Wer sind Heilige?

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Allerheiligen? - Wer sind Heilige?

Sonntäglich bekennen und beten wir mit dem ökumenischen Apostolischen Glaubensbekenntnis: „Ich glaube an den heiligen Geist, eine heilige christliche Kirche, die Gemeinde / Gemeinschaft der Heiligen...“

 

Aha, denkt die Welt, also ein „Verein moralisch hochstehender vorbildlicher Menschen“. – Aber dieser Anspruch wirkt nicht durchgängig überzeugend! Da werden doch auch immer wieder haarsträubende Skandale von kirchlichen Amtsträgern aufgedeckt und wenn man die „Durchschnitts-Christen“ sieht, die sind doch keineswegs augenscheinlich ethisch-moralisch hochstehend bis perfekt. Wie kann man dann aber in Anspruch nehmen, „Gemeinde der Heiligen“ zu sein? Wenn ihr das sein wollt, dann müsst ihr mal ein bisschen mehr Druck machen, damit sich eure Leute mehr zusammenreißen!

 

Genau das war der Weg der Schriftgelehrten und Pharisäer zur Zeit Jesu. Sie meinten, durch ethische Disziplin und Frömmigkeit dem Volk ein Vorbild sein zu müssen und dann Druck auf das Volk auszuüben, genauso zu leben. Dazu hatten sie sich zu ihrer besonderen Gemeinschaft zusammengeschlossen. Und sie dachten auch mit ihrem "gerechten Leben" vor Gott bestehen zu können

 

Aber Jesus sagt zu seinen Jüngern und Aposteln, zu seiner Gemeinde und Kirche aller Zeiten ( Mt. 5, 20): „Wenn eure Gerechtigkeit nicht besser ist, als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.“

 

Es gelingt uns nicht, mit unserer Disziplin ein vor Gott vollkommenes gerechtes Leben nach seinen Geboten zu führen. Dazu reicht auch strengste Disziplin nicht aus. Die Veranlagung der Sünde, die uns versucht und immer wieder auch verleitet, sitzt doch noch in unseren Herzen und wir sündigen immer wieder. Die ev.-luth. Kirche bekennt, ja jeder Christ ist einerseits ein durch Christus Gerechtfertigter, aber zugleich immer auch noch ein Sünder, der der Vergebung bedarf (simul iustus et peccator).

 

Aus diesem Dilemma versuchten die Pharisäer und auch heute so manche „Fromme“ sich durch Verbergen ihrer Sünden und Heuchelei herauszulügen. Aber das ist Betrug am Mitmenschen und auch Selbstbetrug. Nein, wir müssen bekennen, dass wir leider auch immer wieder sündigen und bitten dafür um Vergebung im Namen Jesu Christi und er schenkt uns Vergebung und seine Gerechtigkeit.

 

Die Gerechtigkeit, die Jesus vor Gott durch sein sündloses Leben und sein gehorsames und hingebendes Kreuzopfer gelebt und erworben hat. Wie Paulus schreibt (Röm. 3, 22): "Ich rede von der Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen, die da glauben." Das ist die „bessere Gerechtigkeit“, als die der Pharisäer von damals und heute. Das ist die uns geschenkte Gerechtigkeit, mit der uns Jesus den Himmel aufgeschlossen hat. Deshalb beginnen wir jeden Gottesdienst mit einem Sündenbekenntnis und der Bitte um Vergebung – mit unserem „Rüstgebet“. Und deshalb beten wir, hoffentlich täglich, das Vaterunser – „vergib uns unsere Schuld“.

 

Mit unserer eigenen Gerechtigkeit können wir uns nicht den Himmel aufschließen. Das können auch nicht die von der Röm.-kath. Kirche ernannten vorbildlichen Heiligen, weder ein Franziskus von Assisi, noch eine Mutter Theresa oder ein heilig-gesprochener Papst . - Ja, aber dann ist es doch unverständlich, wenn wir sagen, alle Christen seien Heilige.

 

Also, was heißt und meint „heilig“, was sind „Heilige“, wodurch wird man ein „Heiliger“? „Heilig“ heißt, „Gott-zugehörig-sein“ - zu Gott zu gehören. Und wir gehören zu Gott, nicht weil wir so moralisch vorbildliche Menschen sind, sondern weil Gott uns aus freier Gnade ohne unser Dazutun erwählt hat. – Gott hat uns erwählt, in dem wir getauft wurden und er uns den Glauben an Jesus Christus als unseren Erlöser geschenkt hat - dass wir allein auf ihn vertrauen. Jeder, der Jesus Christus seinen Herrn nennt, ist geheiligt, gehört zu Gott, gehört zur Gemeinde der Heiligen, ist ein Heiliger.

 

An die Gemeinde zu Korinth, in der es wahrlich mitunter „drüber und drunter ging“, wo es auch mit der Eintracht nicht weit her war, schreibt der Apostel Paulus dennoch (1.Kor. 1, 2; 6, 11): „An die Gemeinde zu Korinth, an die Geheiligten in Christus Jesus, die berufenen Heiligen, und allen, die den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen an jedem Ort ...“ und weiter „Ihr seid reingewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerecht geworden durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes.“

 

An die ihm besonders nahestehende Gemeinde in Philippi schreibt Paulus, er danke Gott dafür, dass vom ersten Tage bis heute die Gemeinde und ihre Glieder Gemeinschaft am Evangelium Jesu Christi haben. Durch unsere Taufe und unseren Glauben haben wir Gemeinschaft mit Jesus Christus – bei jedem Abendmahl erfahren wir diese Gemeinschaft immer wieder ganz intensiv -. Und weil wir diese Gemeinschaft mit Jesus Christus und seinem Evangelium haben, weil wir Gemeinschaft mit Gott haben, ihm zugehörig sind, allein deshalb sind wir Heilige.

 

Wir sind Heilige, weil wir Gemeinschaft mit dem heiligen dreieinigen Gott haben. – Und nicht, weil wir vor Gott aus eigener Kraft gerecht sind, besonders fromm und viele vorbildliche Taten und Werke der Nächstenliebe vollbringen.

 

Dass wir aber als Geheiligte, als Heilige, im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe zu Gott und unseren Nächsten beständig wachsen sollen, das ist auch wahr. Der Apostel Paulus stellt mit Dank an Gott fest, dass dieses Wachstum in der Gemeinde Philippi auch geschieht (Phil. 1, 6): „Ich bin darin guter Zuversicht, dass der in euch angefangen hat das gute Werk (des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe), der wird’s auch vollenden bis an den Tag Christi Jesu.“

 

Voller Dank und Freude schreibt das der Apostel Paulus aus seiner Gefängniszelle an die Gemeinde zu Philippi: Der Geist Jesu Christi, der heilige Geist, hat mit eurer Taufe in euren Herzen sein gutes Werk begonnen: Glaube, Hoffnung, Liebe. Glauben an Jesus Christus, dass wir ihm allein vertrauen als unseren Herrn und Erlöser. Hoffnung und Gewissheit, dass er uns hilft und wir das ewige Leben ererben.

 

Wie Louis Armstrong den Gospel gesungen hat:

 

Oh when the saints go marching in,

when the saints go marching in,
O Lord I want to be in that number
When the saints go marching in

 

Oh, wenn die Heiligen in den Himmel einziehen,

Oh Herr, dann möchte ich mit dabei sein.

 

Und der Geist Jesu Christi hat das gute Werk der Liebe zu Gott und unseren Nächsten in unserem Herzen begonnen. Glaube, Hoffnung, Liebe, das alles will der Geist Christi in euch wachsen lassen. Hört auf ihn, widerstrebt dem nicht, seid nicht eigenwillig, sondern lasst es in und an euch geschehen: Nach der Stimme des heiligen Geistes in euch zu leben - ein Leben in der Heiligung, als „Heilige“ zu führen.

 

Solch ein Leben wird von der Welt aufmerksam wahrgenommen – mitunter durchaus auch feindselig. Trotz des Zusammenbruchs der Ideologien des Nationalsozialismus und zuletzt des Kommunismus, haben dennoch militanter Atheismus und Kirchenfeindlichkeit zugenommen.

 

Aber die Ratlosen, die vielleicht unbewusst Suchenden und mitunter selbst die Gleichgültigen, die merken schon auf, wenn sie auf einen glaubwürdigen Christen treffen. So wird das Leben eines Christen für andere zu einem Ruf und einer Einladung Jesu Christi und seiner Kirche - zu einem Zeugnis der Liebe Gottes, die wir als ein Spiegel widerstrahlen sollen. Und da gab und gibt es schon einzelne Christen, die uns in besonderer Weise als Mit-Heilige ein Vorbild sein können.

 

Lasst das Gebet des Apostel Paulus zu unserem Gebet werden Phil. 1, 9-11):

Wir beten darum, dass unsere Liebe immer reicher werde an Erkenntnis und aller Erfahrung, so dass wir prüfen können, was das Beste ist,

damit wir lauter und unanstößig sind für den Tag Christi,

erfüllt mit Frucht der Gerechtigkeit durch Jesus Christus, zur Ehre und zum Lobe Gottes.

 

 

Detlef Löhde

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