Stück für Stück, dass du in deinem Alltag der Sünde zu fliehen versuchst. Und wenn du doch wieder auf sie hereingefallen bist, wirst du wieder zum Herrn Christus eilen und dir wieder deine Sünde vergeben lassen, damit du wieder getrost einen Neuanfang hast. Immer wieder spricht der Herr Christus zu dir: Komm, denn es ist alles bereit, komm zu mir, zu meinem Wort und Abendmahl, dass du froh und getrost und deines Heiles gewiß wirst und bleibst.

 

Und das spricht er zu dir auch am Ende der Welt und deines Lebens:

Komm her zu meinem Abendmahl, iß und trink und freue dich mit mir in meiner Herrlichkeit und Ewigkeit.

Amen

Trinitatisfest
Trinitatis Eph. 1, 3-14 .pdf
Adobe Acrobat Dokument 79.9 KB
Apg.2,22ff, Pfingstpredigt.pdf
Adobe Acrobat Dokument 83.1 KB
Himmelfahrt18.pdf
Adobe Acrobat Dokument 77.4 KB
Himmelfahrt Eph. 1, 20-23.pdf
Adobe Acrobat Dokument 62.1 KB

Osterpredigt

Liebe Gemeinde Jesu

 

ich grüße euch mit dem österlichen Gruß, und erwarte eure kräftige Antwort:

 

Der Herr ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden.

 

Gnade sei mit euch, von dem, der da war, der da ist und der da kommt – Jesus Christus, gestern heute und der derselbe in Ewigkeit – Amen.

 

Lasst uns ein Wort aus dem 2. Brief des Apostel Paulus an seinen Schüler Timotheus, Kapitel 2, Vers 8a hören:

 

Halt im Gedächtnis Jesus Christus, der auferstanden ist von den Toten, aus dem Geschlecht Davids.“

 

Wer das einmal mit kritischen Ohren hört, dem können schon fragwürdige, ja belustigende Gedanken kommen. Ich will es euch gleich vorstellen, und ihr dürft darüber durchaus mal lachen, denn am Ostertag haben Christen allen Grund sich über unsere Erlösung zu freuen und auch Grund über Tod und Teufel zu lachen, denn sie sind von unserem Herrn besiegt - haben verloren auf der ganzen Linie, sind nur noch Pappkameraden aus der „Augsburger Puppenkiste“. Daran sollen wir immer denken, wenn sie uns dennoch in unserem Leben bedrängen und wieder Angst machen wollen.

 

Nun aber zu den kritisch beleuchteten Worten des Apostels Paulus. Da schreibt doch sinngemäß der große Heidenapostel Paulus an den jungen Timotheus, der mehr oder weniger schon der Vertreter des Paulus war und der in den Gemeinden schon Bischöfe eingesetzt und ordiniert hatte: „Lieber Timotheus behalte im Gedächtnis, vergiss bloß nicht, dass Jesus Christus von den Toten auferstanden ist.“ Also ich vergesse ja auch schon vieles, aber … Ist der Paulus schon etwas senil geworden, dass er so etwas schreibt, oder ist der Timotheus etwas sehr schlicht und einfältig, dass er sich nicht mal das Wichtigste merken kann und daran erinnert werden muss? Ironisch gefragt, wie und was hat dieser Timotheus dann wohl bisher gepredigt?

 

Liebe Gemeinde, sicher habt ihr gemerkt, dass so das Wort des Paulus nicht verstanden werden kann. Und das von mir dargestellte falsche Verständnis kann einen gestandenen Christen nur belustigen. Aber wir haben auch bemerkt, dass der Widersacher Gottes, der Teufel, biblische Worte falsch verstehen lassen kann, um Menschen in die Irre zu führen. Er ist eben der große Diabolos – der „Durch-einanderbringer“ – aber wir haben es gemerkt und darüber gelacht oder gelächelt.

 

Aber Vorsicht, es gelingt ihm doch auch immer wieder, ein falsches Verständnis vom Wort Gottes auszu-streuen. Das sehen und hören wir, wenn wir so manche Verlautbarung, so manche Predigt, aus der EKD hören. In diese Richtung gesprochen werden die eben gehörten Worte des Apostel Paulus, selbst in ihrem vordergründigen Sinn, noch zur ernsten Mahnung: „Vergesst doch nicht, dass Jesus Christus von den Toten auferstanden ist. Ihr habt es doch schon mal gehört, ihr seid doch darauf getauft, konfirmiert, ja, ordiniert!“ Und man möchte Paulus weiter reden lassen (1. Kor. 15, 14.19-22): „Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsere Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich. Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen.“ Wenn ihr meint, Jesus hat nur ein paar gute Ratschläge für euer Leben hier in der Welt, dann seid ihr im Elend, nämlich in der Verlorenheit der Sünde und des Todes, ohne alle Hoffnung auf die Gnade und Vergebung Gottes, ohne Hoffnung auf das ewige Leben. Und ihr beleidigt und degradiert Jesus, den Sohn Gottes, zum guten Redner, Menschenversteher und Sozialarbeiter, der dann mit seinem Konzept leider gescheitert und am Kreuz furchtbar geendet ist. Das aber ist falsches weltliches Evangelium – diabolisches Evangelium - wahres Evangelium ist immer Oster-Evangelium, wie Paulus schreibt: „Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind. Denn da durch einen Menschen der Tod gekommen ist, so kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. Denn wie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden.

 

Aber zurück zu unserem Wort des Paulus, das ich eingangs so kritisch missdeutet habe: Halt im Gedächtnis Jesus Christus, der auferstanden ist von den Toten. Was meint Paulus mit „Halt im Gedächtnis“ oder man kann auch übersetzen „Gedenke“ an Jesus Christus, der auferstanden ist von den Toten? Es geht dabei nicht zuerst um die Warnung vor einem versehentlichen Vergessen! Wir kennen ein vergleichbares Wort von Jesus als er das Heilige Abendmahl eingesetzt hat: „Dies tut zu meinem Gedächtnis.“ Bei diesen Worten geht es Jesus auch nicht zuerst darum, sicherzustellen, dass ihn seine Jünger nicht vergessen. Reformierte meinen das irrtümlich und hören aus den Worten nur die Aufforderung, sich an Jesus zu erinnern.

 

Doch ist das „Dieses tut zu meinem Gedächtnis“ wie auch dieses „Halte Jesus im Gedächtnis“ viel mehr, als ein Appell gegen ein Vergessen und auch mehr als nur eine Aufforderung zum rückwärts gewandten Erinnern.

 

Natürlich sollen wir Jesus nicht vergessen und uns daran erinnern, was er für uns getan hat, aber das muss Paulus nicht dem Timotheus und auch nicht der Kern- gemeinde nochmal besonders schreiben, das ist doch selbstverständlich. Das kann und soll man denen mahnend sagen, die sich von der Gemeinde und Kirche, ja von Christus, entfernt haben - den Randsiedlern und Restanten. Mag sein, dass Paulus nebenbei den Timotheus auch dazu auffordern will, im Sinne von „Halte es denen im Gedächtnis“, in dem du es ihnen immer wieder sagst und predigst.

 

Doch der eigentliche und tiefere Sinn des „Halte im Gedächtnis Jesus Christus, der auferstanden ist von den Toten“, ist die Aufforderung zu einem lobpreisenden Bekenntnisses vor der Welt – zur Öffentlichkeitsarbeit und Mission. Dass die Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit in Jesus Christus kommen, dass dieser Jesus aus dem Geschlecht des Königs David, der den Juden verheißene Messias und zugleich der Christus für alle Menschen ist. Der nach seinem Tod am Kreuz von den Toten auferstanden ist und dem Tod die Macht genommen hat und uns auch die Auferstehung ins ewige Leben verheißen und gebracht hat – glaubt es ihm, zu eurer Seligkeit! - „Halt im Gedächtnis Jesus Christus“ meint, bekennende, missionarische, lobpreisende Verkündigung des Evangeliums.

 

Dabei soll Timotheus nicht nur rückwärts gewandt an Jesu Auferstehung erinnern, sondern er soll vorwärts gewandt die mit der Auferstehung Jesu verbundenen Verheißungen verkündigen. Timotheus soll sich und der Gemeinde die Verheißung Jesu im Bewusstsein halten, dass Jesus uns am Jüngsten Tag auferwecken wird zum ewigen Leben. Allen Menschen soll das als frohe Botschaft und Einladung verkündigt werden - dass die, die an Christus glauben auch wie Christus auferstehen werden. Er ist der Erstling der Auferstehung, uns wird er nachholen.

 

„Halt im Gedächtnis Jesus Christus, der auferstanden ist“, meint: Lebt in eurem Alltag in der Verheißung und Erwartung, dass Jesus euch zum ewigen Leben auferwecken wird. Wir haben sogar schon den Beginn der Auferstehung jetzt und hier, wie uns Paulus schreibt (Kol. 2, 12): „Mit ihm (Christus) seid ihr begraben worden durch die Taufe, mit ihm seid ihr auch auferstanden durch den Glauben aus der Kraft Gottes, der ihn auferweckt hat von den Toten.“ Nun warten wir auf die Vollendung dessen, was Gott mit uns bei unserer Taufe begonnen hat – die Vollendung durch die Auferstehung unseres Leibes und Fleisches am Jüngsten Tag. Diese Verheißung unserer Auferstehung sollen wir im Gedächtnis halten, Christi Verheißung der Auferstehung verinnerlichen, zu Herzen nehmen, dass wir uns unserer Auferstehung und unseres Heils ganz gewiss werden und bleiben, und getröstet und voller freudiger Hoffnung und Erwartung leben und einmal auch sterben. Dass wir in Tod und Teufel tatsächlich nur noch „Pappkameraden“ sehen.

 

Zu diesem Im-Gedächtnis-halten gehört auch, dass wir um das baldige Kommen Jesu Christi zur Erfüllung seiner Verheißungen und zur Vollendung unserer Auferstehung bitten. Wie die ersten Gemeinden in aramäisch, der Sprache Jesu, gebetet und gerufen haben (1. Kor. 16, 22; Offb. 22, 20): „Marana tha – unser Herr, komm.“ Und der Herr gedenkt seiner Verheißung und wird bald kommen. In dieser Weise sollen wir „des Herrn gedenken“, so „ihn im Gedächtnis halten“ - ihn kindlich und lobpreisend an seine Verheißung erinnern und ihn bitten, unserer zu gedenken.

 

Jesus im Gedächtnis halten, seiner gedenken, heißt also, dass wir ihn bitten, unserer zu gedenken. Es ist Eintritt in eine Wechselseitigkeit zwischen uns und Jesus. Und wenn der Herr unser gedenkt, dann sind das nicht folgenlose Gedanken, sondern es wird zum Geschehen - sein liebevolles Kommen zu uns. Jetzt noch im Geist, einmal aber auch von Angesicht zu Angesicht.

 

So gefüllt sind auch die Abendmahlsworte Jesu, wenn er spricht „dies tut zu meinem Gedächtnis“. Sie sind nicht nur erinnernd rückblickend auf sein Kreuzesopfer und seine Auferstehung hin zu verstehen, sondern ausgeprägt vorwärtsblickend auf die Verheißung seiner Wiederkunft, auf seine Ewigkeit, in der er dann mit uns wieder gemeinsam vom Gewächs des Weinstock trinken wird. Der Abend- mahlstisch hier ist der Vorgeschmack und Beginn seines Kommens und seines Freudenmahles der Ewigkeit. Weil auf unser Gedenken und Bitten hin der Herr seiner Verheißungen gedenkt, kommt er zu uns, jetzt noch verborgen in, mit und unter Brot und Wein. Wir dürfen hier schon schmecken, wie freundlich der Herr ist und uns seiner Gegenwart freuen und unseres Heils gewiss sein. Wir dürfen und sollen beten und bitten: Gedenke deiner Verheißungen und komme bald. Wie wir beim Abendmahl lobpreisen: „Geheimnis des Glaubens - Deinen Tod, o Herr verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis Du kommst in Herrlichkeit.“ Mit den letzten Worten der Bibel antwortet uns Jesus: „Ja, ich komme bald“ und wir wiederum antworten freudig: „Amen – ja, komm, Herr Jesus!“

 

Das alles soll uns gesagt sein mit „Halt im Gedächtnis Jesus Christus, der auferstanden ist von den Toten.“ - zu unserem Trost, zur Gewissheit unseres Heils, zu unserer Freude – zur Osterfreude, Amen

 

 

 

Predigt zu Karfreitag über Joh. 19, 16 - 30

 

Da überantwortete Pilatus ihnen Jesus, dass er gekreuzigt würde.

 

Sie nahmen ihn aber, und er trug sein Kreuz und ging hinaus zu der Stätte, die da heißt Schädelstätte, auf hebräisch, Golgatha. Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere zu beiden Seiten, Jesus aber in der Mitte.

 

Wie hatten sie geschrien: Weg, weg mit dem! Kreuzige ihn! Jetzt hatten sie ihren Willen von Pilatus bekommen. Diesen unbequemen Prediger, der sie immer wieder auf ihre Sünden hinwies und sie zur Umkehr und Buße mahnte, der die religiöse Führung, die Priester und Schriftgelehrten kritisierte, der sich anmaßte, in Gottes Vollmacht zu reden und zu handeln - ja, der zuletzt beanspruchte Gottes Sohn zu sein, den würde man nun endlich ein für alle mal los werden.

 

Wir fragen, wie konnte sie nur so verblendet sein, so blind und so taub für Jesu göttliche Botschaft und für Jesu göttliche Person? Wie konnten sie sich nur in solchen Haß steigern? Wie konnten sie nur so ungerecht und grausam sein, einen unschuldigen frommen Mann Gottes zu Tode zu bringen? Das ist ja wohl einmalig. Immer wieder haben sich Menschen Gedanken über das Todesurteil Jesu gemacht. War es bewußter Justizmord oder war es ein Justizirrtum? Aus jüdischer Sicht war es die verdiente rechtlich ordentliche Strafe für eine Gottes-lästerung, wie sie meinten. Und aus römischer Sicht eine Strafe für einen vom Hohenrat angezeigten angeblichen Anspruch Jesu auf den jüdischen Königsthron. Wer sind nun die eigentlichen Schuldigen, wer die eigentlichen Mörder Jesu? Wer trägt am meisten Schuld an seinem Tod, die Juden oder die Römer? Und wenn beide, dann waren eben beide verabscheuungswürdige Völker in finsterer geschicht-licher Zeit. Doch so einfach und oberflächlich läßt sich die Schuld an Jesu Kreuzigung nicht zuweisen.

 

Das unschuldige Leiden und Sterben Jesu am Kreuz ist ein einmaliges Geschehen in der Menschheits-geschichte, dass mit keinem anderen Geschehen vergleichbar ist. Auch nicht mit den tausenden Anderen, die in dieser Zeit auch gekreuzigt wurden, etwa bei den jüdischen Aufständen oder beim Sklavenaufstand des Spartakus, auch nicht vergleichbar mit anderen Justiz-morden oder - irrtümern und auch nicht vergleichbar mit den vielen Völkermorden in der Geschichte, ja, auch nicht mit dem furchtbaren Holocaust am jüdischen Volk.

 

Die Unvergleichlichkeit des Kreuzestod Jesu liegt nicht darin, dass der Haß, die Grausamkeit und Ungerechtigkeit nicht mehr überboten werden könnten. Die Einzigartigkeit des Kreuzestod Jesu liegt darin, dass sich Gottes eingeborener Sohn freiwillig in die Hände der Menschen begeben hat und sich von ihnen unschuldig - ohne Fluchtversuch und Gegenwehr - ungerecht und grausam hat umbringen lassen. Und dass Jesus damit unsere Erlösung gewirkt hat.

 

Das ist für die weltliche Vernunft unbegreiflich, wie Paulus schreibt: "Das Wort vom Kreuz ist eine "Torheit" denen, die verloren gehen, uns aber, die wir selig werden, ist's eine Gotteskraft."

 

Uns ist es eine Gotteskraft, weil wir wissen und glauben, weshalb und wozu Jesus ans Kreuz gegangen ist. Wie Johannes der Täufer von Jesus spricht: "Siehe das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt." Jesus hat die Sünden aller Menschen aller Zeiten auf sich genommen - also auch meine und deine - und für diese Sünden, für diese Schuld, hat er die gerechte Strafe Gottes erlitten – Fluch und Tod, den schmachvollen und grausamen Tod eines Verbrechers am Kreuz.

 

Stellvertretend für die sündige Menschheit, die diese gerechte Strafe des Todes verdient hat, starb er. Jesu Tod am Kreuz war ein Opfertod. So wie früher der Priester im Tempel zur Vergebung der Sünden eines Menschen oder auch der Sünden des ganzes Volkes ein Tier, ein Lamm geschlachtet hat, so ist Jesus gekommen und hat als der eine "wahre Hohepriester" und zugleich als das eine "wahre Opferlamm" sich selbst in den Tod gegeben - hat sich am Stamm des Kreuzes als Opfer zur Vergebung unserer Sünden dargebracht.

 

Und weil das so ist, daß Jesus auch für meine und deine Sünde am Kreuz gelitten hat und gestorben ist - sich für dich und mich geopfert hat - deshalb sind eben nicht nur die von damals - die Juden und Römer - an seinem Tode schuld, sondern alle Menschen, weil sie alle Sünder sind und so eben auch wir. Ja, er ist auch wegen unserer Sünden am Kreuz gestorben, wegen meiner und deiner. Das läßt uns immer wieder tief erschrecken, wenn wir am Gekreuzigten auch unsere Sünde sehen. Daß wir nach Gottes gerechtem Gesetz die Strafe des Todes für unsere Sünden verwirkt und verdient haben, und daß auch für unsere Sünde Jesus ans Kreuz gegangen ist. Mit unserer Sünde haben auch wir Jesus ans Kreuz gebracht.

 

Dieses Erkennen läßt uns beschämt und schmerz-haft unserer Sünde gedenken. Dazu soll uns gerade der Karfreitag immer wieder anhalten: Bekennen, daß wir gesündigt haben, daß wir aufgrund der immer noch in uns wohnenden Veranlagung zum Sündigen - der Erbsünde - Sünder sind, die von Gott die Strafe des Todes und der Verdammnis verdient haben.

 

Zugleich aber ist uns das Kreuz Christi eine Gotteskraft, das heißt ein Segen, eine Lebenskraft, ein Trost, eine gewisse Hoffnung. Denn das Kreuz Christi verkündet uns, daß Jesus Christus stellvertretend für all unsere Sünden gestorben ist. Wenn wir ihm das glauben, wenn wir auf seinen Opfertod zu unserem Heil vertrauen, dann haben wir die Vergebung all unserer Sünden und das ewige Leben. Für uns ist Jesus gestorben, wie er von sich spricht, daß er gekommen sei, zu dienen und sein Leben zu geben zu einer Erlösung für Viele. Und wie er zu uns spricht: Niemand hat größere Liebe, daß er sein Leben läßt für seine Freunde - ihr seid meine Freunde. Daß die Juden damals "Jesus- nicht- zuhören- und nicht- erkennen- wollten", ihn haßten und ihn um jeden Preis "los sein wollten", ist nicht etwa auf einen besonders nieder-trächtigen Charakterzug der Juden zurückzuführen, wie das Antisemiten behaupten, sondern die damaligen Juden stehen stellvertretend für die Menschen aller Zeiten. Dieses "Jesus- nicht- ertragen- können und ihn- los- sein- wollen" ist keine Einmaligkeit und kein Aus-rutscher in der Geschichte und eben auch nicht begründet in besonderer Bosheit der Juden. Jesus und seine Botschaft wird doch immer wieder bis hin in unsere Zeit abgelehnt. Seine Jünger und Verkündiger seiner Botschaft des Evangeliums werden unterdrückt und verfolgt, und, ja, auch ermordet. Das zwanzigste Jahrhundert ist das Jahrhundert mit den meisten christlichen Märtyrern. Und hin zur letzten Zeit wird sich das noch steigern. Nicht umsonst spricht Jesus: Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst - d.h. der hänge sein Herz nicht an sein leibliches Leben und Wohlergehen - sondern nehme sein Kreuz auf sich und folge mir.

 

Wir hören weiter Joh. 19, 19 – 22:

 

Pilatus aber schrieb eine Aufschrift und setzte sie auf das Kreuz; und es war geschrieben: Jesus von Nazareth, der König der Juden.

 

Pilatus hatte den Namen Jesu und die Begründung für das Todesurteil, was zugleich als eine Verhöhnung der Juden gedacht war, am Kreuz anbringen lassen. Es sollte eine Erklärung für alle Vorbeikommenden sein. Was Pilatus geschrieben hatte, damit hatte er aber in einem ganz anderen Sinne Recht! Es waren ungewollt prophetische Worte eines Heiden! Diese Worte kann bis auf den heutigen Tag jeder lesen, der auf ein Kruzifix sieht. Der Gekreuzigte ist Jesus von Nazareth, der König der Juden. Jesus von Nazareth ja, aber König der Juden? Das paßte den damaligen Juden nicht, sie hörten den Hohn des Pilatus heraus. Und die Leute heute verstehen es überhaupt nicht. Damals wie heute sagen sie: Der war doch gar kein König, das hat er doch nur von sich behauptet. Ein König-sein, meint doch ein Machthaber zu sein. Wie kann Jesus denn da von sich in Anspruch nehmen ein König zu sein, er war doch völlig machtlos? Das hatte ihn Pilatus schon im Verhör gefragt. Und Jesus hatte ihm geantwortet: Ja, ich bin ein König, aber mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darum kämpfen, daß ich nicht über-antwortet würde, um gekreuzigt zu werden. Was also meint Jesus, wenn er sagt: Ja, ich bin ein König? Das ist die Frage der Menschen bis heute, wenn sie über dem Kreuz Jesu das Schild „INRI“ - Jesus von Nazareth König der Juden lesen.

 

Jesus ist der König des Gottesvolkes zu dem alle gehören, die an ihn glauben, egal aus welchen Völkern sie stammen. Aber eben nicht als ihr weltlicher König, sondern als der Retter-König Gottes, wie er seit Jahrhunderten von den Propheten verheißen war. Der König, durch den Gott selbst sein Volk der Glaubenden aus allen Völkern retten und regieren will. Der König, in dem Gott selbst gegenwärtig ist.

 

Und das soll der sein, der da am Kreuz hängt? Da ist doch nichts von Königtum und Rettung zu sehen, sondern nur von Ohnmacht und Scheitern. Und damit wird Jesus auch noch am Kreuz verspottet: Hilf dir nun selber. Der Christus, der König in Israel, der steige nun vom Kreuz, daß wir sehen und glauben.

 

Das war die Einstellung der Juden damals und das ist die Einstellung der ungläubigen Menschen bis heute: Jesus, nur wenn wir deine Macht sehen könnten, nur dann könnten wir dir glauben, daß du ein König bist und uns retten kannst.

 

Wenn es um eine Rettung vor einem äußeren weltlichen Feind ginge, etwa damals vor den Römern, dann haben sie ja Recht, denn gegen äußere Feinde braucht man äußere Macht und die sahen sie bei Jesus nicht, schon gar nicht, als er da am Kreuz hing.

 

Aber es ging ja Jesus nicht um eine Rettung vor äußeren Feinden und um ein äußeres Regieren. Gerade dazu ist er nicht in die Welt gekommen - was hätte uns das heute auch noch genützt, wenn er damals die Römer aus dem Land gejagt hätte? - Nein, Jesus ist in die Welt gekommen, um uns vor dem Gericht über unsere Sünde, vor dem Tod der Verdammnis und der Gewalt des Teufels zu retten und er will unsere Herzen als König regieren anstelle der Sünde und des Teufels. Nicht König der Welt wollte Jesus sein, sondern als der Sohn der König Gottes, König des Lebens und der Ewigkeit, König unserer Herzen will er sein und er ist es allen, die an ihn glauben.

 

Seinen königlichen Auftrag, das göttliche Königtum, konnte Jesus nur durch sein stellvertretendes Leiden und Sterben, durch sein Opfer am Kreuz vollbringen - entgegen der weltlichen Vernunft, der das Kreuz nur als ein Scheitern und als eine Torheit erscheint. Aber durch sein Kreuzopfer hat Jesus als unser König unsere Erlösung von Sünde, Tod und Teufel ein für alle mal vollbracht. So spricht er am Kreuz seine letzten Worte: Es ist vollbracht! und neigte das Haupt und verschied.

 

 

 

Laßt uns Jesus dafür ewig danken und ihm, dem Sohn Gottes, als unseren König im Glauben in seinem Reich nachfolgen - jetzt schon hier als seine Jünger und Gemeinde auf dem Weg sein in sein Königtum, in seine Herrlichkeit und Ewigkeit. Durchs Kreuz zur Krone, das war der Weg Jesu Christi und das ist auch unser Weg. Durch alle Anfeindungen und Beschwernisse dieser Welt und zuletzt durch den Tod hindurch hinauf zu seiner Herrlichkeit. Wie der Herr spricht, ich will euch alle zu mir ziehen, wo ich bin, da sollt auch ihr sein.

 

 

 

Palmsonntag Predigt zu Joh 12, 12-19

Liebe Gemeinde,

In Jerusalem wurde in jedem Jahr das Passahfest gefeiert. Das Volk sollte sich daran erinnern, wie Gott sein Volk durch Mose aus der Gefangenschaft Ägyptens befreit hatte. Passah war ein fröhlicher Feiertag des ganzen Volkes. Wie etwa unser „Tag der deutschen Einheit am 3. Oktober“, nur dass wir leider kaum daran denken, dass auch wir unsere Einheit und Freiheit Gott zu verdanken haben. Aus dem ganzen Land, ja, aus der ganzen damals bekannten Welt kamen Juden und auch etliche Griechen nach Jerusalem, um dort an den feierlichen Passah-Gottesdiensten am Tempel teilzunehmen. Es war auch ein großes Familien-treffen, man traf alle Verwandten und Bekannten und feierte zusammen. Die Stadt war mit Besuchern, mit Pilgern, überflutet.

 

Und in diesem Jahr ging von Mund zu Mund, dass auch wieder Jesus von Nazareth kommen würde. Man hatte ja schon einiges von ihm gehört, dass er auf ganz besondere Art predigte, er sich dem normalen Volk, ja, auch den Ausgestoßenen, Armen und Kranken liebevoll zuwandte und gleichzeitig nicht davor zurückschreckte, die religiösen Führer, die Hohenpriester, die Schriftgelehrten und Pharisäer zu belehren, zu kritisieren, ja, anzuklagen. Ja, wenn dieser Jesus an der Regierung wäre, dann würde alles besser werden. Aber dazu müsste er die Führungsclique vertreiben und sich zum König ausrufen. Das war die Sehnsucht der Festpilger.

 

Wenn wir im Fernsehen die Nachrichten von dem sehen, was in der Welt so Furchtbares vor sich geht, dann haben wir ja auch manchmal Sehnsucht, dass da endlich einer kommen möge, der das normale Volk versteht, sich ihm zuwendet und den Menschen Gerechtigkeit, Wohlstand, Sicherheit und Frieden bringt. Solch große Hoffnungen setzte das Volk in Jesus.

 

Und dann ging es wie ein Lauffeuer durch die Menge, dass Jesus, auf seinem Weg zum Fest, sogar einen, der schon tagelang tot im Grab gelegen hatte, vor vielen Zeugen wieder zum Leben auferweckt hat. Das war nun der endgültige Beweis, dass Gott mit Jesus war und ist. Jesus musste der sein, von dem die Propheten schon über Jahrhunderte geschrieben hatten, dass Gott seinen Auserwählten senden werde. Er musste der prophezeite Messias, der Christus sein, der als König sein Volk retten wird, so wie damals Gott durch Mose das Volk aus der Gefangenschaft Ägyptens gerettet hat. An diese Rettung sollten sie sich doch am Passahfest erinnern. Und nun würde an diesem Passahfest der neue Retter, der Christus kommen - Jesus von Nazareth.

 

Das Volk war außer sich vor Freude und Erwartung. Als Jesus durch das Stadttor Jerusalems einzog, wurde er wie der künftige König empfangen und willkommen geheißen. Denken wir nur einmal daran, wie wir nur die Fußballweltmeister-Mannschaft empfangen haben. Da wurden Fahnen geschwenkt, Freuden- und Siegeslieder gesungen. Und dieses Kommen des über die Jahrhunderte erwarteten Christus war doch ein noch unendlich größeres Ereignis.

 

Dem Volk war bewusst, dass mit dem Kommen des Christus, Gott zu seinem Volk kommt, um ihm zu helfen, um es zu retten. Als Zeichen der großen Freude und Erwartung der neuen Zeit des Christus nahmen sie Palmzweige, wie sonst beim freudigen Erntefest am Tempel, winkten und riefen Jesus zu: Hosianna! – „Herr, hilf doch“, Worte mit denen sie sonst Gott im Tempel beim Passahfest anriefen. Gott war ja nun im Begriff zu helfen, denn er schickte ihnen ja Jesus. Deshalb rief das Volk: Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn, der König von Israel! Gelobt sei, der da kommt im Auftrag und der Vollmacht Gottes, der unser künftiger König sein wird. Das Volk war begeistert,

 

Jesus zog in Jerusalem in der Weise ein, wie schon früher die ersten Könige Israels und wie es der Prophet Sacharja vorausgesagt hatte: „Fürchte dich nicht, du Tochter Zion“ – fürchte dich nicht du Volk Israel, dieser König kommt nicht als Eroberer mit Gewalt und Krieg auf einem Schlachtross zu dir, sondern in Frieden: „Siehe, dein König kommt und reitet auf einem jungen Esel.“ Jesus kommt nicht mit Macht, Ansprüchen, Steuerforderungen, Gewalt und Drohung wie sonst die Könige und Machthaber dieser Welt, sondern Jesus kommt sanftmütig, um euch Frieden, Hilfe und Rettung zu bringen. Und das geschah auf ganz andere Weise, als es die Juden erwartet hatten.

 

So geschieht es bis heute. Gott spricht zu Dir: Fürchte Dich nicht vor Tod und Hölle! Mit seinem Wort, ja, mit dieser Predigt, will Gott in seinem Sohn Jesus in dein Herz einziehen, um dir Vergebung, Frieden, Hoffnung und Freude zu bringen. Das haben viele Menschen damals nicht verstanden und so viele verstehen es bis heute nicht.

 

Jesu Feinde waren entsetzt wie das Volk Jesus empfing, sie sprachen untereinander: „Ihr seht, dass ihr nichts gegen Jesus ausrichtet; siehe, alle Welt läuft ihm nach.“ Aber die Feinde Jesu haben nicht aufgegeben, sondern sie schmiedeten einen teuflischen Plan, Jesus zu verhaften und zu Tode, ja, zum Tode am Kreuz, zu bringen. Schon nach ein paar Tagen verhafteten sie Jesus heimlich in der Nacht und darauf hatte sich die Stimmung des Volkes ins Gegenteil verkehrt. Jesus hatte nicht den Königsthron von Jerusalem erobert, sondern sich widerstandslos verhaften lassen. So einer kann doch nicht der von Gott gesandte Christus sein, der zur Befreiung gekommen ist. Der hat ja überhaupt keine Macht, der ist ein Betrüger, die Hohenpriester, Schriftgelehrten und Pharisäer hatten recht, Hass stieg in ihnen auf. Als Jesus vor seinem Richter Pilatus stand, schrien sie: „Kreuzige ihn, kreuzige ihn“.

 

Liebe Gemeinde, leider denken bis heute viele Menschen: Wie könnte Jesus, der am Kreuz gestorben ist, mir helfen, ja, mich retten? Wie kann dieser Jesus der von Gott gesandte Retter, Christus und König sein? Als Pilatus Jesus fragt, ob er der König der Juden ist, antwortet Jesus (Joh. 18, 34 ff.): „Mein Reich, mein Königtum, ist nicht von dieser Welt“, wäre mein Königreich von dieser Welt, dann hätten meine Jünger mit Waffen meine Verhaftung verhindert. Da fragte ihn Pilatus: „Du bist aber dennoch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König.

 

Wie kann Jesus dennoch ein König sein? Ein König ist einer, der über unbeschränkte Macht verfügt und in Jesus ist die Macht Gottes. Aber Jesus hat für sich von seiner unsichtbaren göttlichen Macht keinen Gebrauch gemacht. Bei seiner Verhaftung sagt Jesus dem Hohenpriester (Mt. 26, 53.54): Ich könnte meinen himmlischen Vater bitten, dass er mir sogleich mehr als zwölf Millionen Engel schickt. Wie würde dann aber die Prophetie der Schrift erfüllt, dass es so geschehen muss. - Nämlich, dass Jesus an unserer Stelle die Strafe für unsere Sünden am Kreuz erleidet, damit wir das ewige Leben ererben. Deshalb hat Jesus damals nicht den Königsthron von Jerusalem bestiegen und die Juden nicht von den Römern befreit, sondern Jesus hat durch seinen Kreuzestod alle Menschen, die es ihm glauben, von ihrer Sünde und von der Strafe des Todes der Verdammnis befreit – befreit von Sünde, Tod und Teufel zum ewigen Leben. Das tat Jesus mit seiner göttlichen Macht für uns. Das konnte kein sündiger Mensch, kein irdischer König für uns tun, sondern nur Gottes König, Jesus Christus, der Sohn Gottes.

 

Vertraut ihm, dass er euch durch seinen Kreuzestod erlöst hat. – Glaubt ihr es, so habt ihr es, Vergebung all eurer Sünden und die Auferstehung zum ewigen Leben. Gott stärke und erhalte uns diesen Glauben.

 

Amen

Predigt Hebr 5, 7-10 zum Sonntag Invokavit

Christus hat in den Tagen seines irdischen Lebens Bitten und Flehen mit lautem Schreien und mit Tränen dem dargebracht, der ihn vom Tod erretten konnte; und er ist auch erhört worden, weil er Gott in Ehren hielt. So hat er, obwohl er Gottes Sohn war, doch an dem was er litt, Gehorsam gelernt. Und als er vollendet war, ist er für alle, die ihm gehorsam sind, der Urheber des ewigen Heils geworden, genannt von Gott ein Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks.“

 

Liebe Gemeinde,

Seit Monaten hören wir von unseren Politikern immer wieder, dass wir aufgrund des Klimaschutzes, der knappen Energie, des Ukrainekrieges, der Aufnahme von Flücht-lingen, des Fachkräftemangels ... alle finanzielle und wirtschaftliche Opfer bringen müßten. Hören wir dann, was genau von uns erwartet und verlangt wird, dann werden wir schnell ärgerlich und unwillig. Wir werden gefordert, aber „die da oben“, die das von uns verlangen, Politiker, Journalisten und Manager – also die neuzeitlichen "Priester unserer Gesellschaft" - sie selbst bringen keine persönlichen Opfer. Es scheint alles allein unsere Sache zu sein und sie stehen als kluge Ratgeber außen vor. Sie verlangen Opfer, steuern selbst aber nichts dazu bei. „Selbst Wein trinken, dem Volk aber Wasser predigen“ lautet eine Redensart. Das provoziert und verbittert die Menschen, da haben sie nur noch Verachtung oder sogar Hass gegen „die da oben“, bestenfalls resignieren sie. Nicht selten haben sich solche Gefühle in der Geschichte auch gegen die Priesterschaft und die Kirche gewandt – leider manchmal zu recht. Die haben sich in der französischen und später russisch-kommunistischen Revolution noch fanatisch gesteigert zu hasserfüllter Kirchenfeindlichkeit und kämpferischem Atheismus – sie kämpften gegen jeden Gottesglauben. Auch heute gibt es solche bewussten Kämpfer gegen Gott.

 

Aber auch Menschen, die noch irgendwie an Gott glauben, machen Gott bittere Vorwürfe. Was Gott uns da in unserem Leben zumutet an Beschwerlichkeiten, an Ärger und Leid, was er alles zulässt und dass er dann auch noch Gehorsam und Verehrung von uns verlangt. Er ist doch unendlich weit weg in seiner himmlischen Herrlichkeit. Er kann unsere Situation doch überhaupt nicht verstehen und nachfühlen, oder ist Gott herzlos und lieblos?

 

Liebe Gemeinde, so kann eigentlich nur einer denken und reden, der Jesus Christus nicht kennt. Und wenn uns selbst einmal solche Gedanken in einer schweren Situation als teuflische Anfechtung kommen, dann sollen wir immer wieder auf den gekreuzigten Gottessohn sehen - auf das Kruzifix. Deshalb sollte besonders in einem Kranken- und Sterbezimmer ein Kruzifix hängen. Jesus Christus ist die Antwort auf die Fragen und Vorwürfe gegen Gott. Gott kennt und versteht uns, denn er ist in seinem Sohn selbst Mensch geworden. Und er hat sich dabei nicht ein schönes gutes Menschen-leben als einer der Oberen, als König oder Hoherpriester ausgesucht, wo wir sagen könnten: Ja, so ein Leben, fern ab aller Zumutungen, das kann ich mir auch gut vorstellen. So wie wir heute feststellen, ja, als Minister oder Kanzler oder Manager hätte ich auch keine Probleme mit dem Einkommen, mit der Kranken- oder Renten- versicherung, mit den teuren Energiesparmaßnahmen, der Inflation usw. Nein, solch ein Leben eines Oberen hat sich Gott nicht ausgesucht, sondern das Leben eines Durchschnittsbürgers, wie wir es sind - das Leben eines Zimmermanns. Und dann ging es aber nicht - wie wir es uns in unserem Leben wünschen und zum Teil auch erleben dürfen - äußerlich immer ein Stückchen weiter aufwärts, etwa: Zimmermann, Bauunternehmer, Familienvater, Dorf-Bürgermeister, Synagogenvorsteher, vielleicht Ratsherr im Hohen Rat von Jerusalem, oder sogar, wie seine Jünger hofften, schließlich König in Jerusalem. Nein, das Gegenteil war der Fall, beim Sohn Gottes ging äußerlich immer weiter abwärts. Vom Durchschnittsbürger - vom Zimmermann - zum wandernden mittellosen Prediger des Reiches Gottes, ohne ein übertragenes Amt, etwa wie das eines Synagogenvorstehers, eines Priesters oder geprüften Schriftgelehrten. Und dann vom Prediger des Evangeliums zum Allerverachtesten - zu einem, der Hohn und Spott, der Verrat, Verleumdung, Einsamkeit, Schmerzen, Leid und Tod eines Schwerverbrechers tragen mußte; zu einem, auf dem tödlicher Fluch lastete. Wie können wir da angesichts des Lebens und Leidens Jesu, des Gottessohnes, sagen, Gott könne uns und unsere Beschwerlichkeiten in unserem Leben nicht verstehen? Er hat in seinem Sohn selbst die tiefsten Tiefen des Leides durchlebt und durchlitten. Und als der Sohn hat er den himmlischen Vater geehrt und war gehorsam dem jüdischen Gesetz Gottes und hat den Willen des Vater erfüllt – zu unserer Erlösung, zu unserem Heil. Wenn man das weiß, dann ist es Unglaube und Sünde, Gott vorzuwerfen, er kenne und verstehe uns und unsere Situation nicht.

 

Und anders als die Priester aller Zeiten, anders als die Tempel-Priester nach der Ordnung des Aaron, verlangt Jesus von uns keine Opfergaben, um sie stellvertretend für uns im Tempel Gott darzubringen. Aber dennoch bringt Jesus seinem himmlischen Vater ein Opfer dar, aber eines, das er nicht zuvor von den Menschen als Opfergabe gefordert hat. Jesus bringt stellvertretend für uns, aus Liebe zu uns, ein eigenes Opfer - sein Leiden, sein Sterben, sein Leib und Blut, seine ganze Person - sich selbst. Ein größeres und vollkommenes Opfer gibt es nicht.

 

Wenn nun Menschen meinen, sie müßten noch etwas Zusätzliches Gott opfern, um damit Gott gnädig zu stimmen, etwa ein Tieropfer oder ein Geldopfer, oder auch eigene gute oder fromme Werke, der sagt damit, dass das einmalige Opfer Jesu nicht ausreiche. Es müsse von uns Menschen noch vervollständigt werden. Das aber ist eine grobe Beleidigung und eine Nichtachtung des einmaligen Opfers Christi. Mit dem Kreuzesopfer Christi findet der altestamentl. Opferdienst seine Erfüllung und auch jeder andere Opferdienst findet sein Ende. Deshalb lehnen wir auch das sogenannte "Meßopfer" der röm.-kath. Kirche ab, die meint, dass der Priester mit dem Abendmahl Gott ein Opfer darbringe.

 

Jesus ist der einmalige sich selbst opfernder Priester - Opferpriester und Opfer zugleich. Das war der Wille seines himmlischen Vaters. Dazu war er in die Welt gekommen, um uns so mit Gott wieder zu versöhnen. Aber das Versöhnungswerk Jesu war mit Ängsten, Einsamkeit, grausamen Schmerzen und Tod verbunden. In Einsamkeit und Angst betete Jesus vor seiner Gefangennahme im Garten Gethsemane: "Mein Vater, ist's nicht möglich, dass dieser Kelch an mir vorübergehe, ohne dass ich ihn trinke, so geschehe dein Wille!" Im Gebet, in der Zwiesprache mit dem Vater und dem Beistand seiner Engel, überwand Jesus die menschliche Angst vor dem Leiden und dem Kreuzestod. Im Hebräerbrief heißt es: "Er hat in den Tagen seines Fleisches Gebet und Flehen mit starkem Geschrei und Tränen geopfert, dem, der ihm von dem Tode konnte aushelfen; und ist auch erhört, darum, dass er Gott in Ehren hielt." Ja, er ist von seinem himmlischen Vater erhört und gestärkt worden, entgegen allem äußeren Augenschein. Er hat die Anfechtung, dem bitteren Leidens- und Todeskelch aus Angst noch auszuweichen, überwunden. "So hat er, obwohl er Gottes Sohn war, doch an dem, was er litt. Gehorsam gelernt." Der Weg des Gehorsams war keine Selbstverständlichkeit und kein leichter Weg. Bei den Verhören hatte Jesus die Kraft aufbringen müssen, durch seine eindeutigen Worte das sichere Todesurteil über sich herbeizuführen, nämlich als ihn der Hohepriester fragte: "Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, dass du uns sagest, ob seist der Christus, der Sohn Gottes. Jesus sprach zu ihm: Du sagst es. Auch sage ich euch: Von nun an wird's geschehen, dass ihr sehen werdet des Menschen Sohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen in den Wolken. Worauf sie alle schrien: Er ist des Todes schuldig.

 

Und dann hatte Jesus alle Gedanken der Vergeltung zu überwinden, so dass er noch fürbittend für seine Peiniger sprechen konnte: Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Bis er schließlich bei seinem Tode ausrufen konnte: Es ist vollbracht.

 

Aus dem Hebräerbrief hören wir: Und als es vollendet war, ist er für alle, die ihm gehorsam sind - die zu ihm gehören - des Urheber des ewigen Heils geworden.

 

Durch Flehen und Gebet unter Tränen, durch willigen Gehorsam, erfuhr der Sohn den Beistand seines himmlischen Vaters und konnte so Angst und Anfechtung überwinden und den bitteren Leidens- und Todeskelch trinken - stellvertretend für uns, die Todesstrafe für unsere Sünden auf sich nehmen. Als Priester hat er Gott sein Opfer gebracht - sich für uns geopfert – zu unserer ewigen Versöhnung mit Gott. Wie Paulus schreibt: Gott versöhnte in Christus die Welt mit ihm selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung.

 

Jesus Christus, der Urheber des ewigen Heils, Priester und Opfer in einer Person - wahrer Hoherpriester. Dazu wurde er nicht von Menschen gewählt. Er ist kein Hoherpriester in der Nachfolge des Aaron, kein Hoherpriester am Jerusalemer Tempel, sondern Jesus ist von Gott unmittelbar erwählt zum "Hohenpriester nach der Ordnung - nach der Art und Weise - des Melchisedeks." Melchisedeck, der geheimnisvolle einzigartige König und Priester Gottes aus Salem - Jerusalem, der Frieden und Gerechtigkeit mit sich bringt, der dem Abraham entgegen-ging, um ihn und seinen Samen - also Israel - zu segnen und um ihm Brot und Wein zu reichen. Und Abraham beugte sich vor Melchisedek, ließ sich mit seinen Gaben und seinem Segen beschenken.

 

Lange vor dem Entstehen von Israel, lange vor Mose und dem Priestertum Aarons, wurde Melchisedek von Gott zum König und Priester über Abraham und seinen Samen Israel eingesetzt.

 

Nach dieser Ordung, nach diesem Vorbild, ist Jesus auch unser König und Hoherpriester von Gott und vor Gott - König und Hoherpriester für dich. Er kommt dir als dein Helfer und Erlöser entgegen. Er will dir seine Gerechtigkeit und seinen Frieden bringen, er will dich segnen und dir Brot und Wein reichen, sich selbst - seinen Leib und sein Blut - für dich dahingegeben zur Vergebung deiner Sünden und zum ewigen Leben. Beuge dich vor ihm, nimm seine Gaben des Heils und Segens an und erzeige dich dankbar. Dazu verhelfe uns Gottes heiliger Geist immer wieder neu.

 

Amen

 

 

Predigt Jes 54, 7-10 zum 4. Sonntag der Passionszeit - Lätare

 

Jes. 54, 7- 9a:

 

So spricht der HERR: ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen, aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln. Ich habe mein Angesicht im Augenblick des Zorns ein wenig vor dir verborgen, aber mit ewiger Gnade will ich mich deiner erbarmen, spricht der HERR, dein Erlöser. Ich halte es wie zur Zeit Noahs, als ich schwor, dass die Wasser Noahs nicht mehr über die Erde gehen sollten.“

 

Liebe Gemeinde,

Gott hatte sein Volk einen kleinen Augenblick verlassen, das waren die 70 Jahre der Babylonischen Gefangenschaft. Vor Gott sind eben 1000 Jahre wie ein Tag. Was für Gott ein Augenblick ist, das ist für uns vielleicht ein Menschenleben oder mehrere Generationen. Dass Gott sein Volk einen Augenblick verlassen hatte, geschah nun nicht etwa zufällig oder aus einer Laune heraus, sondern weil Gott zurecht zornig über die Untreue und Sünde seines Volkes war. Das Volk hatte sich so verhalten, wie sich schon Adam und Eva verhalten hatten und sich die Menschen bis heute verhalten, nämlich, dass sie ihr Tun und Lassen selbst bestimmen und sich nichts von Gott sagen lassen wollen.

Also zuerst haben die Menschen und das Volk Gott verlassen und Gott ist ihnen eben nicht wieder sofort nachgeeilt, sondern hat sie sich in seinem Zorn für einen Augenblick selbst überlassen und da waren sie eben von Gott verlassen mit all den Folgen. Einen kleinen Moment nur hatte Gott seine schützende Hand über sein Volk zurückgezogen und das Volk wurde von den Babyloniern überrannt, verschleppt und in Gefangenschaft geführt. Das Volk bekam zurecht Existenzängste und drohte zu verzweifeln. Hatte sie Gott endgültig verlassen und verworfen? Dann hätten sie als Volk keine Chance des Überlebens mehr gehabt. Da aber wendet sich Gott in großer Barmherzigkeit und völlig unverdient seinem Volk wieder zu.

 

Ähnliches haben wir ja in der Geschichte unseres Volkes auch erfahren. Im Kleinen kennen wir das vielleicht auch aus der Kindererziehung. Die Kinder setzen eigenwillig und trotzig ihren Willen durch und streiten heftig gegen die Eltern. Wenn es dann zu heftig wird, brechen die Eltern das Gespräch ab, lassen dem Kind seinen Eigenwillen und überlassen es damit auch den Folgen. Nach einer bestimmten Zeit, vielleicht nach der ersten bösen Erfahrung, beginnt dann das Kind sich aufgrund des Spannungsverhältnisses zu den Eltern recht unwohl zu fühlen. Und gerade bei kleineren Kindern gehen dann die Eltern wieder auf ihr Kind zu.

So wie an solch einem kleinen unmündigen trotzigem Kind, so hat Gott hier an seinem Volk gehandelt. Bei älteren Kindern hofft man allerdings auf deren ersten Schritt des Zurückkommens, so wie es uns Jesus mit dem Gleichnis vom verlorenen Sohn gezeigt hat.

 

Schauen wir uns das Alte Testament an, dann war das Verhältnis und die Situation zwischen Gott und den Menschen, zwischen Gott und seinem Volk, von einer solchen ständigen Wiederholung geprägt:

 

Der Mensch bzw. das Volk wandte sich ungehorsam und eigenwillig von Gott ab – mit Adam und Eva hat es begonnen, mit dem Volk Israel ging es so weiter -

 

Gott ließ seinen Zorn und seine Strafe über sie ergehen, dann aber erbarmte sich Gott wieder über sie. Doch nach einer gewissen Zeit wurde der Mensch bzw. das Volk wieder ungehorsam und eigenwillig, Gott wurde zurecht wieder zornig und strafte sie, aber nach einer gewissen Zeit erbarmte sich Gott auch wieder - bis zum nächsten Mal, und so ging es immer wieder.

Nun aber hören wir aus dem Predigttext von Gott, dass es so nicht weitergehen soll. Als Menschen würden wir sagen, dieses war nun das letzte Mal, kommt es zu einem nächsten Mal, dann ist es endgültig aus, dann gibt es keine neue Barmherzigkeit mehr, sondern die Strafe wird und bleibt endgültig. Also hütet euch, die Gebote und den Bund noch einmal zu brechen! So ist es menschlich gedacht, so wie der Petrus Jesus fragte, wie oft er denn seinem Nächsten vergeben müsse, siebenmal wäre doch wohl genug, oder? Und Jesus antwortete ihm: siebenmal siebzigmal, also immer und immer wieder. Und so handelt auch Gott, ja, wie wir hören werden, noch viel viel gnädiger.

 

Zur großen Überraschung, ganz unbegreiflich, sagt Gott durch Jesaja nicht, diesmal vergebe ich euch noch mal, damit ist dann aber Schluss mit meiner Vergebung und Gnade. Sondern Gott gibt dem untreuen ungehorsamen jetzt aber darnieder liegenden Volk eine große Verheißung für die Zukunft: „Mit ewiger Gnade will ich mich deiner erbarmen, spricht der HERR, dein Erlöser.“

 

Gott hat dann sein Volk aus der babylonischen Gefangenschaft befreit, so wie er es vor Jahrhunderten auch schon aus der ägyptischen Gefangenschaft befreit hatte, aber das war noch nicht die Erfüllung seiner Verheißung, die greift viel weiter. Bei Gottes neuer Verheißung geht es um eine ganz andere Dimension. Vielleicht haben wir schon etwas aufgehorcht, als wir gehört haben, „Ich halte es wie zur Zeit Noahs, als ich schwor, dass die Wasser Noahs nicht mehr über die Erde gehen sollten.“ Diese Zusage, diesen Bund unter dem Zeichen des Regenbogens, hatte Gott ja der ganzen Menschheit gegeben. Solch einen vergleichbaren einzigartigen Bund, nicht nur mit Israel, sondern mit den Menschen aus allen Völkern, stellt Gott durch Jesaja in Aussicht. Die Einzigartigkeit des Noah-Bundes besteht nicht nur darin, dass er für alle Menschen gilt, sondern dass trotz der andauernden und sich ständig wiederholenden Sünde der Menschen Gott ihnen eine unverbrüchlich geltende Zusage für die Zukunft gegeben hat, wie er spricht: „Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe.“ Mit dem Noah-Bund garantierte Gott der sündigen Menschheit ihren unverdienten Fortbestand und ihr äußeres Überleben. Nun aber verheißt Gott durch Jesaja noch weit mehr: „Mit ewiger Gnade will ich mich deiner erbarmen, spricht der HERR, dein Erlöser.“ Gott verheißt, trotz aller Wiederholung der Sünde der Menschen, eine Gnade, die unwiderruflich ist und die in die Ewigkeit reicht. Diese Gnade schenkt dir Gott als dein Erlöser. Gott wird als dein Erlöser zu dir kommen! Gott ist dann in seinem Sohn als dein Erlöser gekommen. Trotz all deiner Sünden spricht Gott in Christus zu dir, wie er es durch Jesaja verheißen hat (Jes. 54, 9b - 10): „So habe ich geschworen, dass ich nicht mehr über dich zürnen und dich nicht mehr schelten will. Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der HERR, dein Erbarmer.“ Das ist die unbegreifliche Verheißung der Gnade Gottes, das ist Gottes Schwur und neuer Bund, dass er über Menschen, denen sein Sohn, Jesus Christus, ihr Erlöser ist, er nicht mehr zürnen und schelten wird, seine Gnade nicht von ihnen weichen und der Bund seines Friedens nicht hinfallen wird - und das alles trotz ihrer, trotz unserer wiederholten Sünde!

 

Zu welchem unermesslichen Preis diese Gnade und Erlösung Gottes dir geschenkt worden ist, nämlich durch das bittere stellvertretende Leiden und Sterben Jesu Christi, hat uns Gott durch Jesaja im unmittelbar davor liegenden Kapitel 53 vor Augen geführt. Das lassen wir uns besonders in der Passionszeit immer wieder sagen.

 

Und auch das andere: Ist uns der Umfang dieser ewigen Gnade Gottes überhaupt bewusst, dass uns nämlich Gott in seinem neuen Bund seines Sohnes sozusagen schon im voraus unsere Sünden vergeben hat? Das genau ist uns mit unserer Taufe zugesprochen worden: Im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes sind dir deine Sünden vergeben - die in dir vorhandene Erbsünde aber auch die Sünden, die du im Laufe deines Lebens tun wirst, die sind dir jetzt schon mit der Taufe vergeben – so lange wie du dich als Sünder bekennst und bei deinem Erlöser Jesus Christus bleibst. Das ist kein Freibrief bewusst zu sündigen, sondern Gott trägt unserer Schwachheit Rechnung , dass wir, obwohl wir es nicht wollen, doch immer wieder sündigen. Wenn wir das bekennen, schenkt dir Gott in seinem Sohn seine ewige Gnade, eine Gnade, die in die Ewigkeit reicht – ins ewige Leben. Da können wir Gott nun staunend danken und anbeten.

 

Gottes heiliger Geist stärke und erhalte uns diesen Glauben und diese Zuversicht auf seine ewige Gnade in seinem lieben Sohn. Das sei unser Trost und unsere Freude.

 

Amen

 

Detlef Löhde

 

 

 

Predigt zum Sonntag Okuli („Meine Augen sehen zum Herrn“) zum Evangelium aus Lukas 9, 57 – 62:

Und als Jesus und seine Jünger auf dem Wege waren, sprach einer zu ihm: Ich will dir nachfolgen, wohin du gehst. Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Gruben und die Vgel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege. Und er sprach zu einem anderen: Folge mir nach! Der sprach aber: Herr, erlaube mr, dass ich zuvor hingehe und meinen Vater begrabe. Aber Jesus sprach zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes! Und ein anderer sprach: Herr erlaube mir zuvor, dass ich Abschied nehme von denen, die in meinem Haus sind. Jesus aber sprach zu ihm: Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.

 

Liebe Gemeinde,

jetzt in der Passionszeit hören wir die dazu entsprechenden Abschnitte der Evangelien und das sind harte Tatsachen und mitunter auch harte Reden Jesu. Das passt so gar nicht in das so etwas süßliche Jesusbild, das von manchen evangelikalen und pietistischen Christen gepflegt und verbreitet wird. Jesus spricht hier mit harten Worten, die aber dennoch von seiner Liebe bestimmt sind. Luther spricht von einer „harrschen Liebe“.

 

Jesus war mit seinen Jüngern auf dem Weg von Galliläa nach Süden, nach Jerusalem zum Passahfest - auf seinem Weg zum Kreuz. Und da mussten sie durch das den Juden feindlich gesonnene Samarien ziehen. Jesus wollte dort Zwischenstation machen und dort übernachten, aber man gab ihnen kein Quartier, eben weil sie Juden waren und zum Passahfest nach Jerusalem wollten. Das erinnert an die Quartiersuche bei Jesu Geburt.

 

Als sie nun weiterzogen, kam Einer zu Jesus und sprach: „Ich will dir folgen, wohin du gehst.“ Ja, dieser Rabbi hatte ihm imponiert, mit dem würde er gern zusammen zum Passahfest nach Jerusalem gehen und auch sein Schüler werden. Man suchte sich damals seinen Rabbi etwa so aus, wie man sich heute eine Schule oder Uni aussucht. Und Jesus antwortet ihm, gerade vor dem Hintergrund der Erfahrung von Samarien: „Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege.“ Jesus meint, weißt du auch, was deine Bitte bedeutet, mir nachfolgen zu wollen? Überlege es dir gut! Es ist bei mir nicht so wie bei den anderen Rabbi's, denen man gern Quartier gibt, wovon dann auch ihre Schüler profitieren. Bei mir ist es geradezu umgekehrt, wer mir folgt, der wird an meiner Heimatlosigkeit, ja, an meinem Leiden teilhaben. „Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach!“ Das vom Kreuz musst du wissen, wenn du mir nachfolgen willst.

Aber das Wort Jesu gilt ja auch uns. Wenn wir Jesus nachfolgen, dann können wir nicht mit Akzeptanz und Anerkennung der Welt rechnen, sondern wir werden an der Verachtung, Ablehnung, dem Spott und der Verfolgung Jesu teilhaben. Das wirkt nicht attraktiv, sondern eher abstoßend. Steht uns diese Tatsache eigentlich immer klar vor Augen? Und warum wundern wir uns, dass wir als Christen und Kirche auf zunehmend mehr Unverständnis und Ablehnung in der Welt und der Öffentlichkeit stoßen? Ja, würden wir solche Widerstände nicht erleiden, dann müssten wir uns selbtskritisch fragen, ob wir uns nicht schon zu sehr der Welt mit ihrer gottabgewandten Eigengesetzlichkeit angepasst hätten.

 

Es ist deshalb eine grobe Verfälschung der Botschaft Jesu, wenn evangelikale Gruppen, vor allem in den USA, im Namen Jesu ein gutes und gelingendes Leben versprechen. Jesus selbst sagt, dass es seinen Jüngern so ergehen wird, wie es ihm, dem Meister, ergeht. Zuerst in der Welt im Schlechten - mit Jesus leiden und sterben -, dann aber eben am Ende, im Guten - mit und durch Jesus auferstehen zum ewigen Leben. Nur wenn wir ihm dieses gute Ende glauben und ihm vertrauen, nur dann ist Jesu Botschaft „attraktiv“! Und dieses gute Ende, das ist das Evangelium, das jeder Christ, und nicht nur der Pastor, den kirchenfernen, den christusfernen, ja, den verlorenen Menschen verkündigen soll. Wie uns im 1. Petrusbrief gesagt wird, dass wir alle das auserwählte Volk und königliche Priestertum sind und die Wohltaten Gottes verkündigen und Rechenschaft unserer Glaubenshoffnung geben sollen.

 

Doch nun zu den anderen Beiden, zu dem einen, zu dem Jesus spricht: „Folge mir nach“ und zu dem anderen, der von sich aus zu Jesus sagt: „Herr ich will dir nachfolgen...“ Beide wollen Jesus nachfolgen, aber.... - Aber, ich muss erst noch das Begräbnis meines Vaters ausrichten und der andere, ich will erst noch von meinen Angehörigen Abschied nehmen. Und da sagt Jesus, nein, kommt jetzt sofort oder gar nicht. Diese Schroffheit entsetzt. Sie wird damals die Beiden entsetzt haben und wenn wir ehrlich sind, entsetzt sie auch uns heute. Hätte da Jesus nicht doch verständnisvoll vielleicht einen Tag warten können?

 

In uns entsteht die Frage, wie wir uns denn verhalten hätten. Hätten wir ganz klar entschieden, dann muss die Beerdigung meines Vaters eben ohne mich stattfinden, oder dass muss meine Familie hinnehmen, dass ich ohne allen Abschied einfach verschwunden bin?

 

Liebe Gemeinde, Jesus hat seine Worte ganz bewusst so auf die Spitze getrieben. Sie sollen uns schon ein Erschrecken sein. Ich denke da an ein Gepräch, das der US-Schriftsteller Mark Twain einmal mit Jemanden über die Bibel geführt hat. Da sagte Einer zu ihm: „Mich beunruhigen die Bibelstellen, die ich nicht so recht verstehe.“ Mark Twain antwortet: „Bei mir ist es genau umgekehrt, mich beunruhigen die Bibelstellen, die ich verstehe.“ - Also die, die eigentlich ganz klar zu verstehen sind, die mir aber nicht passen, die mich vor eine Entscheidung stellen oder mich eindeutig zu einer Änderung meines Verhaltens oder Denkens auffordern. Die mich also zur Buße – zur Umkehr rufen. Solche klaren Worte Jesu darf nun ein Prediger nicht irgendwie verharmlosen und entschärfen, damit sie annehmbarer werden, was heute vielfach so gemacht wird. Die Spitze und Schärfe der Worte Jesu darf nicht genommen werden. Es heißt (Hebr. 4, 12): „Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein; und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens.“ Aus diesem Schwert Gottes darf man kein Gummi-Messer, kein Kinderspielzeug machen.

 

Jedoch möchte ich etwas zu den Hintergründen und der Absicht der harten Worte Jesu erklären.

 

  1. Jesus ist auf dem Weg nach Jerusalem, auf seinem Weg ans Kreuz – wie Johannes schreibt, seine Stunde – die Stunde des Leidens und Sterbens - ist gekommen. Jesus hat sich dem göttlichen Zeitplan ergeben, den will und kann er nicht verzögern. Ja, es würde ihm zur Versuchung werden, das Leiden und Sterben aufzuschieben. Jesus kann und will also nicht noch auf den einen oder anderen Jünger warten, bis der seine weltlichen Dinge erledigt hat. Es ist so, wie auch ein Zug am Bahnhof seine feste Abfahrtszeit hat und er seine Abfahrt nicht aufschieben kann, weil da Einer, der noch zusteigen will, erst noch etwas Wichtiges erledigen muss. Der Zug fährt ab, also steige noch schnell ein! Wie uns aus dem Hebräerbrief zugerufen wird: „Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstocket eure Herzen nicht!“

     

  2. Auch bei anderer Gelegenheit hören wir, dass Jesus die damalige Bestattung der Toten mit schreienden Klageweibern usw., wie sie bis heute bei den Moslems üblich ist, kritisch sieht. Jesus sagt ja sogar, die da den Toten bestatten sind selbst alle tot – nämlich geistlich tot. Wenn sie Gott glauben und vertrauen würden, dann wüßten sie, dass mit dem Tod nicht alles aus, dass Gott nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen ist. Und sie sind auch tot, weil sie meine Worte des Lebens nicht hören und annehmen wollen. Wer Jesu Wort nicht hören und glauben will, der ist tot – geistlich tot.

     

  3. Die als so hart gehörten Worte Jesu haben sicher auch einen seelsorglichen Hintergrund. Jesus kennt die Herzen, er weiß, welche Worte die richtigen für Jeden in seiner Situation sind. Und das können dann auch mal sehr harte Worte sein. Vielleicht bestand bei dem, der nur noch Abschied von seinen Angehörigen nehmen wollte, die Gefahr, dass er es sich dann doch nochmal anders überlegte. Deshalb sagt ihm Jesus, sieh nach vorn in die Zukunft und nicht zurück in dein altes Leben: „Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“

     

  4. Die ganze Sache ist eine Frage der Autorität Jesu und der von den Nachfolgen-wollenden gesetzten Priorität. Das ist der Hauptgrund, weshalb uns die Geschichte überliefert ist und weshalb sie eben uns auch betrifft.

Stelle dir einmal vor, du hättest eine unmittelbare Gottesbegegnung - so etwa wie der Mose am brennenden Dornbusch, oder ein lichtgleißender Engel Gottes würde zu dir kommen und zu dir sagen „Komm mit!“ Du würdest doch wahrscheinlich nach dem ersten furchtbaren Erschrecken überwältigt mitgehen. Bei diesem „Einbrechen Gottes in deinen Alltag, in dein Leben“, würdest du doch nicht auch nur eine Sekunde an deine Alltagspflichten denken. Wer würde da meinen, es gäbe erst noch etwas anderes Wichtigeres zu erledigen? Oder wer wollte und wagte es Gott zu trotzen?

 

Wenn dich aber dein Pastor anruft und bittet dich, du möchtest doch heute mal zu ihm kommen, dann sagst du vielleicht: „Das passt heute schlecht, ich muss noch meinen Zaun streichen oder Kartoffeln schälen oder zur Silberhochzeit meiner Schwester, aber am Dienstag komme ich dann gern vorbei.

 

Merkt ihr, es kommt darauf an, wer uns jeweils anspricht. Das ist die Autoritätsfrage. Und dann auch, welches Gewicht ich meinen Angelegenheiten beimesse. Das ist die Prioritätsfrage. Mein Zaun und meine Kartoffeln erscheinen mir jetzt wichtiger als die Wünsche des Pastors. Aber wer oder was könnte Vorrang vor Gott haben? - Niemand und Nichts! Das stand damals bei der Frage, Jesus sofort nachzufolgen, zur Entscheidung.

 

Der beeindruckende und immer einfühlsame Rabbi Jesus muss doch Verständnis dafür haben, dass die Bestattung des Vaters Vorrang hat und er muss auch Verständnis haben, dass man sich vor einer mehrtägigen Reise nach Jerusalem von seinen Angehörigen ausführlich verabschieden möchte. Ja, bei einem Rabbi namens Jesus oder heute bei einem Pastor wären diese Ansichten und diese Reihenfolge – die Prioritäten - durchaus angebracht. Es waren ja schließlich keine Kleinigkeiten, denen die Jünger damals den Vorrang einräumen wollten, für die sie um etwas Zeitaufschub gebeten hatten.

 

Wenn Jesus also nur ein Rabbi, ein Meister der Schrift, wäre, dann wären seine Antworten an die Beiden, nein folgt mir jetzt sofort nach, völlig unangemessen. Aber Jesus ist eben unendlich mehr als jeder gelehrte Rabbi, wie er hier auch wieder von sich selbst als dem „Menschensohn“ spricht, von dem der Prophet Daniel geschrieben hat. Der, dem alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben ist und der auch das Jüngste Gericht halten wird. Hier in Jesus steht und redet der allmächtige Gott unmittelbar. Ganz so wie Gott aus dem Dornbusch oder auf dem Berg Siani zu Mose gesprochen hatte. Nur, dass Jesus eben nicht in seiner göttlichen Macht und Herrlichkeit, nicht in gleißendem Licht oder unter gewaltigem Donner, da spricht, sondern unscheinbar, verborgen unter dem Mensch-sein Jesu - Jesus Christus wahrer Gott und wahrer Mensch.

 

Die Entscheidung der Beiden, ob sie nun Jesus sofort nachfolgen, oder aber ihre wichtigen persönlichen Angelegenheiten regeln (Frage der Prioriät), hängt davon ab, ob sie in Jesus den wahren allmächtigen Gott erkannt haben oder nicht (Frage der Autorität). Über ihre Entscheidung wird uns nichts mitgeteilt.

 

Vor dieselbe Frage sind die Menschen bis heute gestellt. Wer ist dieser Jesus, dessen Name und Geschichte bis heute nicht vergessen ist, sondern seltsamer Weise – göttlicher Weise – seit über 2000 Jahren immer noch in Erinnerung ist und verkündigt wird? War er ein besonderer jüdischer Rabbi, ein Reformator des Judentums, ein guter und weiser vorbildlicher Mensch, der leider gescheitert ist oder ist er der Christus, der Sohn Gottes, ja, der allmächtige Gott selbst? Je nach dem, für wen Jesus gehalten wird, ja nach dem haben seine Worte und sein Kreuzestod entweder nur eine gewisse geistesgeschichtliche Bedeutung oder aber sie haben Lebenswichtigkeit, erste Priorität im Leben des Menschen.

 

Die als schroff empfundenen Antworten Jesu sollten die drei Jünger, die erwogen hatten ihm nachzufolgen, zur Beantwortung der Frage drängen, die auch heute den Menschen gestellt ist: Wer ist dieser Jesus von Nazareth? Ist es mein Herr und Gott, dem ich glauben und vertrauen kann? Und dem ich alles unterordnen kann? Denn er wird’s schon wohl machen, er liebt mich ja und hat sein Leben für mich dahin gegeben, damit ich leben kann – ewig leben in seiner Herrlichkeit. Glaubst du es, so hast du es, durch sein Kreuz, Vergebung deiner Sünden und ewiges Leben. Gottes heiliger Geist schenke, erhalte und stärke uns diesen Glauben immer wieder neu - zum ewigen Leben in seiner Herrlichkeit.

Amen

 

                                                                                               Detlef Löhde

Oculi Lk.9, 57-62.pdf
Adobe Acrobat Dokument 65.3 KB

Predigt zum 2. Sonntag der Passionszeit - Predigttext: Hebr. 11, 1. 8-10

Predigt zum 2. Sonntag der Passionszeit - Reminiscere (Gedenke HERR) Predigttext: Hebr. 11, 1. 8-10

„Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.

Durch den Glauben wurde Abraham gehorsam, als er be­rufen wurde, in ein Land zu ziehen, das er erben sollte; und er zog aus und wußte nicht, wo er hinkäme. Durch den Glauben ist er ein Fremdling gewesen in dem verheißenen Lande wie in einem fremden und wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung. Denn er wartete auf die Stadt, die einen festen Grund hat, deren Bau­meister und Schöpfer Gott ist.“

 

Liebe Gemeinde,

wer heute fernsieht, Zeitung liest, sich mit seinen Mit­menschen unterhält, der muß häufig feststellen, dass unsere Sprache mehr und mehr verflacht. Dass man die eigentliche Bedeutung von bestimmten Wörtern nicht mehr kennt und sie nur noch in ver­flachter Form gebraucht. Das gilt leider gerade auch für das Wort „glauben“. Was ist die eigentliche Bedeutung des Wortes „glauben“?

 

Jeder kennt sicher den dummen Spruch: „Ich glaube nur, dass ein Pfund Rindfleisch eine gute Suppe gibt.“ Dahinter steckt das sehr materialistische, ja atheistische Denken, dass man nur glauben könne, was man sieht und nach­prüfen kann. Der Spruch von der Rindfleischsuppe ist aber schon von der ursprünglichen deutschen Wortbe­deutung von „glauben“ völlig daneben. Erst im Laufe der Ver­flachung der deutschen Sprache hat man „glauben“ im Sinne von „nur etwas vermuten“ verwendet. Im Herkunftswörterbuch des deutschen Dudens steht, glauben meint, „für lieb halten, gut­heißen“ und schon die heidnischen Germanen drückten mit „glauben“ das „freundschaftliche Vertrauensverhältnis zu Gott“ aus. Wir sollte uns das einmal merken, dass „glauben“ schon im ursprünglichen Deutsch meint: „Gott für lieb halten, seine Worte und Taten gutheißen, auf seine Zuwendung ver­trauen“. Und liebe Gemeinde, genau das meint auch das griech. Wort „Pistis“ das im Urtext des Hebräerbriefes steht. Es meint, „die persönliche Beziehung zu Gott, die auf seine Treue und Zuverlässigkeit vertraut“.

Aber liebe Gemeinde, die Verflachung und den Bedeutungswandel von Wörtern, scheint es auch schon zu neu­testamentlicher Zeit gegeben zu haben. Denn nicht um­sonst will uns der Hebräerbrief klarmachen, was den eigent­liche Sinn von „Pistis“, also von „Glauben“, ausmacht: „Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht - also nicht nur ein ungewisses „vielleicht für möglich halten“, sondern ein Über­zeugtsein – eine feste Zuversicht auf das, was man hofft – was Gott zuge­sagt hat - und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.“ Man kann das auch so sagen: Das Wesen des Glaubens ist es, dass ich von meinem Vertrauen zu Gott her überzeugt bin, dass all seine Zusagen Wirklichkeit werden, selbst wenn ich das jetzt nicht sehen kann. Und dann werden uns für solchen Glauben Menschen des AT als Vorbild vorgestellt.

 

So hören wir von Abraham, der sein Leben vom Glauben – von unbeirrtem Vertrauen zu Gott bestimmt sein lässt:

                       Abraham geht ins Unbekannte,

                          er wohnt im Vorläufigen                                              

                              er wartet aufs Endgültige.  

 

Abraham geht ins Unbekannte

Da in seiner angestammten Heimat, mitten im Heidentum,

erfährt Abraham von dem ihm bis dahin unbekannten Gott den Ruf und die Aufforderung, alles zu verlassen, um in ein Land zu ziehen, das Gott ihm zeigen und schenken wolle „und er zog aus und wußte nicht, wo er hinkäme“. So ist der Glaube: Intuitiv – per Eingebung ins Herz - hatte Abraham erfahren, dass er diesem Gott, den er bisher noch nicht einmal kannte, rückhaltlos vertrauen konnte, dass Gott Wort halten werde, selbst wenn man nicht weiß, wohin Gott einen führen wird, was einen erwarten wird, aber es wird schon gut sein, denn Gott meint es gut – das ist Herzens- glaube - unbegrenztes Gottvertrauen – Gottergebenheit.

 

Die Apostel haben bei Jesus Vergleichbares erfahren. Der ihn bis dahin unbekannte Herr sprach zu ihnen nur: „Folge mir nach“ und sie erfuhren intuitiv – per Eingebung ins Herz - dem können wir vertrauen. Sie fragten nicht, wer bist du eigentlich, wo soll es denn hingehen, was sollen wir denn tun, sondern sie vertrauten ihm rückhaltos, verließen ihr Dorf, ihre Stadt, ihren Beruf und gingen mit Jesus – gingen mit ihm, wie einst Abraham mit Gott - ins Unbekannte, aber es wird schon gut sein, denn dieser HERR meint es gut mit uns.

 

Und so ist es auch heute bei einem jeden einzelnen Christen. Er ist vom dreieinigen Gott gerufen, ja, berufen worden, durch und mit seiner Taufe. Und intuitiv -per Eingebung ins Herz – fühlten wir schon als Kleinkind, dass der, der uns da gerufen hat, der in unser Herz gekommen ist, dass der uns liebt, und deshalb können wir ihm vertrauen. Und dann kommt es eben darauf an, ob der Mensch in seinem weiteren Leben in diesem Vertrauen bleibt, in der Erkenntnis Christi wächst und ihm nach­folgt. Diese Nachfolge im Glauben führt uns dann auch ins Unbekannte – wir wissen nicht wohin uns der HERR in unserem Leben führen wird, - wie es von Abraham heißt, „er zog aus und wußte nicht, wo er hin­käme“ - aber wohin uns auch der HERR führt, es wird schon gut sein, denn der HERR meint es gut mit uns. Abraham lässt sich von Gott ins Unbekannte führen, dieses Vertrauen von Herzen, diese Gottergebenheit, das ist Glaube.

 

Abraham wohnt im Vorläufigen

Schließlich hat Gott den Abraham in das verheißene Land Kanaan geführt, aber da war es ganz anders als es sich Abraham vorgestellt und gewünscht hatte. Wie in seinem Heimatland, aus dem er gekommen war, so war er auch im gelobten Land von Heiden umgeben. Da war er nicht nur von seinem Herkommen ein Fremder, sondern auch von seinem Glauben, ein Außenseiter, ein Geduldeter, ein mit Zelten Umherziehender ohne nur ein Stück Landbesitz und ohne ein festes Haus.

Abraham war in einer vergleichbaren Situation wie später die Israeliten mit Mose, als sie ruhelos in der Wüste Sinai umherziehen mussten und die deshalb immer wieder gegen Gott und den Mose gemurrt und gemeutert haben.

 

Abraham aber wartet aufs Endgültige

Trotz der Nichterfüllung seiner ersten menschlichen Erwartungen und Wünsche, trotz seiner ersten Ent­täuschung, vertraute Abraham Gott weiter. Er hatte doch Gottes Wort und Verheißung, und er begann zu ahnen und zu begreifen, dass Gott für ihn und seine Nachkommen viel mehr, als nur Siedlungsland mit ein paar Häusern in Kanaan vorgesehen hat. - Das Land haben seine Nachkommen dann später schließlich auch noch bekommen - aber das eigentliche Ziel, wohin Gott den Abraham und seine Nachkommen bringen wollte, war viel fester und beständiger als irgend ein Dorf oder eine Stadt in Kanaan. Das eigentliche Ziel Gottes mit Abraham und seinen Nachkommen war unvergänglich und ewig. Sie sollten nämlich Mitbewohner der Stadt und des Hauses Gottes werden. In Kanaan aber lebte Abraham mit den Seinen nur im Vorläufigen und er wartete auf die Stadt, die einen festen Grund hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist. So war das Gottvertrauen, der Glaube, des Abraham.

Auch die Apostel mussten eine vergleichbare Erfahrung machen, als sie Jesus folgten. Was hatten sie für hohe Erwartungen, wohin sie Jesus führen würde. Als Messias würde er den Thron zu Jerusalem besteigen und Israel zur Großmacht machen und sie würden als seine engsten Vertrauten dabei sein. Seine Macht und Herrlichkeit würde auf sie mit ausstrahlen. Ja, da galt es dafür Sorge zu tragen, dass man bei ihm einen besonders guten Platz bekam. Wen würde er wohl als seine rechte Hand über die anderen Jüngern stellen? Aber die Lage entwickelte sich ganz anders als erwartet. Sie liebten ihren HERRN, aber die Rede- und Handlungsweise Jesu wurde ihnen immer unverständlicher. Er machte sich Feinde, machte keine Anstalten die Macht zu ergreifen, und sprach, dass er viel leiden und von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten getötet werden und am dritten Tage auferstehen werde (Mt. 16,21) Und einige Zeit später wurde Jesus verraten, verhaftet, von seinen Jüngern verlassen, verhört und zum Tode verurteilt und gekreuzigt. Die Jünger waren fassungslos. Wohin hatte sie Jesus geführt? Das kann doch nicht das Ziel gewesen sein. Erst nach dem sich Jesus ihnen über 40 Tage lang immer wieder als der Auferstandene gezeigt hatte, fanden sie zu ihrem Glauben, zu ihrem rückhaltlosen Vertrauen zu Jesus und seinen Verheißungen wieder zurück und wurden froh. Sie begriffen, dass Jesus ihnen kein weltliches und damit vergängliches Reich und Königtum bringen wollte, sondern dass er ihnen mit seinem Opfertod am Kreuz das ewige Reich Gottes und das Haus des himmlischen Vaters aufgeschlossen hat, damit sie Hausgenossen Gottes in seiner Ewigkeit und Herrlichkeit werden. An dieser Verheißung hielten sie nun kraft des heiligen Geistes fest und predigten in dieser vergänglichen Welt der Vorläufigkeit gemäß dem Auftrag Christi das Wort vom Kreuz zur Vergebung der Sünden und zum ewigen Leben.

 

Was der Abraham und die Apostel erfahren haben, dass erfahren auch wir – Leben im Vorläufigen, im Vergänglichen, Warten aufs Endgültige, aufs Ewige.

Vom dreieinigen Gott sind wir mit der Taufe in seine Gemeinschaft berufen und haben die Verheißung bekommen, dass er immer mit uns sein und uns beschützen und retten wolle. Mit dieser Verheißung und unter seinem Segen sind wir auf einen uns unbekannten Lebensweg gesandt. Und da ergeht es uns dann mitunter so wie dem Abraham und den Jüngern Jesu. Wir hatten oder haben da mitunter ganz andere Erwar­tungen von einem Leben unter dem Segen Gottes, von einem Leben mit dem Sohn Gottes, der da spricht: „Siehe ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Das müsste doch ein ganz harmonisches Leben ohne alle Be­schwernisse sein. Da dürfte man doch gar keine Probleme mehr haben, zumindest doch nicht im persönlichen und doch auch nicht in seiner Kirche. Liebe Gemeinde, es gab und gibt heute Gruppen der Christenheit, bestimmte evangelikale Gruppen, besonders in den USA, die das so predigen. Die Erwartung eines rundrum zumindest persönlich heilen Lebens – eines so genannten „gelungenen Lebens“. Das kommt doch unseren Wünschen sehr entgegen und ist doch auch an sich nichts Unrechtes. Was dabei vergessen wird ist, dass doch immer noch die Sünde in der Welt ist, ja selbst in der Kirche und nicht zuletzt auch in uns selbst. Und deshalb werden wir in dieser Welt auch immer unter fremder wie auch unter eigener Sünde zu leiden haben. Es ist deshalb Schwärmerei, ein harmonisches, sorgen- und beschwerde-freies Leben in dieser Welt zu erwarten, ja, zu predigen. Ganz im Gegenteil, Sünde, Tod und Teufel haben dem Herrn Christus und seinen Jünger aller Zeiten den Kampf angesagt und da gibt es Leid und Schmerz und Verwundung und leiblichen Tod. Deshalb spricht der HERR: Will mit jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir (Mt.16, 24). Wir leben jetzt hier in dieser vergänglichen Welt nur in der Vorläufigkeit, in der es durch Trübsal, Kreuz und Tod geht. Aber wir dürfen ganz gewiss sein, dass Gott in seinem Sohn und heiligen Geist seiner Verheißung treu ist. Wir dürfen die Gewissheit haben, dass „Gott mit uns ist“. Dass er besonders in schwierigen Zeiten bei uns ist, uns zwar nicht vor allen Angriffen und Versuchungen abschirmt, aber er bewahrt uns ganz sicher vor der Übermacht, vor dem Sieg von Sünde, Tod und Teufel über uns. Das hat er uns fest zugesagt. Der HERR hat und behält den Sieg und schenkt uns die Sieges­krone des ewigen Lebens, ganz egal was wir hier erleben und erleiden müssen. Das tröstet uns, das macht uns gelassen, ja das macht uns froh, dass wir singen können „In dir ist Freude in allem Leide“.

An der gewissen Hoffnung auf Gottes Verheißungen des ewigen Lebens bei ihm, daran sollen wir festhalten, wie damals der Abraham, der da wartete auf die Stadt, die einen festen Grund hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist. Wie es ja auch in der Jahreslosung für dieses Jahr 2013 aus dem Hebräerbrief (13, 14) heißt: „Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ – das ist im Bild gesprochen das himmlische Jerusalem, das Haus des himmlischen Vaters. Wie uns auch der Apostel Paulus schreibt: Lasst uns nicht auf das Sichtbare sehen, sondern auf das Unsichtbare. Denn was sicht­bar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig. Denn wir wissen: wenn unser irdisches Haus, diese Hütte, ab­gebrochen wird, so haben wir einen Bau, von Gott erbaut ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel. Wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen (2.Kor. 4-5) – Im Glauben, was meint „Gott für lieb halten, seine Worte und Taten gutheißen, ganz auf seine Zuwendung und Verheißungen im Namen seines lieben Sohnes vertrauen.“

 

Das möge uns Gottes heiliger Geist immer wieder neu schenken und erhalten – zum ewigen Leben. Amen

Detlef Löhde

Hebr11, 8 Reminiscere .pdf
Adobe Acrobat Dokument 70.1 KB

 

 

Original Luther-Predigten finden Sie hier