Ursachen der weltweiten Finanzkrisen

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Als Christen leben wir auch in dieser äußerlichen Welt mit all ihren Problemen, Themen und Sünden. Wir leben wir nicht mehr im Paradies, sondern müssen uns mit Arbeit unseren Lebensunterhalt verdienen und von dem Lohn oder Ertrag leben. AuchJesus und seine Apostel reden beiläufig vom Arbeitslohn, vom notwendigen Kaufen und Verkaufen, vom Steuern zahlen, vom Spenden für den Tempel, vom ehrlichen und unehrlichen Umgang mit Geld, ja, von Schulden und von Zinsen. Für einen Christen ist Geld also nicht von vornherein schlecht oder anrüchig, sondern es gehört mit zu seinem Leben in dieser Welt. Vielmehr ist entscheidend der Stellenwert, den wir dem Geld einräumen und wie wir mit unserem Geld umgehen.

Jesus hat uns nachdrücklich vor der Gefahr und Sünde gewarnt, dass uns das Geld zu unserem Gott werde: „
Ihr könnt nicht Gott dienen und zugleich dem Mammon“(Matthäus 6,24). Wann würde das Geld zu unserem Gott? Luther sagt, all das wird uns zu einem Götzen, woran wir unser ganzes Herz hängen, worauf wir all unser Vertrauen und unsere Hoffnungen setzen. Und er beschreibt das Denken des gottlosen Materialismus: „Wer Geld und Gut hat, der weiß sich sicher, ist fröhlich und unerschrocken, als sitze er mitten im Paradies.“ Könnte es nicht sein, dass Gott mit den gegenwärtigen Finanzkrisen gerade an dem Götzen Mammon etwas wackelt?

Die gegenwärtigen Finanzkrisen haben nun so manchen aus seinen Paradies-Illusionen gerissen, dass sich Geld und damit Wachstum und Wohlstand von uns ständig vermehren lassen und dass damit die Zukunft gesichert sei. Falls es an Geld fehle, könne man sich ja mit Krediten unendlich behelfen. Man meint, mit dem „Umschaufeln von virtuellen Milliarden“, mit weiteren Krediten und Bürgschaftsversprechen sei die Krise in den Griff zu bekommen. „Geld regiert die Welt!“ – Nein, Gott ist der Herr der Welt und der Weltgeschichte und er kann geben aber auch nehmen. Schon in der Bibel werden Geldverknappung (Deflation) wie auch Geldentwertung (Inflation) als Prüfung und Gericht Gottes verstanden.

Es ist schon beachtlich, wenn in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Finanzteil vom 15. Mai 2010, der Finanzanalytiker Volker Loomann u.a. schreibt: „Es gibt keine Garantie, dass die Anlagen morgen noch vorhanden sein werden, und es gibt keine Sicherheit, dass die Güter übermorgen noch etwas wert sein werden. Geld ist eine Illusion, es gibt keine Sicherheit, und das Leben wird allen Krisen zum Trotz weitergehen, nur nicht so, wie sich manche Leute vorstellen. Vor diesem Hintergrund sollten sich die Menschen weniger auf Besitz, sondern auf das Leben besinnen. Sie brauchen – so banal das klingt – jeden Tag zu essen und zu trinken und ein Dach über dem Kopf. Freude und Liebe verschönern das Leben, Angst und Gier vermiesen das Leben.“

Als ich das gelesen hatte, dachte ich, wie aktuell ist doch das Wort Jesu: „
Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo Diebe einbrechen und stehlen.Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo Diebe nicht einbrechen und stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz (Matthäus 6,19).“ Und der Apostel Paulus schreibt an seinen Schüler Timotheus: „Die Frömmigkeit aber ist ein großer Gewinn für den, der sich genügen lässt. Denn wir haben nichts in die Welt gebracht, darum werden wir auch nichts hinaus bringen. Wenn wir aber Nahrung und Kleider habe, so wollen wir uns daran genügen lassen.Denn die reich werden wollen, die fallen in Versuchung und Verstrickung und in viele törichte und schändliche Begierden, welche die Menschen versinken lassen in Verderben und Verdammnis. Denn Geldgier ist eine Wurzel alles Übels; danach hat einige gelüstet und sie sind vom Glauben abgeirrt und machen sich selbst viel Schmerzen. Den Reichen in dieser Welt gebiete, dass sie nicht stolz seien, auch nicht hoffen auf den unsicheren Reichtum, sondern auf Gott, der uns alles reichlich darbietet, es zu genießen, dass sie Gutes tun, reich werden an guten Werken, gerne geben, behilflich seien. “ (1.Tim. 6,6ff.).

Das sind die Gefahren, die von Geld und Reichtum - von der Gier nach immer mehr Geld und dem Geiz, viel Geld anzusammeln und nur für eigene Zwecke verwenden zu wollen. So gesehen können eben auch Arme und Normalbürger Geld zu ihrem Gott machen, in dem sie in ihrem Leben alles vom Geld erwarten und mit allen Mitteln versuchen an mehr Geld zu kommen. In unserer Gesellschaft besteht ja weithin die Sicht, dass alles irgendwie mit Geld zu bewerkstelligen und mit Geld zu bemessen sei, bis hinein in das Recht, in die Medizin, in die Erziehung und Ethik, in die Kirchen und die Diakonie. Fast alle Lebensbereiche sind kommerzialisiert.

Wie betrachten wir nun die derzeitige Finanzkrisen, wodurch wurden sie verursacht und wer ist für sie verantwortlich? Natürlich liegen ihr Gier und Geiz zu Grunde. Nur ist es zu einfach dafür allein eine Hand voll besonders gieriger Bankmanager und Spekulanten verantwortlich zu machen und alle anderen nur als bedauernswerte Opfer zu betrachten.

Jesus sagt: „
Denn wer ist unter euch, der einen Turm bauen will und setzt sich nicht zuvor hin und überschlägt die Kosten, ob er genug habe, um es auszuführen“(Lk. 14,28). Gegen diesen nüchternen mathematischen Grundsatz ist weltweit massiv verstoßen worden. Man hat „Türme der Eitelkeiten, des Wohllebens und der Gefälligkeiten“ immer weiter in die Höhe gebaut ohne vorher zu rechnen, ob man sie denn wird bezahlen können. Mit dem Bau von Türmen zum weltlichen Paradies wurde begonnen, wie einst zu Babel. Und als das Geld nicht mehr reichte, hat man mit Schulden weitergebaut, deren Zinsen heute kaum noch bezahlbar sind, geschweige denn ihre Rückzahlung. Politiker haben, um Wahlen zu gewinnen, einen Wettlauf veranstaltet, wer dem Volk am meisten bietet, selbst wenn dafür eigentlich kein Geld mehr zur Verfügung stand, sondern neue Schulden gemacht werden mussten. Das geschah in vielen Ländern. In Griechenland ist es jetzt „aufgeflogen“, weitere Euro-Ländern stehen vor einem finanziellen Desaster und auch in den USA, in Großbritannien und auch bei uns in Deutschland sind enorme Schulden aufgetürmt worden.

Also sind die Politiker schuld? Ja, aber nicht sie allein. Hat die Bevölkerung nicht auch immer weitergehende Forderungen und Ansprüche an die Politiker gestellt, die Fragen der Finanzierung ignoriert und die Politiker gewählt, die am meisten in Aussicht gestellt haben? Und der Durchschnittsbürger will seine paar tausend Euro Spargeld möglichst mit hoher Verzinsung, aber ohne Risiko anlegen, was sich aber naturgemäß gegenseitig ausschließt. Diese Erwartung ist geradezu eine Aufforderung, unseriöse undurchschaubare Bankangebote auf den Markt zu bringen. Die Gier und der Geiz auch des Durchschnittsbürgers im Kleinen entspricht im Prinzip dem der angeprangerten Banken, Spekulanten und Politiker im Großen. Wird da vielleicht nur aus Neid angeprangert, weil man selbst nicht die Möglichkeit in entsprechenden Größenordnungen hat, sondern nur über ein paar tausend Euro verfügt?

Man will sich nicht einschränken, sondern jetzt gut leben, lass doch die Schulden die nächsten Generationen bezahlen. So egoistisch denkt eine alternde, materialistisch eingestellte Gesellschaft: „Nach mir die Sintflut!“ Eine Sintflut wird Gott zwar nach seinen eigenen Worten nicht nochmal schicken, aber doch sein Gericht – hier in der Zeit und zuletzt in der Ewigkeit. Die Folgen unserer Gier und unseres Geizes müssen wir wohl mehr oder weniger in dieser Welt tragen, aber vor dem letzten entscheidenden Gericht Gottes werden wir verschont, wenn wir durch den Glauben in der Vergebung Jesu Christi leben.

Wenn man sein Handeln und Denken selbstkritisch betrachtet, werden sich wohl die meisten in dem dargestellten Szenario irgendwo wiederfinden. Und selbst wer meint, an all dem überhaupt nicht beteiligt gewesen zu sein, auch der wird die Folgen der Fehler und Sünden der politischen Führung und der Mehrheit der Bevölkerung mittragen müssen. Das war schon zu biblischen Zeiten beim Volk Israel so. Jeder Mensch ist in eine Gemeinschaft (Familie, Volk) hineingeboren, an deren Gesamtschicksal er teil hat, unabhängig von seiner persönlichen Verantwortung oder Schuld.

Wie die mehr oder weniger selbst verschuldete Krise ausgeht ist noch höchst ungewiss. Hat Gott unserem „Turmbau“ kurzfristig die Finanzen und das unendliche Schuldenmachen abgeschnitten, damit wir zur Besinnung kommen, einhalten und umkehren – Buße tun? Der Eindruck, dass unsere Politiker und die Banken, die Krise sicher in den Griff kriegen oder gar schon im Griff haben, dürfte wohl eine Täuschung sein. Doch soll uns nicht die Angst vor der ungewissen finanziellen Zukunft beherrschen. Nicht die Politiker, nicht die Banken und auch nicht das Geld sind die Herren der Welt, die unsere Zukunft bestimmen, sondern allein Gott ist der Herr. Allein ihm sollen wir vertrauen, gerade auch in ungewissen Zeiten. Wir sollen beten:

Vater unser, der du bist im Himmel, ...

dein Wille geschehe wie im Himmel also auch auf Erden,

- also auch in dieser Finanzkrise -

unser tägliches Brot gib uns heute, ...

- daran lass es uns genügen und dankbar sein -

und vergib uns unsere Schuld,.. wie auch wir vergeben unsern Schuldigern ...

- vergib uns auch unsere mitunter gezeigte Maßlosigkeit und Undankbarkeit -

denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit.

Amen

Detlef Löhde

 

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