Berufung des Saulus zum Apostel Paulus

Der Verfolger Saulus (röm. Name Paulus) wird von Jesus zum Apostel berufen

Trotz der Verleumdungen und Verfolgung der Gemeinde Jesu in Jerusalem breitete sich die Botschaft Jesu auch über Judäa und Galiläa hinaus aus. Das benachbarte Samarien und Syrien mit Damaskus wurden zuerst erreicht. Der Pharisäer Saulus fühlte sich berufen, der Ausbreitung Einhalt zu gebieten (Apg. 26, 11). Er muss eine einflussreiche Stellung in Jerusalem gehabt haben. Man ließ ihm freie Hand, vielleicht hatte man ihn sogar besonders beauftragt, die Gemeinde Jesu zu verfolgen. (Apg. 9, 1-2). Judäa, Galiläa und Damaskus gehörten zur selben römischen Großprovinz Syrien (Lk. 2, 2). Deshalb konnte Saulus vom Jerusalemer Hohen Rat mit Vollmacht und einem Haftbefehl nach Damaskus ausgesandt werden.

 

Kurz vor Damaskus trat unvermittelt und lichtgewaltig der auferstandene und göttlich verherrlichte Jesus dem Saulus in den Weg (Apg. 9, 3 ff.; 26, 12 ff.). Saulus stürzte zu Boden und hörte „Saul, Saul, was verfolgst du mich? Es wird dir schwer sein, wider den Stachel zu löcken.“ (Mit einem Stachel-Stab wurde ein widerwilliger Ochse beim Pflügen angetrieben.) Saulus fragte entsetzt: „Herr, wer bist du?“ Dachte Paulus vielleicht an den Engel des Herrn? Er bekam zur Antwort: „Ich bin Jesus, den du verfolgst.“

Da wurde dem Saulus blitzartig und schmerzhaft klar: Was die Gemeinde Jesu sagt und ich nicht glauben wollte, das ist wahr: Jesus ist von den Toten auferstanden, Jesus ist von Gott. Alles was Jesus gesagt hat ist Gottes Stimme und Wille. Jesus ist wahrhaft der Messias, der Christus, der von Gott zur Rettung gesandt worden ist. Diese Erkenntnis überkam den Saulus schlagartig innerhalb von Sekunden. Damit brach innerhalb von Sekunden seine bisherige theologische Überzeugung, die sein Leben bestimmt hatte, zusammen. Entsetzt musste er erkennen, dass er nicht Gott gedient hatte, als er die Gemeinde Jesu verfolgte, sondern dass er als Feind gegen Gott und seinen Messias gehandelt hatte.

 

Dann hörte Saulus wie Jesus zu ihm sprach (Apg. 26, 16): „Dazu bin ich dir erschienen, um dich zu erwählen zum Diener und zum Zeugen für das, was du von mir gesehen hast und was ich dir noch zeigen will. Und ich will dich erretten (aussondern) von deinem Volk und von den Heiden, zu denen ich dich sende, um ihnen die Augen aufzutun, dass sie sich bekehren von der Finsternis zum Licht und von der Gewalt des Satans zu Gott. So wurde Saulus von Jesus bekehrt und zugleich zum Dienst der Verkündigung des Auferstandenen berufen – zum Apostel.

 

Durch die Begegnung und die Worte des Auferstandenen steht Saulus / Paulus mit demselben Auftrag und derselben Vollmacht neben den ursprünglichen Aposteln, die Jesus begleitet und von ihm den Missionsbefehl erhalten hatten. Er war vom auferstandenen Herrn direkt berufen worden und bedurfte keiner weiteren Bestätigung, Beglaubigung oder gar Beauftragung durch Petrus und die anderen Apostel. Ja, wir sollen auf Paulus als Apostel Jesu Christi genauso hören wie auf die Apostel Petrus und Johannes und die Evangelisten. Die Briefe des Apostels Paulus sind genauso Gottes Wort wie die Evangelien.

 

Jesus spricht zu seinen Jüngern (Joh. 16, 12): „Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen“. Durch sein Werkzeug Paulus schenkt uns der Herr noch tiefere Erkenntnis seines Evangeliums, wie es die Jünger zur Zeit seines irdischen Lebens noch nicht fassen konnten. Auch aus weltlicher Sicht war Saulus - Paulus von seiner Herkunft, seiner Bildung, seiner Energie und seines Eifers wie geschaffen für die Verkündigung des Evangeliums in den hellenistischen Städte des Römischen Weltreiches.

 

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