Was ist Fundamentalismus?

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Wer sind „Fundamentalisten“?

 

Immer wieder hören wir aus den Medien die Begriffe „Fundamentalismus, Fundamentalisten, fundamentalistisch“. Mit den Begriffen wird viel Schindluder getrieben, sie sind seit einigen Jahren durchgängig negativ besetzt worden. Sie werden gleichgesetzt mit Engstirnigkeit, Intoleranz, hasserfülltem Fanatismus, Psychoterror, Gewalttätigkeit, religiösem und weltlichem Machtstreben und Sektierertum, inspiriert von einem mittelalterlichen Weltbild. Spitze des medialen Missbrauches der Begriffe ist, dass evangelikale und freikirchliche Christen wie auch röm.-kath. Traditionalisten (z.B. Piusbrüder) in einem Atemzuge mit salafistischen Moslems, islamischen Gotteskriegern und Selbstmordattentätern gleichermaßen als „Fundamentalisten“ bezeichnet werden. Um nicht in diese Gesellschaft und in eine negative öffentliche Bewertung zu geraten, ist inzwischen jede Kirche und christliche Gruppe ängstlich bemüht, dass sie von der Presse nicht als „fundamentalistisch“ verschrien wird.

 

Was ist die eigentliche Bedeutung dieser Begriffe?

Sie gehen auf das Wort „Fundament“ (lat. „Fundamentum“ in der Vulgata) zurück, was mit „Grund“ oder „Grundlage“ zu übersetzen ist. Ein Fundamentalist ist also ein Mensch, der sich auf die Grundlage besinnt und bezieht. Der Apostel Paulus schreibt uns (1.Kor. 3, 11): „Einen anderen Grund (lat. „Fundamentum“) kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ Und (Eph. 2, 20): „So seid ihr erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist.“ Jesus Christus, wie ihn die Apostel und Propheten bezeugen, ist der Grund, das Fundament, seiner Kirche und des Glaubens eines jeden Christen. So sind die, die an ihm hängen logischer Weise „Fundamentalisten“. Und unser Fundament, Jesus Christus, hält uns zur Liebe an, ja auch zur Liebe gegen unsere Feinde und nicht zum Hass. Da gibt es keine Gemeinsamkeit mit islamischen Salafisten und Terroristen. Die haben ein wahrhaft anderes, ein böses gewalttätiges Fundament. Sie mit Christen in einen Topf zu werfen ist verfälschend, verleumderisch und bösartig.

 

Als zu Beginn des 20. Jahrhunderts sich eine bibelkritische Theologie weltweit und auch in den USA etablierte, wurde dort zur Abwehr dieser Tendenzen die Schriftenreihe „The Fundamentals a Testimony to the Truth“ herausgegeben. Darin wurden die unaufgebbaren Grundlagen („fundamentals“) des Glaubens festgestellt und entfaltet: Irrtumslosigkeit und Autorität der Bibel, Jesus Christus wahrer Gott und wahrer Mensch, die Jungfrauengeburt und die Wunder Jesu, das Kreuzesopfer – der Sühnetod Jesu, die leibliche Auferstehung Jesu und seine Wiederkunft. Wer das glaubte wurde als „Fundamentalist“ bezeichnet.

 


Von etlichen, sich durchaus der Bibel verpflichtet wissenden Theologen, wird mitunter auch ein bestimmtes Verständnis und eine bestimmte Auslegung der Bibel, missverständlich, als "fundamentalistisch" kritisiert. Sie wollen damit keine Kritik an den Heilstatsachen und Glaubensätzen ("fundamentals") üben. Sie wollen ein Verständnis kritisieren, nach dem alle Worte der Bibel als fast gleich gewichtig und gesetzlich aufgefasst und die heilsgeschichtliche Entfaltung der Offenbarung zu wenig berücksichtigt wird. Dadurch besteht die Gefahr, die Mitte der Heiligen Schrift - Christus und sein Evangelium von der bedingungslosen Gnade, ohne jedes Zutun des Menschen - zu nivellieren oder gar zu verfehlen.

 

Was sollen wir sagen?

Nach diesen Feststellungen ist zu fragen, ob man sich im Gespräch nun pauschal von jedem „Fundamentalismus“ distanzieren sollte, weil der Begriff von den Journalisten völlig falsch gefüllt worden ist, oder ob man versuchen soll, im oben angeführten Sinne aufzuklären. Können wir aber da auf Verständnis bei der Sensationspresse und Übelwollenden rechnen? Ich meine, wir sind dennoch gefordert, die Gelegenheit wahrzunehmen und frei zu bekennen: Ja, mein Glaubensgrund, mein Glaubensfundament, ist Jesus Christus, der Sohn Gottes, der für mich am Kreuz gestorben und von den Toten auferstanden ist und uns Gottes Liebe, Vergebung der Sünden und ewiges Leben gebracht hat.

 

Detlef Löhde, 15.6.2012

 

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