Die Namensgebung Jesu

Gott hatte Maria und Josef gesagt, ja, befohlen, dass sie dem neugeborenen Sohn den Namen Jesus geben sollten (Lk. 1, 30.31; Mt. 1, 20-23). Gott selbst hat also seinem Sohn den Namen Jesus gegeben.

Gott der Vater erkennt mit der Namensgebung den von Maria geborenen Sohn als den seinen an und sagt damit von seiner göttlichen Herkunft. Der Sohn hat teil am Wesen, Willen und der Allmacht des Vaters. Und mit dem Namen Jesus ist dem Sohn auch ein Auftrag, ein „Programm“ für sein Leben in dieser Welt gegeben.

 

Öffentlich und rechtlich aber gibt Josef bei der Beschneidung am 8. Tag dem von Maria geborenen Sohn den Namen Jesus. Er erkennt ihn damit vor der Welt als seinen rechtmäßigen Sohn an. „Ist Jesus nicht der Sohn des Zimmermanns?“, hören wir von seinen Zeitgenossen und sie haben damit nicht Unrecht (Mt. 13, 55). Jesus, vom Eigentlichen, vom Wesen her, Gottes Sohn, vom Recht her, aber ist er der Sohn Josefs.

Und weil Josef aus dem Geschlecht König Davids stammt (Mt. 1, 1-17) ist damit Jesus auch ein Nachkomme Davids. – Er ist der von den Propheten verheißene Sohn Davids aus der Wurzel Isai, dessen Königtum kein Ende haben wird (Jes. 9 und 11, Jer. 23). So sprach der Engel bei der Verkündigung zu Maria (Lk. 1, 32.33): „Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird König sein … in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben.“ König-sein meint ja, unumschränkte Macht und Herrschaft zu haben. Und die sind Jesus gegeben, wie er nach seiner Auferstehung spricht (Mt. 28, 18): „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“

 

Der Name „Jesus“ ist das „Programm“ seines Lebens, er soll das göttliche Wesen des Sohnes und den göttlichen Willen und Auftrag ausdrücken. „Jesus“ heißt übersetzt „Jahweh, also Gott, rettet - Gott hilft“. „Nomen est omen“ – Der Name sagt etwas über seinen Träger. Mit dem Namen Jesus sagt Gott uns, wozu er seinen Sohn in die Welt gesandt hat – dass er uns retten und helfen soll, wie der Engel spricht (Lk. 1, 21) „er wird sein Volk retten von ihren Sünden.“ Dass Jesus sich für uns opfert, dass er zur Vergebung unserer Sünden an unserer Stelle am Kreuz stirbt, damit wir leben können – ewig leben.

 

Der Name Jesus war damals allerdings recht verbreitet. Sogar der wieder freigelassene Raubmörder Barrabas hieß auch Jesus (Mt. 27, 17). Deshalb setzte man hinzu „Jesus von Nazareth“, wie es Pilatus auch auf die Kreuzesinschrift gesetzt hat.

Jesus ist die griechische Form des hebräischen Namens Joschua / Josua. Der große Träger des Namens Josua, war der Nachfolger des Mose. Gott hatte durch Josua dem Volk Israel geholfen. Josua hatte das Volk über den Grenzfluss des Jordans ins verheißene Land Kanaan geführt. Jesus erfüllt seinen Namen, in dem die Seinen über die Grenze des Todes in die verheißene Herrlichkeit und Ewigkeit Gottes führt. Manche kennen vielleicht die flappsig gebrauchte Redensart über einen Verstorbenen: „Ach, der ist schon längst über den Jordan“. Der Spruch hat eigentlich geistlichen Tiefgang - Jesus hat ihn schon ins gelobte Land der Ewigkeit geführt.

 

Zum Verstehen des Geschehens und zur Stärkung des Glaubens sagte der Engel dem Josef im Traum noch (Mt. 1, 22.23): „Das ist aber alles geschehen, damit erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht (Jes. 7, 14): „Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden („man wird“) ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt „Gott mit uns“.

Immanuel sollte kein zweiter Ruf-Name sein, sondern wie der Name Jesus etwas vom Wesen und Programm des Gottessohnes sagen.

 

Immanuel ist die Weiterführung, Bestätigung und Entfaltung des Gottesnamens Jahwe, den Gott dem Mose aus dem Dornbusch offenbart hatte (2. Mose 3, 14). Jahweh heißt in der Zukunftsform „Ich werde sein, der ich sein werde“ und meint, ich werde für euch da sein. Und Immanuel heißt übersetzt "Gott mit uns". Im Sohn, in Jesus, ist Gott für uns da, ist Gott mit uns, ist Gott gegenwärtig, will er uns retten, begleiten und behüten. Wie der Auferstandene spricht (Mt. 28, 20): „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“

 

Die ganze Bedeutung und Tragweite dieses verheißenen „Immanuel“, dieses „Gott mit uns“, haben vermutlich weder der Prophet Jesaja noch der Josef schon voll erfassen können. Die Immanuel-Verheißung und der Immanuel-Name münden in den Namen Jesus – Gott ist mit uns, denn Gott selbst ist in diesem Jesus zu uns gekommen! Das für den Verstand unfassbare unvergleichliche Wunder von Weihnachten. Dass Gott uns nicht nur aus der Ferne sieht und uns aus der Ferne Gebote, Ratschläge und Hilfe sendet, sondern dass der allmächtige Gott, der Schöpfer Himmels und der Erden, sich selbst als Mensch in diese Welt begeben hat. Dass Gott sich von der jungen unbekannten Maria in dem Provinznest Bethlehem als Kindlein Jesu in einem Stall gebären lässt. So klein, so menschlich hat Gott sich für uns gemacht. In Jesus hat Gott ein menschliches Leben geführt, hat sich – bis auf die Ausnahmen seiner helfenden und zeichenhaften Wunder - den Naturgesetzen unterworfen, hat über sich die Bosheit und Sünde der Menschen ergehen lassen, ja, ist in den Tod gegangen. Gott weiß aus eigenem Erleben, wie wir Menschen leben und fühlen, ja, sterben, mit welchen äußeren und inneren Widrigkeiten und Verführungen zur Sünde wir zu kämpfen haben. Jesus war versucht wie wir, heißt es in Hebr. 4, 15. So weit hat sich der allmächtige majestätische Gott zu uns herabgelassen - was für ein Gott!

 

In der Person des von Maria geborenen Sohnes Jesus will Gott mit uns Menschen sein, uns seine Gemeinschaft schenken, will unser Immanuel sein. Gott will nicht zuerst und vor allem unser gerecht strafender Richter sein. Obwohl wir es aufgrund unseres sündhaften Wesens und Lebens verdient  und verwirkt haben. So wie Adam und Eva, haben auch wir mit Ungehorsam und Sünde in unserem Leben Gott Widerstand und den Kampf angesagt. Aber Gott reicht uns in seinem Sohn die Hand der Vergebung und des Friedens. Deshalb sangen die himmlischen Heerscharen vor den Hirten auf dem Felde (Lk. 2, 14): „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“ Wer aber von den Menschen ist im Wohlgefallen Gottes? Alle Menschen, die die Hand seines Sohnes zur Vergebung und zum Frieden nicht ausschlagen, sondern von ihm ihr Herz ergreifen lassen, sich von ihm an die Hand nehmen lassen. - Jesu rettende und segnende Hand, die er uns in der Taufe reicht.

 

Im evangelikalen Bereich hören wir mitunter, dass man nicht von „Jesus“, sondern von „Joschua“ spricht, weil Jesus doch „nur“ die griechische Übersetzung des eigentlichen Namens Joschua sei. Ich halte das nicht für richtig, denn die Evangelisten schreiben uns von Jesus und nicht von Joschua. Wir können nicht einfach, in Abweichung von den Evangelisten, unterstellen, dass der wirkliche Name Joschua gewesen sei.

Ans Griechische angepasste hebräische Namen, wie Jesus und auch rein griechische Namen wie z.B. die Jüngernamen Andreas und Philippus waren durchaus gängig. Griechisch war die Weltsprache und Weltkultur, etwa so wie heute bei uns Englisch. Nun sollten und sollen doch die Menschen und Völker der ganzen Welt zu ihrem Heil von Gottes Sohn, von Jesus, erfahren. Deshalb wurden unter Leitung des Heiligen Geistes die Evangelien in der damaligen Weltsprache Griechisch geschrieben. Und der Sohn Gottes soll mit dem hebr.-griech. Namen, mit dem „internationalen“ Namen Jesus verkündigt werden.

 

Der Apostel Petrus bekennt (Apg. 4, 12): „In keinem anderen ist das Heil, auch ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden.

 

Und der Apostel Paulus schreibt (Phil. 2, 10): „Darum hat ihn Gott auch erhöht und ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist, dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.“

 

Detlef Löhde

 

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