Predigt Jes 54, 7-10 zum 4. Sonntag der Passionszeit - Lätare

 

Jes. 54, 7- 9a:

 

So spricht der HERR: ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen, aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln. Ich habe mein Angesicht im Augenblick des Zorns ein wenig vor dir verborgen, aber mit ewiger Gnade will ich mich deiner erbarmen, spricht der HERR, dein Erlöser. Ich halte es wie zur Zeit Noahs, als ich schwor, dass die Wasser Noahs nicht mehr über die Erde gehen sollten.“

 

Liebe Gemeinde,

 

Gott hatte sein Volk einen kleinen Augenblick verlassen, das waren die 70 Jahre der Babylonischen Gefangenschaft. Vor Gott sind eben 1000 Jahre wie ein Tag. Was für Gott ein Augenblick ist, das ist für uns vielleicht ein Menschenleben oder mehrere Generationen. Dass Gott sein Volk einen Augenblick verlassen hatte, geschah nun nicht etwa zufällig oder aus einer Laune heraus, sondern weil Gott zurecht zornig über die Untreue und Sünde seines Volkes war. Das Volk hatte sich so verhalten, wie sich schon Adam und Eva verhalten hatten und sich die Menschen bis heute verhalten, nämlich, dass sie ihr Tun und Lassen selbst bestimmen und sich nichts von Gott sagen lassen wollen.

Also zuerst haben die Menschen und das Volk Gott verlassen und Gott ist ihnen eben nicht wieder sofort nachgeeilt, sondern hat sie sich in seinem Zorn für einen Augenblick selbst überlassen und da waren sie eben von Gott verlassen mit all den Folgen. Einen kleinen Moment nur hatte Gott seine schützende Hand über sein Volk zurückgezogen und das Volk wurde von den Babyloniern überrannt, verschleppt und in Gefangenschaft geführt. Das Volk bekam zurecht Existenzängste und drohte zu verzweifeln. Hatte sie Gott endgültig verlassen und verworfen? Dann hätten sie als Volk keine Chance des Überlebens mehr gehabt. Da aber wendet sich Gott in großer Barmherzigkeit und völlig unverdient seinem Volk wieder zu.

 

Ähnliches haben wir ja in der Geschichte unseres Volkes auch erfahren. Im Kleinen kennen wir das vielleicht auch aus der Kindererziehung. Die Kinder setzen eigenwillig und trotzig ihren Willen durch und streiten heftig gegen die Eltern. Wenn es dann zu heftig wird, brechen die Eltern das Gespräch ab, lassen dem Kind seinen Eigenwillen und überlassen es damit auch den Folgen. Nach einer bestimmten Zeit, vielleicht nach der ersten bösen Erfahrung, beginnt dann das Kind sich aufgrund des Spannungsverhältnisses zu den Eltern recht unwohl zu fühlen. Und gerade bei kleineren Kindern gehen dann die Eltern wieder auf ihr Kind zu.

So wie an solch einem kleinen unmündigen trotzigem Kind, so hat Gott hier an seinem Volk gehandelt. Bei älteren Kindern hofft man allerdings auf deren ersten Schritt des Zurückkommens, so wie es uns Jesus mit dem Gleichnis vom verlorenen Sohn gezeigt hat.

 

Schauen wir uns das Alte Testament an, dann war das Verhältnis und die Situation zwischen Gott und den Menschen, zwischen Gott und seinem Volk, von einer solchen ständigen Wiederholung geprägt:

 

Der Mensch bzw. das Volk wandte sich ungehorsam und eigenwillig von Gott ab – mit Adam und Eva hat es begonnen, mit dem Volk Israel ging es so weiter -

 

Gott ließ seinen Zorn und seine Strafe über sie ergehen, dann aber erbarmte sich Gott wieder über sie. Doch nach einer gewissen Zeit wurde der Mensch bzw. das Volk wieder ungehorsam und eigenwillig, Gott wurde zurecht wieder zornig und strafte sie, aber nach einer gewissen Zeit erbarmte sich Gott auch wieder - bis zum nächsten Mal, und so ging es immer wieder.

Nun aber hören wir aus dem Predigttext von Gott, dass es so nicht weitergehen soll. Als Menschen würden wir sagen, dieses war nun das letzte Mal, kommt es zu einem nächsten Mal, dann ist es endgültig aus, dann gibt es keine neue Barmherzigkeit mehr, sondern die Strafe wird und bleibt endgültig. Also hütet euch, die Gebote und den Bund noch einmal zu brechen! So ist es menschlich gedacht, so wie der Petrus Jesus fragte, wie oft er denn seinem Nächsten vergeben müsse, siebenmal wäre doch wohl genug, oder? Und Jesus antwortete ihm: siebenmal siebzigmal, also immer und immer wieder. Und so handelt auch Gott, ja, wie wir hören werden, noch viel viel gnädiger.

 

Zur großen Überraschung, ganz unbegreiflich, sagt Gott durch Jesaja nicht, diesmal vergebe ich euch noch mal, damit ist dann aber Schluss mit meiner Vergebung und Gnade. Sondern Gott gibt dem untreuen ungehorsamen jetzt aber darnieder liegenden Volk eine große Verheißung für die Zukunft: „Mit ewiger Gnade will ich mich deiner erbarmen, spricht der HERR, dein Erlöser.“

 

Gott hat dann sein Volk aus der babylonischen Gefangenschaft befreit, so wie er es vor Jahrhunderten auch schon aus der ägyptischen Gefangenschaft befreit hatte, aber das war noch nicht die Erfüllung seiner Verheißung, die greift viel weiter. Bei Gottes neuer Verheißung geht es um eine ganz andere Dimension. Vielleicht haben wir schon etwas aufgehorcht, als wir gehört haben, „Ich halte es wie zur Zeit Noahs, als ich schwor, dass die Wasser Noahs nicht mehr über die Erde gehen sollten.“ Diese Zusage, diesen Bund unter dem Zeichen des Regenbogens, hatte Gott ja der ganzen Menschheit gegeben. Solch einen vergleichbaren einzigartigen Bund, nicht nur mit Israel, sondern mit den Menschen aus allen Völkern, stellt Gott durch Jesaja in Aussicht. Die Einzigartigkeit des Noah-Bundes besteht nicht nur darin, dass er für alle Menschen gilt, sondern dass trotz der andauernden und sich ständig wiederholenden Sünde der Menschen Gott ihnen eine unverbrüchlich geltende Zusage für die Zukunft gegeben hat, wie er spricht: „Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe.“ Mit dem Noah-Bund garantierte Gott der sündigen Menschheit ihren unverdienten Fortbestand und ihr äußeres Überleben. Nun aber verheißt Gott durch Jesaja noch weit mehr: „Mit ewiger Gnade will ich mich deiner erbarmen, spricht der HERR, dein Erlöser.“ Gott verheißt, trotz aller Wiederholung der Sünde der Menschen, eine Gnade, die unwiderruflich ist und die in die Ewigkeit reicht. Diese Gnade schenkt dir Gott als dein Erlöser. Gott wird als dein Erlöser zu dir kommen! Gott ist dann in seinem Sohn als dein Erlöser gekommen. Trotz all deiner Sünden spricht Gott in Christus zu dir, wie er es durch Jesaja verheißen hat (Jes. 54, 9b - 10): „So habe ich geschworen, dass ich nicht mehr über dich zürnen und dich nicht mehr schelten will. Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der HERR, dein Erbarmer.“ Das ist die unbegreifliche Verheißung der Gnade Gottes, das ist Gottes Schwur und neuer Bund, dass er über Menschen, denen sein Sohn, Jesus Christus, ihr Erlöser ist, er nicht mehr zürnen und schelten wird, seine Gnade nicht von ihnen weichen und der Bund seines Friedens nicht hinfallen wird - und das alles trotz ihrer, trotz unserer wiederholten Sünde!

 

Zu welchem unermesslichen Preis diese Gnade und Erlösung Gottes dir geschenkt worden ist, nämlich durch das bittere stellvertretende Leiden und Sterben Jesu Christi, hat uns Gott durch Jesaja im unmittelbar davor liegenden Kapitel 53 vor Augen geführt. Das lassen wir uns besonders in der Passionszeit immer wieder sagen.

 

Und auch das andere: Ist uns der Umfang dieser ewigen Gnade Gottes überhaupt bewusst, dass uns nämlich Gott in seinem neuen Bund seines Sohnes sozusagen schon im voraus unsere Sünden vergeben hat? Das genau ist uns mit unserer Taufe zugesprochen worden: Im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes sind dir deine Sünden vergeben - die in dir vorhandene Erbsünde aber auch die Sünden, die du im Laufe deines Lebens tun wirst, die sind dir jetzt schon mit der Taufe vergeben – so lange wie du dich als Sünder bekennst und bei deinem Erlöser Jesus Christus bleibst. Das ist kein Freibrief bewusst zu sündigen, sondern Gott trägt unserer Schwachheit Rechnung , dass wir, obwohl wir es nicht wollen, doch immer wieder sündigen. Wenn wir das bekennen, schenkt dir Gott in seinem Sohn seine ewige Gnade, eine Gnade, die in die Ewigkeit reicht – ins ewige Leben. Da können wir Gott nun staunend danken und anbeten.

 

Gottes heiliger Geist stärke und erhalte uns diesen Glauben und diese Zuversicht auf seine ewige Gnade in seinem lieben Sohn. Das sei unser Trost und unsere Freude.

 

Amen

 

Detlef Löhde

 

 

 

Predigt zum Sonntag Okuli („Meine Augen sehen zum Herrn“) zum Evangelium aus Lukas 9, 57 – 62:

Und als Jesus und seine Jünger auf dem Wege waren, sprach einer zu ihm: Ich will dir nachfolgen, wohin du gehst. Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Gruben und die Vgel unter dem Himmelhaben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege. Und er sprach zu einem anderen: Folge mir nach! Der sprach aber: Herr, erlaube mr, dass ich zuvor hingehe und meinen Vater begrabe. Aber Jesus sprach zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes! Und ein anderer sprach: Herr erlaube mir zuvor, dass ich Abschied nehme von denen, die in meinem Haus sind. Jesus aber sprach zu ihm: Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.

 

Liebe Gemeinde,

jetzt in der Passionszeit hören wir die dazu entsprechenden Abschnitte der Evangelien und das sind harte Tatsachen und mitunter auch harte Reden Jesu. Das passt so gar nicht in das so etwas süßliche Jesusbild, das von manchen evangelikalen und pietistischen Christen gepflegt und verbreitet wird. Jesus spricht hier mit harten Worten, die aber dennoch von seiner Liebe bestimmt sind. Luther spricht von einer „harrschen Liebe“.

 

Jesus war mit seinen Jüngern auf dem Weg von Galliläa nach Süden, nach Jerusalem zum Passahfest - auf seinem Weg zum Kreuz. Und da mussten sie durch das den Juden feindlich gesonnene Samarien ziehen. Jesus wollte dort Zwischenstation machen und dort übernachten, aber man gab ihnen kein Quartier, eben weil sie Juden waren und zum Passahfest nach Jerusalem wollten. Das erinnert an die Quartiersuche bei Jesu Geburt.

 

Als sie nun weiterzogen, kam Einer zu Jesus und sprach: „Ich will dir folgen, wohin du gehst.“ Ja, dieser Rabbi hatte ihm imponiert, mit dem würde er gern zusammen zum Passahfest nach Jerusalem gehen und auch sein Schüler werden. Man suchte sich damals seinen Rabbi etwa so aus, wie man sich heute eine Schule oder Uni aussucht. Und Jesus antwortet ihm, gerade vor dem Hintergrund der Erfahrung von Samarien: „Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege.“ Jesus meint, weißt du auch, was deine Bitte bedeutet, mir nachfolgen zu wollen? Überlege es dir gut! Es ist bei mir nicht so wie bei den anderen Rabbi's, denen man gern Quartier gibt, wovon dann auch ihre Schüler profitieren. Bei mir ist es geradezu umgekehrt, wer mir folgt, der wird an meiner Heimatlosigkeit, ja, an meinem Leiden teilhaben. „Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach!“ Das vom Kreuz musst du wissen, wenn du mir nachfolgen willst.

Aber das Wort Jesu gilt ja auch uns. Wenn wir Jesus nachfolgen, dann können wir nicht mit Akzeptanz und Anerkennung der Welt rechnen, sondern wir werden an der Verachtung, Ablehnung, dem Spott und der Verfolgung Jesu teilhaben. Das wirkt nicht attraktiv, sondern eher abstoßend. Steht uns diese Tatsache eigentlich immer klar vor Augen? Und warum wundern wir uns, dass wir als Christen und Kirche auf zunehmend mehr Unverständnis und Ablehnung in der Welt und der Öffentlichkeit stoßen? Ja, würden wir solche Widerstände nicht erleiden, dann müssten wir uns selbtskritisch fragen, ob wir uns nicht schon zu sehr der Welt mit ihrer gottabgewandten Eigengesetzlichkeit angepasst hätten.

 

Es ist deshalb eine grobe Verfälschung der Botschaft Jesu, wenn evangelikale Gruppen, vor allem in den USA, im Namen Jesu ein gutes und gelingendes Leben versprechen. Jesus selbst sagt, dass es seinen Jüngern so ergehen wird, wie es ihm, dem Meister, ergeht. Zuerst in der Welt im Schlechten - mit Jesus leiden und sterben -, dann aber eben am Ende, im Guten - mit und durch Jesus auferstehen zum ewigen Leben. Nur wenn wir ihm dieses gute Ende glauben und ihm vertrauen, nur dann ist Jesu Botschaft „attraktiv“! Und dieses gute Ende, das ist das Evangelium, das jeder Christ, und nicht nur der Pastor, den kirchenfernen, den christusfernen, ja, den verlorenen Menschen verkündigen soll. Wie uns im 1. Petrusbrief gesagt wird, dass wir alle das auserwählte Volk und königliche Priestertum sind und die Wohltaten Gottes verkündigen und Rechenschaft unserer Glaubenshoffnung geben sollen.

 

Doch nun zu den anderen Beiden, zu dem einen, zu dem Jesus spricht: „Folge mir nach“ und zu dem anderen, der von sich aus zu Jesus sagt: „Herr ich will dir nachfolgen...“ Beide wollen Jesus nachfolgen, aber.... - Aber, ich muss erst noch das Begräbnis meines Vaters ausrichten und der andere, ich will erst noch von meinen Angehörigen Abschied nehmen. Und da sagt Jesus, nein, kommt jetzt sofort oder gar nicht. Diese Schroffheit entsetzt. Sie wird damals die Beiden entsetzt haben und wenn wir ehrlich sind, entsetzt sie auch uns heute. Hätte da Jesus nicht doch verständnisvoll vielleicht einen Tag warten können?

 

In uns entsteht die Frage, wie wir uns denn verhalten hätten. Hätten wir ganz klar entschieden, dann muss die Beerdigung meines Vaters eben ohne mich stattfinden, oder dass muss meine Familie hinnehmen, dass ich ohne allen Abschied einfach verschwunden bin?

 

Liebe Gemeinde, Jesus hat seine Worte ganz bewusst so auf die Spitze getrieben. Sie sollen uns schon ein Erschrecken sein. Ich denke da an ein Gepräch, das der US-Schriftsteller Mark Twain einmal mit Jemanden über die Bibel geführt hat. Da sagte Einer zu ihm: „Mich beunruhigen die Bibelstellen, die ich nicht so recht verstehe.“ Mark Twain antwortet: „Bei mir ist es genau umgekehrt, mich beunruhigen die Bibelstellen, die ich verstehe.“ - Also die, die eigentlich ganz klar zu verstehen sind, die mir aber nicht passen, die mich vor eine Entscheidung stellen oder mich eindeutig zu einer Änderung meines Verhaltens oder Denkens auffordern. Die mich also zur Buße – zur Umkehr rufen. Solche klaren Worte Jesu darf nun ein Prediger nicht irgendwie verharmlosen und entschärfen, damit sie annehmbarer werden, was heute vielfach so gemacht wird. Die Spitze und Schärfe der Worte Jesu darf nicht genommen werden. Es heißt (Hebr. 4, 12): „Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein; und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens.“ Aus diesem Schwert Gottes darf man kein Gummi-Messer, kein Kinderspielzeug machen.

 

Jedoch möchte ich etwas zu den Hintergründen und der Absicht der harten Worte Jesu erklären.

 

  1. Jesus ist auf dem Weg nach Jerusalem, auf seinem Weg ans Kreuz – wie Johannes schreibt, seine Stunde – die Stunde des Leidens und Sterbens - ist gekommen. Jesus hat sich dem göttlichen Zeitplan ergeben, den will und kann er nicht verzögern. Ja, es würde ihm zur Versuchung werden, das Leiden und Sterben aufzuschieben. Jesus kann und will also nicht noch auf den einen oder anderen Jünger warten, bis der seine weltlichen Dinge erledigt hat. Es ist so, wie auch ein Zug am Bahnhof seine feste Abfahrtszeit hat und er seine Abfahrt nicht aufschieben kann, weil da Einer, der noch zusteigen will, erst noch etwas Wichtiges erledigen muss. Der Zug fährt ab, also steige noch schnell ein! Wie uns aus dem Hebräerbrief zugerufen wird: „Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstocket eure Herzen nicht!“

     

  2. Auch bei anderer Gelegenheit hören wir, dass Jesus die damalige Bestattung der Toten mit schreienden Klageweibern usw., wie sie bis heute bei den Moslems üblich ist, kritisch sieht. Jesus sagt ja sogar, die da den Toten bestatten sind selbst alle tot – nämlich geistlich tot. Wenn sie Gott glauben und vertrauen würden, dann wüßten sie, dass mit dem Tod nicht alles aus, dass Gott nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen ist. Und sie sind auch tot, weil sie meine Worte des Lebens nicht hören und annehmen wollen. Wer Jesu Wort nicht hören und glauben will, der ist tot – geistlich tot.

     

  3. Die als so hart gehörten Worte Jesu haben sicher auch einen seelsorglichen Hintergrund. Jesus kennt die Herzen, er weiß, welche Worte die richtigen für Jeden in seiner Situation sind. Und das können dann auch mal sehr harte Worte sein. Vielleicht bestand bei dem, der nur noch Abschied von seinen Angehörigen nehmen wollte, die Gefahr, dass er es sich dann doch nochmal anders überlegte. Deshalb sagt ihm Jesus, sieh nach vorn in die Zukunft und nicht zurück in dein altes Leben: „Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“

     

  4. Die ganze Sache ist eine Frage der Autorität Jesu und der von den Nachfolgen-wollenden gesetzten Priorität. Das ist der Hauptgrund, weshalb uns die Geschichte überliefert ist und weshalb sie eben uns auch betrifft.

Stelle dir einmal vor, du hättest eine unmittelbare Gottesbegegnung - so etwa wie der Mose am brennenden Dornbusch, oder ein lichtgleißender Engel Gottes würde zu dir kommen und zu dir sagen „Komm mit!“ Du würdest doch wahrscheinlich nach dem ersten furchtbaren Erschrecken überwältigt mitgehen. Bei diesem „Einbrechen Gottes in deinen Alltag, in dein Leben“, würdest du doch nicht auch nur eine Sekunde an deine Alltagspflichten denken. Wer würde da meinen, es gäbe erst noch etwas anderes Wichtigeres zu erledigen? Oder wer wollte und wagte es Gott zu trotzen?

 

Wenn dich aber dein Pastor anruft und bittet dich, du möchtest doch heute mal zu ihm kommen, dann sagst du vielleicht: „Das passt heute schlecht, ich muss noch meinen Zaun streichen oder Kartoffeln schälen oder zur Silberhochzeit meiner Schwester, aber am Dienstag komme ich dann gern vorbei.

 

Merkt ihr, es kommt darauf an, wer uns jeweils anspricht. Das ist die Autoritätsfrage. Und dann auch, welches Gewicht ich meinen Angelegenheiten beimesse. Das ist die Prioritätsfrage. Mein Zaun und meine Kartoffeln erscheinen mir jetzt wichtiger als die Wünsche des Pastors. Aber wer oder was könnte Vorrang vor Gott haben? - Niemand und Nichts! Das stand damals bei der Frage, Jesus sofort nachzufolgen, zur Entscheidung.

 

Der beeindruckende und immer einfühlsame Rabbi Jesus muss doch Verständnis dafür haben, dass die Bestattung des Vaters Vorrang hat und er muss auch Verständnis haben, dass man sich vor einer mehrtägigen Reise nach Jerusalem von seinen Angehörigen ausführlich verabschieden möchte. Ja, bei einem Rabbi namens Jesus oder heute bei einem Pastor wären diese Ansichten und diese Reihenfolge – die Prioritäten - durchaus angebracht. Es waren ja schließlich keine Kleinigkeiten, denen die Jünger damals den Vorrang einräumen wollten, für die sie um etwas Zeitaufschub gebeten hatten.

 

Wenn Jesus also nur ein Rabbi, ein Meister der Schrift, wäre, dann wären seine Antworten an die Beiden, nein folgt mir jetzt sofort nach, völlig unangemessen. Aber Jesus ist eben unendlich mehr als jeder gelehrte Rabbi, wie er hier auch wieder von sich selbst als dem „Menschensohn“ spricht, von dem der Prophet Daniel geschrieben hat. Der, dem alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben ist und der auch das Jüngste Gericht halten wird. Hier in Jesus steht und redet der allmächtige Gott unmittelbar. Ganz so wie Gott aus dem Dornbusch oder auf dem Berg Siani zu Mose gesprochen hatte. Nur, dass Jesus eben nicht in seiner göttlichen Macht und Herrlichkeit, nicht in gleißendem Licht oder unter gewaltigem Donner, da spricht, sondern unscheinbar, verborgen unter dem Mensch-sein Jesu - Jesus Christus wahrer Gott und wahrer Mensch.

 

Die Entscheidung der Beiden, ob sie nun Jesus sofort nachfolgen, oder aber ihre wichtigen persönlichen Angelegenheiten regeln (Frage der Prioriät), hängt davon ab, ob sie in Jesus den wahren allmächtigen Gott erkannt haben oder nicht (Frage der Autorität). Über ihre Entscheidung wird uns nichts mitgeteilt.

 

Vor dieselbe Frage sind die Menschen bis heute gestellt. Wer ist dieser Jesus, dessen Name und Geschichte bis heute nicht vergessen ist, sondern seltsamer Weise – göttlicher Weise – seit über 2000 Jahren immer noch in Erinnerung ist und verkündigt wird? War er ein besonderer jüdischer Rabbi, ein Reformator des Judentums, ein guter und weiser vorbildlicher Mensch, der leider gescheitert ist oder ist er der Christus, der Sohn Gottes, ja, der allmächtige Gott selbst? Je nach dem, für wen Jesus gehalten wird, ja nach dem haben seine Worte und sein Kreuzestod entweder nur eine gewisse geistesgeschichtliche Bedeutung oder aber sie haben Lebenswichtigkeit, erste Priorität im Leben des Menschen.

 

Die als schroff empfundenen Antworten Jesu sollten die drei Jünger, die erwogen hatten ihm nachzufolgen, zur Beantwortung der Frage drängen, die auch heute den Menschen gestellt ist: Wer ist dieser Jesus von Nazareth? Ist es mein Herr und Gott, dem ich glauben und vertrauen kann? Und dem ich alles unterordnen kann? Denn er wird’s schon wohl machen, er liebt mich ja und hat sein Leben für mich dahin gegeben, damit ich leben kann – ewig leben in seiner Herrlichkeit. Glaubst du es, so hast du es, durch sein Kreuz, Vergebung deiner Sünden und ewiges Leben. Gottes heiliger Geist schenke, erhalte und stärke uns diesen Glauben immer wieder neu - zum ewigen Leben in seiner Herrlichkeit.

Amen

 

                                                                                               Detlef Löhde

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Predigt zum 2. Sonntag der Passionszeit - Predigttext: Hebr. 11, 1. 8-10

Predigt zum 2. Sonntag der Passionszeit - Reminiscere (Gedenke HERR) Predigttext: Hebr. 11, 1. 8-10

„Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.

Durch den Glauben wurde Abraham gehorsam, als er be­rufen wurde, in ein Land zu ziehen, das er erben sollte; und er zog aus und wußte nicht, wo er hinkäme. Durch den Glauben ist er ein Fremdling gewesen in dem verheißenen Lande wie in einem fremden und wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung. Denn er wartete auf die Stadt, die einen festen Grund hat, deren Bau­meister und Schöpfer Gott ist.“

 

Liebe Gemeinde,

wer heute fernsieht, Zeitung liest, sich mit seinen Mit­menschen unterhält, der muß häufig feststellen, dass unsere Sprache mehr und mehr verflacht. Dass man die eigentliche Bedeutung von bestimmten Wörtern nicht mehr kennt und sie nur noch in ver­flachter Form gebraucht. Das gilt leider gerade auch für das Wort „glauben“. Was ist die eigentliche Bedeutung des Wortes „glauben“?

 

Jeder kennt sicher den dummen Spruch: „Ich glaube nur, dass ein Pfund Rindfleisch eine gute Suppe gibt.“ Dahinter steckt das sehr materialistische, ja atheistische Denken, dass man nur glauben könne, was man sieht und nach­prüfen kann. Der Spruch von der Rindfleischsuppe ist aber schon von der ursprünglichen deutschen Wortbe­deutung von „glauben“ völlig daneben. Erst im Laufe der Ver­flachung der deutschen Sprache hat man „glauben“ im Sinne von „nur etwas vermuten“ verwendet. Im Herkunftswörterbuch des deutschen Dudens steht, glauben meint, „für lieb halten, gut­heißen“ und schon die heidnischen Germanen drückten mit „glauben“ das „freundschaftliche Vertrauensverhältnis zu Gott“ aus. Wir sollte uns das einmal merken, dass „glauben“ schon im ursprünglichen Deutsch meint: „Gott für lieb halten, seine Worte und Taten gutheißen, auf seine Zuwendung ver­trauen“. Und liebe Gemeinde, genau das meint auch das griech. Wort „Pistis“ das im Urtext des Hebräerbriefes steht. Es meint, „die persönliche Beziehung zu Gott, die auf seine Treue und Zuverlässigkeit vertraut“.

Aber liebe Gemeinde, die Verflachung und den Bedeutungswandel von Wörtern, scheint es auch schon zu neu­testamentlicher Zeit gegeben zu haben. Denn nicht um­sonst will uns der Hebräerbrief klarmachen, was den eigent­liche Sinn von „Pistis“, also von „Glauben“, ausmacht: „Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht - also nicht nur ein ungewisses „vielleicht für möglich halten“, sondern ein Über­zeugtsein – eine feste Zuversicht auf das, was man hofft – was Gott zuge­sagt hat - und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.“ Man kann das auch so sagen: Das Wesen des Glaubens ist es, dass ich von meinem Vertrauen zu Gott her überzeugt bin, dass all seine Zusagen Wirklichkeit werden, selbst wenn ich das jetzt nicht sehen kann. Und dann werden uns für solchen Glauben Menschen des AT als Vorbild vorgestellt.

 

So hören wir von Abraham, der sein Leben vom Glauben – von unbeirrtem Vertrauen zu Gott bestimmt sein lässt:

                       Abraham geht ins Unbekannte,

                          er wohnt im Vorläufigen                                              

                              er wartet aufs Endgültige.  

 

Abraham geht ins Unbekannte

Da in seiner angestammten Heimat, mitten im Heidentum,

erfährt Abraham von dem ihm bis dahin unbekannten Gott den Ruf und die Aufforderung, alles zu verlassen, um in ein Land zu ziehen, das Gott ihm zeigen und schenken wolle „und er zog aus und wußte nicht, wo er hinkäme“. So ist der Glaube: Intuitiv – per Eingebung ins Herz - hatte Abraham erfahren, dass er diesem Gott, den er bisher noch nicht einmal kannte, rückhaltlos vertrauen konnte, dass Gott Wort halten werde, selbst wenn man nicht weiß, wohin Gott einen führen wird, was einen erwarten wird, aber es wird schon gut sein, denn Gott meint es gut – das ist Herzens- glaube - unbegrenztes Gottvertrauen – Gottergebenheit.

 

Die Apostel haben bei Jesus Vergleichbares erfahren. Der ihn bis dahin unbekannte Herr sprach zu ihnen nur: „Folge mir nach“ und sie erfuhren intuitiv – per Eingebung ins Herz - dem können wir vertrauen. Sie fragten nicht, wer bist du eigentlich, wo soll es denn hingehen, was sollen wir denn tun, sondern sie vertrauten ihm rückhaltos, verließen ihr Dorf, ihre Stadt, ihren Beruf und gingen mit Jesus – gingen mit ihm, wie einst Abraham mit Gott - ins Unbekannte, aber es wird schon gut sein, denn dieser HERR meint es gut mit uns.

 

Und so ist es auch heute bei einem jeden einzelnen Christen. Er ist vom dreieinigen Gott gerufen, ja, berufen worden, durch und mit seiner Taufe. Und intuitiv -per Eingebung ins Herz – fühlten wir schon als Kleinkind, dass der, der uns da gerufen hat, der in unser Herz gekommen ist, dass der uns liebt, und deshalb können wir ihm vertrauen. Und dann kommt es eben darauf an, ob der Mensch in seinem weiteren Leben in diesem Vertrauen bleibt, in der Erkenntnis Christi wächst und ihm nach­folgt. Diese Nachfolge im Glauben führt uns dann auch ins Unbekannte – wir wissen nicht wohin uns der HERR in unserem Leben führen wird, - wie es von Abraham heißt, „er zog aus und wußte nicht, wo er hin­käme“ - aber wohin uns auch der HERR führt, es wird schon gut sein, denn der HERR meint es gut mit uns. Abraham lässt sich von Gott ins Unbekannte führen, dieses Vertrauen von Herzen, diese Gottergebenheit, das ist Glaube.

 

Abraham wohnt im Vorläufigen

Schließlich hat Gott den Abraham in das verheißene Land Kanaan geführt, aber da war es ganz anders als es sich Abraham vorgestellt und gewünscht hatte. Wie in seinem Heimatland, aus dem er gekommen war, so war er auch im gelobten Land von Heiden umgeben. Da war er nicht nur von seinem Herkommen ein Fremder, sondern auch von seinem Glauben, ein Außenseiter, ein Geduldeter, ein mit Zelten Umherziehender ohne nur ein Stück Landbesitz und ohne ein festes Haus.

Abraham war in einer vergleichbaren Situation wie später die Israeliten mit Mose, als sie ruhelos in der Wüste Sinai umherziehen mussten und die deshalb immer wieder gegen Gott und den Mose gemurrt und gemeutert haben.

 

Abraham aber wartet aufs Endgültige

Trotz der Nichterfüllung seiner ersten menschlichen Erwartungen und Wünsche, trotz seiner ersten Ent­täuschung, vertraute Abraham Gott weiter. Er hatte doch Gottes Wort und Verheißung, und er begann zu ahnen und zu begreifen, dass Gott für ihn und seine Nachkommen viel mehr, als nur Siedlungsland mit ein paar Häusern in Kanaan vorgesehen hat. - Das Land haben seine Nachkommen dann später schließlich auch noch bekommen - aber das eigentliche Ziel, wohin Gott den Abraham und seine Nachkommen bringen wollte, war viel fester und beständiger als irgend ein Dorf oder eine Stadt in Kanaan. Das eigentliche Ziel Gottes mit Abraham und seinen Nachkommen war unvergänglich und ewig. Sie sollten nämlich Mitbewohner der Stadt und des Hauses Gottes werden. In Kanaan aber lebte Abraham mit den Seinen nur im Vorläufigen und er wartete auf die Stadt, die einen festen Grund hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist. So war das Gottvertrauen, der Glaube, des Abraham.

Auch die Apostel mussten eine vergleichbare Erfahrung machen, als sie Jesus folgten. Was hatten sie für hohe Erwartungen, wohin sie Jesus führen würde. Als Messias würde er den Thron zu Jerusalem besteigen und Israel zur Großmacht machen und sie würden als seine engsten Vertrauten dabei sein. Seine Macht und Herrlichkeit würde auf sie mit ausstrahlen. Ja, da galt es dafür Sorge zu tragen, dass man bei ihm einen besonders guten Platz bekam. Wen würde er wohl als seine rechte Hand über die anderen Jüngern stellen? Aber die Lage entwickelte sich ganz anders als erwartet. Sie liebten ihren HERRN, aber die Rede- und Handlungsweise Jesu wurde ihnen immer unverständlicher. Er machte sich Feinde, machte keine Anstalten die Macht zu ergreifen, und sprach, dass er viel leiden und von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten getötet werden und am dritten Tage auferstehen werde (Mt. 16,21) Und einige Zeit später wurde Jesus verraten, verhaftet, von seinen Jüngern verlassen, verhört und zum Tode verurteilt und gekreuzigt. Die Jünger waren fassungslos. Wohin hatte sie Jesus geführt? Das kann doch nicht das Ziel gewesen sein. Erst nach dem sich Jesus ihnen über 40 Tage lang immer wieder als der Auferstandene gezeigt hatte, fanden sie zu ihrem Glauben, zu ihrem rückhaltlosen Vertrauen zu Jesus und seinen Verheißungen wieder zurück und wurden froh. Sie begriffen, dass Jesus ihnen kein weltliches und damit vergängliches Reich und Königtum bringen wollte, sondern dass er ihnen mit seinem Opfertod am Kreuz das ewige Reich Gottes und das Haus des himmlischen Vaters aufgeschlossen hat, damit sie Hausgenossen Gottes in seiner Ewigkeit und Herrlichkeit werden. An dieser Verheißung hielten sie nun kraft des heiligen Geistes fest und predigten in dieser vergänglichen Welt der Vorläufigkeit gemäß dem Auftrag Christi das Wort vom Kreuz zur Vergebung der Sünden und zum ewigen Leben.

 

Was der Abraham und die Apostel erfahren haben, dass erfahren auch wir – Leben im Vorläufigen, im Vergänglichen, Warten aufs Endgültige, aufs Ewige.

Vom dreieinigen Gott sind wir mit der Taufe in seine Gemeinschaft berufen und haben die Verheißung bekommen, dass er immer mit uns sein und uns beschützen und retten wolle. Mit dieser Verheißung und unter seinem Segen sind wir auf einen uns unbekannten Lebensweg gesandt. Und da ergeht es uns dann mitunter so wie dem Abraham und den Jüngern Jesu. Wir hatten oder haben da mitunter ganz andere Erwar­tungen von einem Leben unter dem Segen Gottes, von einem Leben mit dem Sohn Gottes, der da spricht: „Siehe ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Das müsste doch ein ganz harmonisches Leben ohne alle Be­schwernisse sein. Da dürfte man doch gar keine Probleme mehr haben, zumindest doch nicht im persönlichen und doch auch nicht in seiner Kirche. Liebe Gemeinde, es gab und gibt heute Gruppen der Christenheit, bestimmte evangelikale Gruppen, besonders in den USA, die das so predigen. Die Erwartung eines rundrum zumindest persönlich heilen Lebens – eines so genannten „gelungenen Lebens“. Das kommt doch unseren Wünschen sehr entgegen und ist doch auch an sich nichts Unrechtes. Was dabei vergessen wird ist, dass doch immer noch die Sünde in der Welt ist, ja selbst in der Kirche und nicht zuletzt auch in uns selbst. Und deshalb werden wir in dieser Welt auch immer unter fremder wie auch unter eigener Sünde zu leiden haben. Es ist deshalb Schwärmerei, ein harmonisches, sorgen- und beschwerde-freies Leben in dieser Welt zu erwarten, ja, zu predigen. Ganz im Gegenteil, Sünde, Tod und Teufel haben dem Herrn Christus und seinen Jünger aller Zeiten den Kampf angesagt und da gibt es Leid und Schmerz und Verwundung und leiblichen Tod. Deshalb spricht der HERR: Will mit jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir (Mt.16, 24). Wir leben jetzt hier in dieser vergänglichen Welt nur in der Vorläufigkeit, in der es durch Trübsal, Kreuz und Tod geht. Aber wir dürfen ganz gewiss sein, dass Gott in seinem Sohn und heiligen Geist seiner Verheißung treu ist. Wir dürfen die Gewissheit haben, dass „Gott mit uns ist“. Dass er besonders in schwierigen Zeiten bei uns ist, uns zwar nicht vor allen Angriffen und Versuchungen abschirmt, aber er bewahrt uns ganz sicher vor der Übermacht, vor dem Sieg von Sünde, Tod und Teufel über uns. Das hat er uns fest zugesagt. Der HERR hat und behält den Sieg und schenkt uns die Sieges­krone des ewigen Lebens, ganz egal was wir hier erleben und erleiden müssen. Das tröstet uns, das macht uns gelassen, ja das macht uns froh, dass wir singen können „In dir ist Freude in allem Leide“.

An der gewissen Hoffnung auf Gottes Verheißungen des ewigen Lebens bei ihm, daran sollen wir festhalten, wie damals der Abraham, der da wartete auf die Stadt, die einen festen Grund hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist. Wie es ja auch in der Jahreslosung für dieses Jahr 2013 aus dem Hebräerbrief (13, 14) heißt: „Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ – das ist im Bild gesprochen das himmlische Jerusalem, das Haus des himmlischen Vaters. Wie uns auch der Apostel Paulus schreibt: Lasst uns nicht auf das Sichtbare sehen, sondern auf das Unsichtbare. Denn was sicht­bar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig. Denn wir wissen: wenn unser irdisches Haus, diese Hütte, ab­gebrochen wird, so haben wir einen Bau, von Gott erbaut ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel. Wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen (2.Kor. 4-5) – Im Glauben, was meint „Gott für lieb halten, seine Worte und Taten gutheißen, ganz auf seine Zuwendung und Verheißungen im Namen seines lieben Sohnes vertrauen.“

 

Das möge uns Gottes heiliger Geist immer wieder neu schenken und erhalten – zum ewigen Leben. Amen

Detlef Löhde

Hebr11, 8 Reminiscere .pdf
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