Jesu Worte an die Juden

 Was Jesus den Juden gepredigt hat

- Jesu Kritik an der Theologie der Pharisäer und Schriftgelehrten                                                                                    unten als  PDF

 In Erfüllung der Verheißungen Gottes an sein Volk Israel wurde sein Sohn als ein Jude aus dem Königsgeschlecht Davids geboren. Jesus sollte den Juden das Evangelium verkündigen und es als der verheißene Messias, als der Christus, von seinen Sünden retten (Mt. 1, 21). So sagt Jesus der kaanäischen Frau, die ihn um Heilung ihrer Tochter bittet (Mt. 15, 24): „Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.“ Nur ausnahmsweise, weil die Kanaanäerin auf Jesus so vertraut hat, heilt er ihre Tochter. Auch seinen Jüngern gebietet Jesus, das Evangelium nur den Juden zu predigen (Mt. 10, 6): „Geht nicht den Weg zu den Heiden und zieht in keine Stadt der Samariter, sondern geht hin zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel.“

Erst nach seiner Auferstehung sendet Jesus seine Jünger zu den Völkern in die Welt, um ihnen Buße und das Evangelium zu predigen und sie zu taufen auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes (Mt. 28, 19). Die Apostel predigen den Heiden, wie es ihnen der Herr aufgetragen hat (Lk. 24, 46-48): „So steht's geschrieben, dass Christus leiden wird und auferstehen von den Toten am dritten Tage; und dass gepredigt wird in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern. Fangt an in Jerusalem und seid dafür Zeugen.“ Die Apostel lehrten nun kraft des heiligen Geistes den Juden und den Heiden alles, was ihnen Jesus gesagt und aufgetragen hatte (Mt. 28, 20; Joh. 14, 26).

 

Zuerst aber war eben die Botschaft Jesu an das von Gott auserwählte Volk der Juden gerichtet. Daran erinnert der Apostel Petrus in seiner an die Juden gerichtete Pfingstpredigt (Apg. 3, 25.26): „Für euch zuerst hat Gott seinen Knecht Jesus erweckt und hat ihn zu euch gesandt, euch zu segnen, dass ein jeder sich bekehre von seiner Bosheit.“

Und der Apostel Paulus suchte zuerst die Synagogen auf, um dort Jesus zu verkündigen, aber sie verwarfen das Evangelium. So sprachen Paulus und Barnabas zu den lästernden Juden (Apg. 13, 46 ff.): „Euch musste das Wort Gottes zuerst gesagt werden; da ihr es aber von euch stoßt und haltet euch selber nicht für würdig des ewigen Lebens, siehe so wenden wir uns zu den Heiden.“ Auch die Mehrzahl der Juden von Korinth lehnten das Evangelium ab, obwohl der Vorsteher der Synagoge zum Glauben kam und Paulus sprach: „Euer Blut komme über euer Haupt; ohne Schuld gehe ich von nun an zu den Heiden“, Apg. 18, 5-8.

 

Nach der Auferstehung Jesu und seinem Missionsbefehl gelten nun alle seine Worte zur Buße und zum Evangelium allen Menschen, sowohl denen aus dem Volk der Juden als auch denen aus den Heidenvölkern (Röm. 1 – 3).

Aber Jesu Bußpredigt enthält auch solche Worte, die in erster Linie auf die speziellen falschen Auffassungen von Gottes Wort und Willen der Juden ausgerichtet waren und sind.1 Es handelt sich um die Worte Jesu, die sich speziell gegen die falsche Theologie der jüdischen Pharisäer und Schriftgelehrten richten. Jesus wendet sich gegen ihre falsche Selbstsicherheit und Unbußfertigkeit, gegen ihre falsche Gesetzesauslegung und Frömmigkeit und schließlich gegen ihre Ablehnung, Verleumdung und Verurteilung seiner Person.

 

Jesu Worte gegen die falsche Selbstsicherheit und Unbußfertigkeit

 

Weil jeder Mensch vor Gott ein Sünder ist, hatte Jesus seine Bußpredigt an jeden Juden und eben auch an die Pharisäer und Schriftgelehrten gerichtet. Doch die wiesen das empört zurück! Sie waren doch Abrahams Kinder, ja, sie gehörten zur religiösen Führungsschicht des von Gott auserwählten Volkes, da wähnten sie sich des Wohlgefallens Gottes und ihres Heils absolut sicher. Sie nahmen für sich in Anspruch, dass sie vorbildhaft für das ganze Volk streng nach dem Gesetz Gottes leben, handeln und denken würden. Dass Jesus da von ihnen ein Bekenntnis ihrer Sünden und eine Umkehr ihres Denkens, Handelns und ihrer Frömmigkeit forderte, empfanden sie als Anmaßung und Dreistigkeit.

Jesus aber erzählte ihnen die Gleichnisse vom Pharisäer und Zöllner im Tempel, Lk. 18, 9ff. und von den ungleichen Söhnen, Mt. 21, 28 ff., warnt die Pharisäer und Schriftgelehrten immer wieder und weist sie auf die Folgen ihrer Unbußfertigkeit hin.

 

Jesus gegen das falsche Verständnis des Gesetzes und die falschen Satzungen

 

Die Pharisäer und Schriftgelehrten hatten in dem Bemühen das Gesetz Gottes zu beachten den einzelnen Geboten eine Fülle von Satzungen hinzugefügt. Sie meinten, dass ihre Satzungen dem Inhalt und Wesen des jeweiligen Gebotes entsprächen und sie deshalb genauso zwingend verbindlich wären wie Gottes Gebot selbst. Jesus aber widersprach diesen Satzungen, weil sie eben die Gebote nicht in rechter Weise auslegten. Diese „Menschensatzungen“ verstellten viel mehr den Blick für den wahren Sinn der Gebote. Sie waren die Vorläufer des später fixierten Talmud.

 

Mit ihren Satzungen und Auslegungen hatten die Pharisäer und Schriftgelehrten den Inhalt der Gebote eigenmächtig auf eine kontrollierbare äußerliche Einhaltung reduziert. Sie meinten, wenn sie die Gebote in äußerer Weise beachten würden, würde dies schon ihre Gerechtigkeit vor Gott begründen. Während die Schriftgelehrten und Pharisäer das Gesetz Gottes weitgehend buchstäblich äußerlich verstanden, predigte Jesus vom viel weitgehenderen inneren Wesen und Sinn des Gesetzes. Mit der Bergpredigt weist er auf den vollkommenen Inhalt und Umfang der Gebote Gottes hin (Mt. 5, 21 – 48). Seine Zuhörer warnt und mahnt Jesus (Mt. 5, 20): „Wenn eure Gerechtigkeit nicht besser ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.“ Bei anderer Gelegenheit warnt Jesus seine Jünger (Mt. 16, 11b.12): „Hütet euch vielmehr vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer! Da verstanden sie, dass er nicht gesagt hatte, sie sollten sich hüten vor dem Sauerteig des Brotes, sondern vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer.“

 

Insgesamt hatten die Pharisäer und Schriftgelehrten dem von ihnen durch Satzungen verfälschten, veräußerlichten Gesetz Gottes eine derartig beherrschende Stellung eingeräumt, dass sie darüber die prophetischen Aussagen des AT mit den göttlichen Verheißungen der Barmherzigkeit Gottes und des Glaubens kaum noch wahrnahmen. Jesus weißt sie deshalb immer wieder auf die Worte der Propheten und auf die Gnade, Barmherzigkeit und Liebe Gottes hin.

 

Jesus zu den pharisäischen Satzungen des Sabbats

 

Gottes Arbeitsverbot für den Sabbat ist von den Pharisäern und Schriftgelehrten mit besonders vielen, kleinlichen und strengen Satzungen umgeben worden, was den gottgewollten Sinn des Sabbats verdeckte. Jesus aber lässt am Sabbat seine Jünger ihren Hunger stillen, heilt am Sabbat Kranke und spricht (Mt. 12, 1-14; Mk. 2, 27): „Der Sabbat ist um des Menschen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen“ und nach einer weiteren Heilung am Sabbat sprach er (Mk. 3, 4): „Soll man am Sabbat Gutes tun oder Böses tun, Leben erhalten oder töten?“ „Darum darf man am Sabbat Gutes tun“, Mk. 12, 12. Mit den Worten „Der Menschensohn ist ein Herr über den Sabbat“, Mt. 12, 8, weist Jesus auf seine göttliche Vollmacht hin. Er ist der gekommene von Gott gesandte Menschensohn, der schon vom Propheten Daniel gesehen worden ist (Dan. 7, 13; Mt. 26, 64) und der die Welt richten wird. Durch ihn, den Sohn, wurde die Welt geschaffen (Joh. 17, 5; Heb. 1, 2) und auch das Gesetz gegeben.

 

Jesus zu den pharisäischen Satzungen von „rein und unrein“

 

Auf den Vorwurf der Pharisäer und Schriftgelehrten, dass die Jünger Jesu sich nicht gemäß der Satzung vor dem Essen die Hände gewaschen hätten, erwidert Jesus mit dem Gegenvorwurf: „Warum übertretet denn ihr Gottes Gebot um eurer Satzungen willen?“

 

Jesus sagt ihnen, dass sie mit ihrer Satzung zur Opfergabe sogar das 4. Gebot aufgehoben haben (Mt. 15, 3-6). Nach der Satzung durfte den zu versorgenden Eltern Geld vorenthalten werden, wenn es an ihrer Stelle dem Tempel gegeben wurde.

 

Dann hält ihnen Jesus vor, sie sollten sich lieber um die innere Reinheit sorgen und spricht (Mt. 15, 10-30): „Was aus dem Mund herauskommt, das kommt aus dem Herzen, und das macht den Menschen unrein. Aber mit ungewaschenen Händen essen, macht den Menschen nicht unrein.“ Bei anderer Gelegenheit sagt Jesus ihnen (Mt. 23, 25.26): „Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr die Becher und Schüsseln außen reinigt, innen aber sind sie voller Raub und Gier! Du blinder Pharisäer, reinige zuerst das Innere des Bechers, damit auch das Äußere rein wird!“

 

Jesus zu den Satzungen über die Abgabe des Zehnten

 

Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr den Zehnten gebt von Minze, Dill und Kümmel (den kleinsten irdischen Gütern) und lasst das Wichtigste im Gesetz beiseite, nämlich das Recht, die Barmherzigkeit und den Glauben! Denn dies sollte man tun und jenes nicht lassen. Ihr verblendeten Führer, die ihr Mücken aussiebt, aber Kamele verschluckt“, Mt. 23, 23.24. In den Satzungen zu den Geboten lag viel Übertreibung und Streben nach Perfektionierung womit aber ihr eigentlicher Sinn verfehlt oder verdunkelt wurde.

 

Jesus gegen zur Schau gestellte Frömmigkeit

 

Habt acht auf eure Frömmigkeit, dass ihr die nicht übt vor den Leuten, um von ihnen gesehen zu werden. Wenn du nun Almosen gibst, sollst du es nicht ausposaunen lassen, wie es die Heuchler tun in den Synagogen und auf den Gassen, damit sie von den Leuten gepriesen werden. Wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, die gern in den Synagogen und an den Straßenecken stehen und beten, damit sie von den Leuten gesehen werden. Wenn ihr fastet, sollt ihr nicht sauer dreinsehen wie die Heuchler; denn sie verstellen ihr Gesicht, um sich vor den Leuten zu zeigen mit ihrem Fasten“, Mt. 6, 1.2.5.16.

 

Alle ihre Werke aber tun sie, damit sie von den Leuten gesehen werden: Sie machen ihren Gebetsriemen breit und die Quasten an ihren Kleidern groß. Sie sitzen gern obenan bei Tisch und in den Synagogen und haben's gern, dass sie auf den Märkten gegrüßt und von den Leuten Rabbi genannt werden. Aber ihr sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn einer ist euer Meister; ihr aber seid alle Brüder. Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr seid wie die (weiß) übertünchten Gräber, die von außen hübsch aussehen, aber innen sind sie voller Totengebeine und lauter Unrat! So auch ihr: von außen scheint ihr vor den Menschen fromm, aber innen seid ihr voller Heuchelei und Unrecht“, Mt. 23, 5-8. 27.28.

 

Jesu Worte gegen die Last der Satzungen

 

Zudem wurden die vielfältigen Satzungen der Pharisäer und Schriftgelehrte den Menschen zu einer unerträglichen Last, über deren Einhaltung aber die Pharisäer und Schriftgelehrten streng wachten. Jesus spricht (Mt. 23, 4): „Sie binden schwere unerträgliche Bürden und legen sie den Menschen auf die Schultern“. Von dieser Last will Jesus befreien, er spricht (Mt. 11, 28-30): „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig ; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.“

 

Jesu Worte gegen die Ablehnung, Verleumdung und Verurteilung seiner Person

 

Mit seiner Kritik an der Theologie der religiös herrschenden Klasse der Pharisäer und Schriftgelehrten zog sich Jesus deren tödlichen Hass zu. Sie taten keine Buße, lehnten ihn ab, bestritten seine geistliche Vollmacht, konfrontierten ihn mit theologischen Fangfragen (Lk. 10, 25ff.; 20, 20-44), und dann überlegten sie immer wieder, wie sie ihn umbrächten (Mt. 12, 14; 26, 4; Lk. 20, 19; Joh. 7, 19).

 

Jesus aber warnte sie immer wieder und drohte ihnen das göttliche Gericht an. Jesus spricht: „Viele werden kommen von Osten und von Westen und mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch sitzen, aber die Kinder des Reichs werden hinausgestoßen in die Finsternis; da wird sein heulen und Zähneklappern“, Mt. 8, 11.12.

 

Mit den Gleichnissen von den bösen Weingärtnern, Mt. 21, 33 ff., Lk. 20, 9 ff., der königlichen Hochzeit, Mt. 22 und anderen Worten warnt Jesus die Pharisäer und Schriftgelehrten, dass sie auf ihrem Weg ihre Auserwählung verlieren werden. Zuletzt kündigt Jesus an, dass über sie und über Jerusalem mit dem Tempel das Gericht Gottes ergehen wird, Mt. 23, 33 – 24, 2.

 

Jesu Warnungen waren vergeblich

 

Als sie Jesus verhaftet hatten, sprach der Hohepriester zu ihm (Mk. 14, 61-64; 15, 1): „Bist du Christus, der Sohn des Hochgelobten? Jesus aber sprach: Ich bin's; und ihr werdet sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen mit den Wolken des Himmels. Da zerriss der Hohepriester seine Kleider und sprach: Was bedürfen wir weiterer Zeugen? Ihr habt die Gotteslästerung gehört. Was ist euer Urteil? Sie aber verurteilten ihn alle, dass er des Todes schuldig sei.“ „Und alsbald am Morgen hielten die Hohenpriester Rat mit den Ältesten und Schriftgelehrten und dem ganzen Hohen Rat, und sie banden Jesus , führten ihn ab und überantworteten in Pilatus.“

 

Als Pilatus den Juden öffentlich zur Wahl stellte, ob er anlässlich des Fests Jesus oder Barabbas freigeben solle, heißt es (Mt. 27, 17 ff.): „Aber die Hohenpriester und Ältesten überredeten das Volk, dass sie um Barabbas bitten, Jesus aber umbringen sollten... Sie sprachen alle: Lass ihn kreuzigen. Er (Pilatus) aber sagte: was hat er denn Böses getan? Sie schrien aber noch mehr: Lass ihn kreuzigen! Pilatus wusch sich die Hände vor dem Volk und sprach: Ich bin unschuldig an seinem Blut; seht ihr zu! Da antwortete das ganze Volk und sprach: Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!

 

Nach dem Tod, der Auferstehung und Himmelfahrt Jesu predigt der Apostel Petrus zu Pfingsten den Juden (Apg. 2, 22 ff.):

 

Ihr Männer von Israel, hört diese Worte: Jesus von Nazareth, von Gott unter euch ausgewiesen durch Taten, Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte getan hat, wie ihr selbst wisst – diesen Mann, der durch Gottes Ratschluss und Vorsehung dahingegeben war, habt ihr durch die Hand der Heiden ans Kreuz geschlagen und umgebracht. Den hat Gott auferweckt... So wisse nun das ganze Haus Israel gewiss, dass Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus gemacht hat. Als sie aber das hörten, ging's ihnen durchs Herz; und sie sprachen zu Petrus und den anderen Aposteln: Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun? Petrus sprach zu ihnen: tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des heiligen Geistes... Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen; und an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen.“

 

Trotz der Erweckung am Pfingsttage ließen sich danach nur relativ wenige Juden auf den Namen Jesu Christi taufen. Die Getauften aber wurden, wie es Jesus vorausgesagt hatte, bald aus den Synagogen ausgestoßen, verfolgt und getötet.

 

Das von Jesus vorausgesagte Strafgericht erging mit der Eroberung Judäas und der Zerstörung Jerusalems und des Tempels im Jahre 70 durch die Römer. 1, 1 Mio. Juden waren umgekommen, 100.000 in die Sklaverei verschleppt und Tausende waren in die weltweite Diaspora geflüchtet. Auf furchtbarste Weise ist eingetreten wovor Jesus gewarnt hatte: Wenn ihr nicht Buße tut werdet ihr alle so umkommen, wie die, die Pilatus am Tempel niedergemetzelt hat (Mk. 13, 30). Die erste judenchristliche Gemeinde von Jerusalem war in Erkennung des Bevorstehenden rechtzeitig in die griechisch-römisch geprägte Stadt Pella, östlich des Jordans, geflohen.

Das zerstörte Jerusalem war die nächsten 60 Jahre unbewohnbar und Juden wurde das Betreten des Stadtgebietes unter Androhung der Todesstrafe verboten. Schließlich wurde das Stadtgebiet unter dem neuen Stadtnamen „Aelia Capitolina“ von den Römern neu besiedelt und auf dem Tempelberg wurde ein Jupitertempel errichtet.

 

Nach menschlichem Ermessen wäre dies das Ende des Judentums gewesen. Aber schon im Alten Testament ist wiederholt die Rede davon, dass ein Rest bleiben werde (Jes. 10, 21 f.; Röm. 9, 27) und Jesus sagt, dass dieses Geschlecht nicht vergehen werde, bis alles erfüllt ist (Mk. 13, 30). Die Juden sind die historischen Zeugen der Offenbarung Gottes. Als der Hohenpriester Jesus fragt, ob er der Christus, der Sohn des Hochgelobten sei, antwortet ihm Jesus: „Ich bin's; und ihr werdet sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen mit den Wolken des Himmels.“

 

Detlef Löhde

 

1 Dass diese Worte in einem weiteren Sinne auch bei Anderen Bedeutung gewinnen können, soll nicht bestritten werden, aber die ersten Adressaten waren die jüdischen Pharisäer und Schriftgelehrten.

 

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