Sterben und Patientenverfügung

Gottes Wort zum Sterben des Menschen

und Gedanken zur Patientenverfügung

 

Da machte Gott der HERR den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so war der Mensch ein lebendiges Wesen,1. Mose 2, 7.

 

In seiner Hand ist die Seele von allem, was lebt, und der Lebensodem aller Menschen, Hiob 12, 10.

 

Nimmst du weg ihren Odem (Lebenshauch, Atem), so vergehen sie und werden wieder zu Staub. Du sendest aus deinen Odem, so werden sie geschaffen, Psalm 104, 29.30.

 

Der du die Menschen lässest sterben und sprichst: Kommt wieder, Menschenkinder.

Unser Leben währet 70 Jahre, und wenn's hoch kommt, so sind's 80.

Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf daß wir klug werden, Psalm 90, 3.10.12.

 

Ein jegliches hat seine Zeit, geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit, Pred. 3, 2.

 

Wer ist unter euch, der seines Lebens Länge eine Spanne zusetzen kann, ob er gleich darum sorget?, Mt. 6, 27.

 

So ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie gesündigt haben. Der Tod ist der Sünde Sold, Röm. 5, 12; 6, 23.

 

Unser Herr Jesus Christus spricht und verheißt:

Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe, Joh. 11, 25.

 

Gott ist der Herr über Anfang und Ende, über Leben und Tod. Er setzt den Anfang und das Ende des Lebens. Er regiert die Welt und auch das Leben jedes einzelnen Menschen. Das alles geschieht nach Gottes unergründlichem, uns verborgenen Ratschluß und Willen.

 

Gott lässt aber zu, dass der Mensch bis zu einem gewissen Grade die Freiheit hat, entgegen dem guten Willen Gottes nach seinem Eigenwillen zu handeln. Gott hat den Menschen nicht zu seiner Marionette gemacht, sondern gewährt ihm, sich auch von Gottes Willen und Geboten abzukehren, was ihm aber zum Schaden und Bösen gereicht. Das erste mal haben das Adam und Eva getan. Gott lässt sich vom Eigenwillen des Menschen so zu sagen „ins Handwerk pfuschen“. Zuletzt aber hat Gott doch alles in seiner Hand. Das alles gilt auch für unser Sterben und Lebensende.

 

Wir können gegen Gottes fünftes Gebot uns das Leben nehmen, weil es uns nicht mehr erträglich und lebenswert erscheint und wir nicht auf Gottes Abruf warten wollen.

 

Wir können uns irgendwie selbst umbringen, können um aktive Sterbehilfe bitten (was verboten ist) oder uns bei der Selbsttötung helfen lassen. Man kann auch auf subtilere Weise eigenmächtig seinem Leben ein Ende setzen, in dem man z.B seine Herztabletten oder andere lebenswichtige Medikamente einfach nicht mehr einnimmt. Oder, dass man für Alter, Unfall- und Krankheitsfall pauschal schriftlich erklärt, dass man jede moderne medizintechnische Hilfe ablehnt, selbst wenn dadurch das Leben noch längerfristig erhalten werden könnte. Man hat Angst, dass nach einem Überleben das Leben nicht mehr lebenswert sein könnte. Vorher ein Ende setzen zu wollen, ist zwar menschlich verführerisch und verständlich, aber als Christen sollten wir nichts in dieser Weise pauschal verfügen. Haben wir denn so wenig Gottvertrauen, dass wir uns nicht in Gottes Hand begeben wollen, sondern eigenmächtig über das Ende unseres Lebens entscheiden wollen? Doch dürfen wir Gott bitten, dass er uns vor Leiden und langem Sterben durch einen gnädigen Tod bewahren oder erlösen möge.

 

Natürlich spielt das Alter und die jeweilige Krankheit eine maßgebende Rolle. Wenn man das biblische Alter von 80 überschritten hat, müde und im positiven Sinne erfüllt und „lebenssatt“ geworden ist, wie wir es z.B. von Abraham hören, dann darf man das Leben loslassen. Dann will man nicht mehr alle ärztlichen Möglichkeiten an sich ausprobieren lassen. Wenn ein kranker 90-Jähriger, trotz guten Zuredens und Hilfe beim Essen keine Nahrung mehr zu sich nehmen will, dann ist es nicht sein Wille und meines Erachtens auch nicht vom Glauben geboten, dass ihm eine Magensonde gelegt wird.

 

Mit medizinischer Technik kann heute das Leben eines Sterbenden noch um kurze, oft qualvolle und sinnlose Zeit verlängert werden. Das ist auch ein eigenmächtiges „Gott ins Handwerk pfuschen“. Wenn der Beginn des Sterbeprozesses von Angehörigen und Ärzten nicht akzeptiert wird und dem Menschen wird das Sterben verlängert und erschwert wird. Das zu verhüten, ist der gute Sinn der Sterbe-Hospizen und der „Christlichen Patientenverfügung“ (Vordruck ökumenisch erstellt, Differenz zwischen EKD und Röm.-kath. Kirche hinsichtlich des Wachkomas, wobei ich die restriktive röm.-kath. Auffassung vertrete).

 

In welcher Weise am Patienten in der Verantwortung vor Gott und vor dem Patienten weiter medizinisch gehandelt werden sollte, entscheidet sich an der schwierigen Einschätzung

 

  1. ob der Mensch am Beginn eines gottgewollten Sterbeprozesses steht;

  2. ob der Kranke in seinem derzeitigen Zustand noch einen Lebenswillen hat und noch eine ggf. auch nur kurzfristige Lebensverlängerung wünschen würde. Die Patientenverfügung gibt dafür zwar einen Anhalt, aber sie wurde oft vor Jahren mit dem Empfinden eines relativ Gesunden verfasst. Als Schwerkranker könnte sich die Sicht geändert haben. Deshalb sollte man eine einmal erteilte Verfügung in zeitlichen Abständen immer nochmal durch neue Unterschrift bestätigen. Man kann sie auch als Schwerkranker und Sterbender noch widerrufen.

 

Wenn wir in Lebensgefahr sind, in schwerer Krankheit, vielleicht vor dem Sterben und dem Tod stehen, dann lasst uns in der Weise beten, wie es unser Herr Jesus Christus getan hat (Mt. 26, 39): „Mein Vater, ist's möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst.“ Im Sterben sprach unser Herr (Lk. 23, 46): „Vater ich befehle meine Geist in deine Hände.“

 

Ps. 68, 20: Gott legt uns eine Last auf, aber er hilft uns auch. Und Paulus schreibt (Röm. 8, 28; 14, 8): „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen... Und: Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn.“

 

Lasst uns beten:

 

Lieber himmlischer Vater, im Blick auf mein Lebensende bitte ich dich um gnädiges Sterben und lege mein Leben und Sterben als dein Kind in deine Hand,

nicht mein Wille mit meinem Egoismus und meiner beschränkten irdischen Einsicht geschehe, sondern dein guter väterlicher Wille geschehe mir. Amen

 

D. Löhde, Sept. 2019

 

Siehe auch aktive Sterbehilfe

 

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