Sind Konfessionen noch zeitgemäß?

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Konfession heißt übersetzt „Bekenntnis“ und meint, „was wir gemeinsam öffentlich von unserem christlichen Glauben vor Gott und der Welt bekennen.“

Müssten Christen in dieser gottlosen Zeit nicht gemeinsam zusammenstehen?

Ja, wir sollen vor der Welt zusammenstehen in unserem Bekenntnis, dass wir glauben

  • an den dreieinigen Gott, den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist,

  • an Gottes Gebote, Gnade und Liebe,

  • an Jesus Christus als den Sohn Gottes, der uns am Kreuz erlöst hat vom ewigen Tod.

Das ist letztlich auch der Inhalt der drei altkirchlichen (ökumenischen) Glaubensbekenntnisse, dem Apostolischen, dem Nizänischen und dem Athanasianischen Glaubensbekenntnis.

 

Wenn sich nun die Christen in dem einig sind, weshalb gibt es dann noch verschiedene Konfessionskirchen? Es gibt doch inzwischen etliche christliche Gruppen und Gemeinden, die sagen, wir gehören keiner Konfession an, wir gehen nur nach der Bibel, wir sind einfach nur Christen, wir sind überkonfessionell. Das ist mit Sicherheit gut gemeint, aber entspricht es der Realität? Weshalb sind denn die unterschiedlichen christlichen Konfessionen entstanden? In dem auf etliche Fragen des Glaubens unterschiedliche Antworten gegeben worden sind und bis heute gegeben werden. Dabei nimmt jede Konfessionskirche, wie auch die freien Gemeinden, für sich in Anspruch, dass sich ihre Antworten von der Bibel her begründen.

 

Beispiele:

Frage: Wodurch wird der Mensch selig, wodurch kommt er in den Himmel?

Röm.-kath. Antwort: Gottes Gnade schenkt dir in der Taufe die Fähigkeit, dass du die Gebote halten kannst und so vor Gott gerecht wirst. Ob du wirklich gerecht geworden bist und von Gott ins ewige Leben gelassen wirst, wirst du erst beim Jüngsten Gericht erfahren.

Ev.-luth. Antwort: Allein durch den Glauben an den stellvertretenden Kreuzestod Jesu werden dir deine Sünden vergeben und wird dir das ewige Leben zugesprochen. Wenn du das glaubst und getauft bist, kannst du dir deines Heiles, des ewigen Lebens gewiss sein. Das Halten der Gebote erfolgt aus freiem Gehorsam, Liebe und Dankbarkeit und nicht, um sich vor Gott das ewige Leben zu verdienen.

 

Frage: Soll oder darf man Säuglinge taufen?

Baptistische Antwort: Man darf nur mündige Menschen taufen, die zuvor ein glaubwürdiges öffentliches Bekenntnis des christlichen Glaubens abgelegt haben.

Ev.-luth. Antwort: Die Taufe ist Gottes Zusage der Gnade und des Heils, die man sich nicht verdienen muss, sondern die uns geschenkt wird. Durch die Taufe wird der Mensch Kind Gottes und steht in seiner Gnade. Daher sollen christliche Eltern ihr Kind schon als Säugling taufen lassen, damit es Gottes Kind wird und gewiss in Gottes Gnade steht.

 

Frage: Was ist das Abendmahl, was geschieht dabei?

Ev.-reformierte Antwort: Es ist ein Mahl des frommen Gedenkens an Jesus und zugleich ein Bekennen des Glaubens.

Ev.-luth. Antwort: Die reformierte Antwort reicht nicht aus, das Abendmahl ist viel mehr. Christus gibt uns in, mit und unter Brot und Wein wahrhaft seinen Leib zu essen und sein Blut zu trinken zur Vergebung unserer Sünden und zum ewigen Leben.

 

Nach diesen unterschiedlichen Antworten haben sich die Konfessionskirchen gebildet. Die Treue zur Erkenntnis der Wahrheit Jesu Christi, die Seelsorge und Praxis in der Gemeinde erfordern eine Einigkeit in Beantwortung dieser Fragen. Sie können innerhalb einer Gemeinde und Kirche nicht dauerhaft unterschiedlich beantwortet oder offen gelassen werden.

 

Und auch die Gemeinden, die sich als „ohne Konfession“ und als nur „christlich“ bezeichnen, müssen zu den o.a. Fragen in der Praxis ja Stellung beziehen und nach ihren Antworten predigen, Unterricht erteilen und gottesdienstlich handeln. Deshalb haben sie in der Realität eben auch eine Konfession - ein Bekenntnis bei und zu diesen Fragen. Der Unterschied liegt darin, dass die Konfessionskirchen ihre Antworten schriftlich und zeitlos verbindlich festgelegt haben, wie in den Bekenntnisschriften der Ev.-luth. Kirche von 1580 - das „Konkordienbuch“. Die freien christlichen Gemeinden dagegen praktizieren einfach nur ihre Antworten oder führen sie nur ansatzweise in ihren Satzungen auf und bezeichnen sie nicht formell als „Konfession“ oder „Bekenntnis“.

 

Zum Bekenntnis (= Konfession) der meisten „freien evangelischen Gemeinden“ gehören:

  • Ablehnung der Kindertaufe und Vorweisen einer Bekehrung.

    Taufe und Bekehrung sind aber nicht ein Werk oder eine Leistung des Menschen, sondern Gottes Ruf und Gabe, verborgenes Handeln seines Geistes an unseren Herzen.

  • Ständige nachdrückliche Forderung, die Gebote zu erfüllen ohne auf das Evangelium der Vergebung der Sünden um Christi willen hinzuweisen.

    - Das verführt leicht zu dem Denken, als müsse und könne man sündlos leben und müsse sich die Gnade, Vergebung und Seligkeit verdienen (= „Gesetzlichkeit“, vgl. Röm.-kath. Kirche). Doch sollen wir die Gebote freiwillig aus Einsicht, aus Liebe zu Gott und unserem Nächsten und aus Dankbarkeit erfüllen und zugleich bekennen, dass wir trotz allen Bemühens doch auch immer wieder noch sündigen und so immer wieder auf die Vergebung Jesu Christi angewiesen sind.

  • Das reformierte Abendmahlsverständnis (dazu siehe oben.)

  • Besondere Lehren über die letzte Zeit vor der Wiederkunft Christi.

    - Sie resultieren aus einem nicht sachgemäßem wortwörtlichen Verständnis der bildhaften, gleichnishaften Worte insbesondere der Offenbarung des Johannes, der Propheten Daniel und Jesaja und anknüpfende spekulative Schlussfolgerungen. Das betrifft z.B. die Erwartung eines „Tausendjährigen Reiches“, der „Entrückung der Gemeinde vor der Wiederkunft Christi“, Zukunftsszenarien um den Staat Israel und einer „endzeitlichen Entscheidungsschlacht“...

Diese Endzeit-Lehren nehmen mitunter einen so breiten Raum in der Verkündigung und im persönlichen Glauben ein, dass das Kreuz Christi mit dem Evangelium von der Vergebung der Sünden und der Erlösung von der Macht der Sünde, des Todes und des Teufels, überlagert und verdunkelt werden.

 

Detlef Löhde

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