Mohammeds Leben und Lehre - Koran und Sunna

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Einzige Primär-Quelle für Mohammeds Lebensweg ist die erst ca. 130 Jahre nach seinem Tod verfasste islamisch autorisierte Biographie von Ibn Ishag (704 – 767), die aber auch nur unvollkommen überliefert wurde. Alle späteren Biographien basieren auf diesem Werk. Außerislamische historische Quellen über Mohammed existieren nicht.

 

Mohammed1 wurde um 570 n. Chr. in Mekka in Arabien geboren. Er gehörte dem verarmten aber bekannten arabischen Stamm der Quraisch (Koreischieten) an, wuchs als Waise bei seinem Onkel auf, hütete Schafe und wurde Kameltreiber, schließlich Karawanen-Gehilfe bei der reichen 15 Jahre älteren Kaufmannswitwe Chadidscha, die er dann auch heiratete. Ab seinem 40. Lebensjahr trat er aufgrund seiner Visionen als neuer religiöser Lehrer und Führer auf, was ihm in seiner Heimatstadt Mekka erbitterte Feindschaft eintrug.

 

622 n. Chr. musste er mit seinen Anhängern nach Medina auswandern, arabisch "Hedschra" (Beginn der islamischen Zeitrechnung). Etwa zur gleichen Zeit verstarb seine Frau Chadidscha. Mohammed heiratete dann die sechsjährige Aischa, mit der er als neunjährige die Ehe vollzogen haben soll. Außerdem heiratete er weitere 11 Frauen und noch einige Nebenfrauen. Seinen Anhängern billigt er bis zu vier Frauen zu sowie den freien sexuellen Umgang mit den eigenen Sklavinnen und im Krieg erbeuteten Frauen (Sure 4, 3 "was eure rechte Hand besitzt = Sklavinnen).

 

In Medina errang er mit seinen Anhängern die unumschränkte Führerschaft und Macht und begann die Stadt von noch vorhandenen Opponenten zu "säubern“. Der Biograph Ibn Ishaq berichtet: Innerhalb des Stadt-gebietes Medinas belagerte Mohammed 25 Tage lang die Siedlung des jüdischen Stammes der "Banu Quraiza", bis sie sich erschöpft ergab. Sodann begab sich Mohammed zum Markt von Medina und befahl einige Gräben auszuheben. Als dies geschehen war, wurden alle Männer des jüdischen Stammes in den Gräben enthauptet. Insgesamt waren es 600 oder 700 Männer. Einige behaupteten sogar, es seien zwischen 800 und 900 Männer gewesen.

 

Im Jahr 630 eroberte Mohammed von Medina aus Mekka und kurz darauf ganz Arabien. In der Zeit von Medina (622 – 632) hatte Mohammed 27 Kriegszüge angeführt und 47 Beute- und Eroberungszüge von seinen Gefolgsleuten durchführen lassen. Im Jahr 632 verstarb Mohammed im Alter von 62 Jahren ohne einen männlichen Erben.

 

Vom christlichen Glauben her betrachtet ist Mohammed eine tragische Gestalt, begonnen als wohl ehrlicher Gottessucher, verführt durch eigene falsche Erwartungen, Stolz und verführerische antichristliche Visionen, geendet als religiös motivierter Eroberer und Machthaber - als ein „Prophet des Schwertes“. Wir denken da an einzelne Könige Israels, die heidnische Götzendiener ins Land holten und nur an ihre weltliche Macht dachten. Oder an Judas und vielleicht auch an Simon den Zauberer, die zunächst das Wort Jesu hörten, dann aber zu Werkzeugen des Widersachers wurden.

 

Mohammeds Lebens- und Handlungsweise, wie sie uns von seinem Biographen und der Sunna überliefert ist, soll jedem Muslim ein autoritatives Vorbild für ein von Allah „rechtgeleitetes Leben“ sein. Dieses Vorbild steht aber eben auch für einen Expansions- und Vormachts-anspruch, für ein hohes Gewaltpotential, für ein autoritäres, vom Islam bestimmtes Staatsverständnis, für religiöse Rigorosität gegenüber eigenen Anhängern und für die moralische und rechtliche Abqualifikation und Benachteiligung Andersgläubiger. Wenn nun Muslime heute diese Züge Mohammeds unkritisch als Beispiel und Vorbild nehmen, dann muss das zu unerträglichen Spannungen und Auseinandersetzungen in den westlichen Gesellschaften führen. Ein friedliches Zusammenleben kann nur gelingen, wenn die bei uns lebenden Muslime Mohammed als ein heute noch in jeder Hinsicht nachzueiferndes Vorbild aufgeben.1

 

1Hamed Abdel-Samad, „Mohamed - Eine Abrechnung“, Droemer-Verlag 2015

 

 

Die sechs Glaubensartikel des Islam, davon die ersten fünf aus Sure 4, 136, sind der Glaube an:

 

  1. den einzigen Gott (Allah),

  2. seine Engel,

  3. seine Offenbarung der heiligen Bücher Thora, Evangelium, Koran,

  4. seine Gesandten, die Propheten, mit dem letzten Propheten Mohammed,

  5. den Tag des Jüngsten Gerichts und das Leben nach dem Tod,

  6. die Vorherbestimmung (Suren 9, 51; 14,4; diverse Hadithe)2

 

Dazu kommen die Grundpflichten, die „fünf Säulen des Islam“ aus der allgemein anerkannten Gabriel-Hadith:

 

  1. Das in arabischer Sprache festgelegte Glaubensbekenntnis zu Allah und seinem Propheten Mohammed, die „Schahada“, vor Zeugen sprechen;

  2. Fünfmal täglich die festgelegten arabischen Tagesgebet (arab. „Salat“) mit der Schahada, in bestimmten Körperhaltungen, gen Mekka gewandt beten. Jedem Gebet geht eine rituelle Waschung voraus, um in Reinheit vor Allah zu treten.

  3. Zahlung eines Prozentsatzes vom Besitz und Einkommen als „Zakat“, verkürzt übersetzt mit „Almosen- oder Armensteuer“. Zakat ist zwar für arme Muslime bestimmt, aber zugleich auch für die Kassierer des Zakat, sowie für Nicht-Muslime, um sie für den Islam dienstbar zu machen oder zu gewinnen und für Kämpfer des Dschihad (heiliger Krieg). Von daher finanzieren islamische „Wohltätigkeitsorganisationen“ selbstverständlich auch den bewaffneten Kampf und Terror für den Islam.

  4. Im Mondmonat Ramadan, der jährlich in einen anderen Monat unseres Sonnenkalenders fällt, keine Speisen und Getränke in der Zeit von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang zu sich nehmen. Im Ramadan darf also nur in der Dunkelheit gegessen und getrunken werden. Das ist das islamische Ramadan-Fasten (arab. „Saum“). Im Zusammenhang des Fastens sei auch auf die allgemein einzuhaltenden Speisevorschriften (z.B. kein Schweinefleisch essen, keinen Wein trinken) und Reinheitsgebote hingewiesen.

  5. Mindestens einmal im Leben Im Monat Dhu'l-Hidscha eine Pilgerfahrt (arab. "Haddsch") nach Mekka zum Opferfest unternehmen und dort am 10. Tag des Monats das Schlachtopfer und die vorgeschriebenen Riten vollziehen, wie die symbolische Steinigung des Teufels und das siebenmalige Umschreiten des würfelförmigen Baues der Kaaba mit dem eingemauerten schwarzen Meteoriten-Stein. Diesen Kultbau der altarabischen Götzendiener hat angeblich Abraham zusammen mit seinem Sohn Ismael, den er opfern sollte (statt Isaak, wie es die Bibel bezeugt), als Gebets- und Wallfahrtsstätte erbaut.

  6. Als 6. Säule rechnen namhafte Religionsgelehrte den   „Dschihad“ (heiligen Krieg) hinzu.

 

 

Woher hat Mohammed seine Lehre?

 

Schon früh hatte sich Mohammed für religiöse Fragen interessiert. Im damaligen Arabien herrschte ein heidnischer Glaube an viele Götzen mit einer Verehrung bestimmter Orte und Gegenstände. So wurde schon damals der schwarze Meteoriten-Stein an dem würfe-lförmigen Tempelhaus der Kaaba in Mekka verehrt. Es gab aber auch beachtliche jüdische Gruppen in den arabischen Städten und auch angrenzende kleine christliche Gebiete sowie Gruppen christlich-gnostischer Sektierer. Vom altarabischen primitiven Götzendienst fühlte sich Mohammed abgestoßen. Dagegen haben ihn der Glaube der Juden und Christen an den einen wahren Gott und die biblischen Geschichten stark beeindruckt. Von daher erklärt es sich, dass später eine Fülle von biblischen Personen und Geschichten in Mohammeds Koran auftauchen. Vieles allerdings, was er von den Juden und Christen gehört hat, hat er falsch verstanden oder ist ihm falsch von Sektierern übermittelt worden.

 

 

Schließlich erwachte in Mohammed die falsche Vorstellung und Erwartung, dass Gott doch nicht nur die Juden und Christen durch Propheten angesprochen haben könne, sondern, dass er jedes Volk besonders ansprechen würde3 und nun wohl auch die Araber durch ihn. Mohammed hatte nicht begriffen oder war zu stolz zu erkennen, dass es keiner besonderen Offenbarung Gottes an die Araber mehr bedurfte. Durch Gottes Sohn Jesus Christus und dessen Apostel war zur Zeit des Mohammed schon den Menschen aller Völker und damit auch den Arabern das Evangelium angeboten (Mt. 28, 19).

 

Es wird berichtet, dass Mohammed in seinem 40. Lebensjahr erstmals religiöse Träume und dann Visionen, Tagträume und Erscheinungen gehabt hätte. Ihm sei der Engel Gabriel4 erschienen und habe ihm den wahren Gott und seinen Willen verkündet5. Den im Himmel verwahrten Ur-Koran habe Gabriel ihm Stück für Stück über 23 Jahre lang zu lesen gegeben6. Diese Visionen hat Mohammed über die Jahre seinen Anhängern verkündigt.

 

Nach Mohammeds Tod haben dann sein Schwiegervater und seine Nachfolger die Worte und Erzählungen aus seinen Visionen niedergeschrieben. Dabei waren zunächst verschiedene Varianten des Koran zu Stande gekommen und erst der nachfolgende dritte Kalif Uthman (644 – 656 n.Chr.) ließ eine einheitliche Fassung des Korans herstellen und die Vorgängervarianten vernichten. Der so zu Stande gekommene Koran soll genau dem im Himmel liegenden göttlichen Ur-Koran entsprechen.

 

Im Gegensatz dazu hat die frühe Kirche die vier Evangelien, getreu und unverändert überliefert und Abstand davon genommen, ein absolut harmonisches Einheitsevangelium unter Vernichtung der ursprünglichen Versionen herzustellen.

 

 

Wie sind die Visionen des Mohammed einzustufen?

 

Das ist die entscheidende Frage! Aus der Bibel wissen wir, dass Gott nach seinem Sohn Jesus Christus keine neuen ergänzenden oder gar widersprechende Offen-barungen seines Heilswillens gegeben hat und auch nicht mehr geben wird. Der nach Jesu Himmelfahrt über seine Gemeinde gekommene Heilige Geist Gottes wird allein das Heil in Jesus Christus verkündigen lassen und den Glauben an ihn wecken und festigen. Jesus spricht: "Wenn aber der Tröster kommen wird, welchen ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird zeugen von mir (Joh. 15,26)"7.

 

Deshalb ist für das von Mohammed in Anspruch genommene Prophetenamt, das "neue Offenbarungen" verkündet, kein Raum mehr. Bezeichnender Weise wiederholt Mohammed sehr häufig, dass seine Worte, die er von Gottes Engel gehört haben will, keine Lüge und auch nicht vom Teufel seien8. Dann macht er, der zuerst nur eine Offenbarung an die Araber erhofft hatte, geltend, dass seine Botschaft nun doch an alle Menschen und auch an Juden und Christen gerichtet sei9. Er sei das "Siegel der Propheten" und damit der Höhepunkt und Abschluss aller göttlichen Prophetie und Offenbarung10.

 

 

Weltlich betrachtet, könnte man die Visionen des Mohammed als psychologisches Phänomen aufgrund einer überspannten Erwartungshaltung einstufen. Seine über Jahre auftretenden ekstatischen Zustände sind glaubhaft überliefert. Ob er allerdings wirklich alles, was im Koran steht, in Visionen erfahren hat, muss bezweifelt werden. Viel spricht dafür, dass die aus der Bibel verdreht wiedergegeben Geschichten aus Erinnerungen an Erzählungen von Juden und Christen stammen und er auch bewusste Änderungen daran vorgenommen hat. Die Abschnitte (Suren) des Koran, die Gesetze für Kriegs- züge, Regierung, Straf- und Familienrecht enthalten, scheinen eher aus kühlen Machtüberlegungen als aus irgendwelchen Visionen Mohammeds entstanden zu sein.

 

 

Nimmt man die übernatürlichen Erscheinungen des Mohammed als Tatsache, dann muss man als Christ zu dem Ergebnis kommen, dass sie aus widergöttlichen, antichristlichen Quellen geflossen sind (2. Kor. 11, 14; 1. Joh. 4) und sich im Koran bzw. Islam ein antichristlicher Geist offenbart hat. Wir hören Jesu Warnung: "Denn es werden falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und Wunder tun, siehe ich habe es euch zuvor gesagt! Darum, wenn sie euch sagen werden: Siehe er ist aus der Wüste, so glaubt nicht!" (Mt. 24,23-36). Und der Apostel Paulus schreibt, dass sich der Satan zu einem Engel des Lichts verstellen kann (2.Kor. 11,14).

 

 

Der Koran

 

Der Koran ist in 114 Abschnitte, genannt "Suren", unterteilt. Die Suren sind weder chronologisch noch thematisch geordnet, sondern formal nach Textlänge aneinander gereiht. Die erste Sure ist die kurze Eröffnungssure „al-Fatiha“, dann aber folgt die längste Sure und die folgenden Suren werden immer kürzer, bis am Schluss die kürzeste Sure 114 steht. Diese Anordnung nach Textlänge und nicht nach Inhalten führt zur Unübersichtlichkeit und lässt nur erschwert inhaltliche Zusammenhänge finden. Jede Sure unterteilt sich dann noch in Verse (arab. „Ayat“, wörtlich übersetzt „Zeichen“). Bei den unterschiedlichen deutschen Übersetzungen weicht die Verszählung mitunter geringfügig voneinander ab11.

 

 

Nach islamischer Lehre ist der arabisch verfasste Koran "unübersetzbar". Arabisch ist die Sprache Allahs. Deshalb wird keine Übersetzung als ausreichend zuverlässig und verbindlich anerkannt, sondern wird nur als ein anders-sprachiger Kommentar zum Koran betrachtet, mitunter wird jede Übersetzung strikt abgelehnt. Jeder nicht-arabische Muslim, z.B. Iraner, Türke, Indonesier, Pakistani, ist gezwungen, die Grundbegriffe des Arabischen zu erlernen, um zumindest die verbindlich in arabisch vorgeschriebenen fünf Tageszeitgebete sprechen zu können. Innerhalb der verschiedene Völker umfassenden muslimischen Gemeinschaft („Umma“) nehmen die Araber eine Sonderstellung ein. Schließlich hat sich Allah in Arabien dem arabischen Mohammed in arabischer Sprache offenbart.

 

 

Im Koran ist auch von Personen die Rede, die wir aus der Bibel kennen, von Adam, Eva, Lot, Abraham, Isaak, Ismael, Jakob, Joseph, Mose, Aaron, David, Salomo, Elias, Elisa, Hiob, Jona, Zacharias, Johannes dem Täufer, Maria und sogar auch von Jesus. Das ist zunächst verblüffend und kann manchen verunsichern. Muslime sagen, dass der Koran das wahre Wort Gottes sei und die Bibel nur eine Verzerrung, ja eine bewusste Verfälschung12.

 

Und mancher Nicht-Muslim sagt, der Islam entspräche doch in etwa dem christlichen Glauben, nur dass anstelle von Jesus der Prophet Mohammed stehe und anstelle der Bibel der Koran. Doch nehmen die Geschichten der aus der Bibel bekannten Personen im Koran meist eine andere Wendung und führen zu anderen Aussagen als wir sie aus der Bibel kennen. Aufgrund der vielfältigen biblischen Anklänge versah man die ersten deutschen Übersetzungen des Koran, die zum Ende des Mittelalters erschienen, mit dem Titel: "Die türkische oder die schlechtere Bibel". Die Reformatoren sahen in den Muslimen zurecht eine besonders irrgläubige nach- und außerchristliche Sekte, deren Lehre in den reformatorischen Bekenntnisschriften mehrmals ausdrücklich verworfen wird.

 

 

Vergleich der Glaubwürdigkeit von Bibel und Koran

 

- eine vergleichende religionswissenschaftliche Feststellung der Offenbarungsbreite:

 

Zustandekommen der Bibel

 

In und mit der Bibel werden uns Gottes Handeln mit den Menschen und die Worte seiner Verheißungen der Gnade, der Vergebung der Sünden und des ewigen Lebens bezeugt. Erfüllung und Gipfel aller Verheißungen ist, dass Gott in seinem Sohn Jesus Christus Mensch geworden und zur Vergebung unserer Sünden für uns am Kreuz gestorben und dann von den Toten auferstanden ist. Allein Jesus Christus ist der Weg, den uns Gott zu unserem Heil, ins ewige Leben, gezeigt hat.

 

 

Das Zeugnis von Gottes Wort, seinem Handeln und seinem Heilsweg für uns, ist über Jahrhunderte gewachsen. Unter Einwirkung und Beistand des Heiligen Geistes Gottes sind über die Zeiten die biblischen Schriften von verschiedenen Menschen nieder-geschrieben worden. Nach dem Selbstzeugnis der Bibel hat Mose mit der Niederschrift ca. 1550 v. Chr. begonnen und während der Königszeit und der Babylonischen Gefangenschaft erfolgten weitere maßgebliche Niederschriften und Zusammenfassungen. Etwa im dritten Jahrhundert vor Christus war das Alte Testament abgeschlossen.

 

Das sich anschließende Neue Testament, die Botschaft Jesu Christi, wurde in der Zeit von etwa 40 – 95 n. Chr. niedergeschrieben. So lesen wir im Neuen Testament (Hebr. 1,1 f und 12,1), dass Gott schon vorzeiten und auf mancherlei Weise zu den Vätern und Propheten zu uns geredet hat und zuletzt durch seinen Sohn Jesus Christus. Dafür haben wir eine "Wolke von Zeugen", nämlich alle die, die über die langen Zeiten Gottes Wort und Handeln an sich erfahren und es auf Gottes Geheiß zuverlässig bezeugt und niedergeschrieben haben (2. Tim. 3,16).

 

Zustandekommen des Koran

 

Der Koran ist nach eigener Aussage, die Niederschrift der Worte, die Mohammed vom Engel Gabriel übermittelt bekommen haben will. Damit beruht der Koran allein auf dem Zeugnis des einen Menschen Mohammed und auf die nach seinem Tode im Jahr 632 erfolgten Nieder-schriften seiner Visionen und Worte.

 

Mohammeds Zeugnis für den Koran steht allein gegen die "Wolke der Zeugen" der Bibel. Und Mohammed erhebt bewusst Widerspruch und Protest gegen das vielfach durch die Bibel bezeugte Wort Gottes - Widerspruch gegen den Kreuzestod Jesu, gegen seine Vergebung, gegen seine Gottessohnschaft und gegen die Dreieinigkeit Gottes.

 

Verbindlichkeit und Widersprüchlichkeit von Koranaussagen

 

Innerhalb des Koran gibt es offenkundig etliche wider-sprüchliche Aussagen. Dazu sagt man, dass Allah selbstverständlich die Souveränität habe, jederzeit seine Aussagen und Weisungen zu ändern. Deshalb gilt immer nur das von Allah zeitlich zuletzt Mitgeteilte, was das Vorhergehende automatisch aufhebe. Auf diese Weise gelten offiziell mindestens 225 Koranverse durch spätere als aufgehoben.

 

Diese islamische Lehre, der „Abrogation“ (Aufhebung, Widerruf, arab. „nasch“), will Widersprüche im Koran und auch innerhalb der Sunna lösen. Sie stützt sich auf Suren 2, 106 und 16, 101, darin heißt es: „Was wir (Allah) auch an Zeichen (Koranversen) aufheben oder der Vergessenheit preisgeben, wir bringen dafür ein besseres oder ein gleiches. Weißt du nicht, dass Allah Macht hat zu allen Dingen?“ Zum Beispiel wird in der Sure 16, 67 von Mekka der Weingenuss erlaubt und in Sure 5, 90.91 von Medina als satanisch verboten.

 

Insgesamt besteht ein beachtlicher Unterschied und ein Gefälle zwischen den Suren, die Mohammed in seiner Zeit in Mekka und der Frühphase in Medina erfahren bzw. formuliert hat, gegenüber denen aus der anschließenden Zeit der späteren Phase in Medina. In Mekka war er mit seinen Anhängern in der Minderheit, und es ging ihm um Duldung und Anerkennung. Später in der zweiten Phase von Medina, wo Mohammed und seine Anhänger die Macht errungen hatten, schwanden Duldung und Zurück-haltung und die Aussagen verschärften und politisierten sich. Das gilt besonders auch im Verhältnis zu Ungläubigen, zu Juden und Christen.

 

Das alles gilt es zu berücksichtigen, wenn man von Muslimen mit Koranzitaten konfrontiert wird, die inhaltlich positiv klingen und bestimmte Vorbehalte oder landläufige Bedenken gegen den Islam auszuräumen scheinen. Da wird oft z.B. Sure 2, 256 zitiert,„Es gibt keinen Zwang in der Religion.“ oder die Suren 18, 29 und 109, 6, in denen Mohammed anscheinend tolerierend feststellt „Wer nun will, möge glauben, und wer will, möge ungläubig sein.“ und „Ihr habt eure Religion, und ich habe meine Religion.“ Solche freundlichen Suren aus Mekka und der Frühphase von Medina werden von Muslimen bei inter-religiösen Dialogen gern zitiert, obwohl diese durch die nach- folgenden Suren aus der späteren Phase in Medina zumindest relativiert, wenn nicht aufgehoben sind.

 

Da wird z.B. Sure 9, 29 aus Medina verschwiegen: „Kämpft gegen diejenigen, die nicht an Allah und an den Jüngsten Tag glauben, und nicht verbieten, was Allah und sein Gesandter verboten haben, und die nicht dem wahren Glauben folgen – von denen, die die Schrift erhalten haben (Juden, Christen), bis sie von dem, was sie besitzen, den Tribut in voller Unterwerfung entrichten.“ Der den Juden und Christen zugewiesene Status als sogenannte „Schutzbefohlene“ („Dhimmis“) mit minderen Rechten und der Pflicht, eine regelmäßige Kopfsteuer („Dschizya“) zu zahlen, wird als tolerante Großzügigkeit propagiert. Denn für andere Ungläubige gilt Sure 9, 5: „Wenn die heiligen Monate (Ramadan) abgelaufen sind, dann tötet die Polytheisten13, wo immer ihr sie findet...“, es sei denn sie werden Muslime.

 

Es muss also bei jedem freundlich-tolerant klingenden Koranvers geprüft werden, ob er das zeitlich Letzte zum Thema ist und nicht unter die Abrogation fällt. Weiter ist zu berücksichtigen, wie die dogmatisierte Tradition (Hadithe - Sunna) den entsprechenden Koranvers versteht, auslegt und kommentiert.

 

Nun könnte man einwenden, dass in ähnlicher Weise auch christliche Theologen mit der Bibel verfahren. Doch wenn in der Bibel veränderte bzw. neue Weisungen Gottes zur Sprache kommen, dann erfolgen diese nach einigen hundert bis tausend Jahren anlässlich eines Überganges in einen neuen heilsgeschichtlichen Zeitabschnitt. Zum Beispiel heißt es im Schöpfungs- bericht, dass sich die Menschen von Pflanzen und ihren Früchten ernähren sollen (1. Mose 1, 29), aber nach der Sintflut gibt ihnen Gott auch die Tiere zur Speise (1. Mose 9, 3).

Viele verändernde neue Worte Gottes bringt uns dann Jesus Christus mit dem Neuen Testament. Zum Beispiel wenn Jesus spricht (Mt. 6, 43.44): „Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen.“ Dabei werden aber Gottes Zusagen und Verheißungen des Alten Testaments auch nicht einfach aufgehoben, sondern sie haben sich in Jesus Christus erfüllt und sind von daher neutestament- lich "überholt und überlebt".

 

Bei einem Vergleich der Abrogation wäre von der Entstehungsdauer her allein das Neue Testament mit dem Koran zu vergleichen. Da ist festzustellen, dass es innerhalb des Neuen Testaments kein Aufheben von bestimmten Worten Jesu durch spätere gibt. Im Koran werden dagegen mindestens 225 Aussagen Allahs schon nach wenigen Jahren, innerhalb des kurzen Zeitraumes von nur 23 Jahren aufgehoben bzw. verändert. Diese vielen kurzfristigen Änderungen sprechen für sich.

 

 

Die Sunna

 

Wer den Koran kennt, der kennt noch lange nicht den Islam. Zu vielen Glaubens- und Lebensfragen sagt der Koran nichts oder nicht Ausreichendes. Aber er gebietet, dass die Muslime den Propheten hören und ihm gehorchen sollen. Mohammeds Worte, Entscheidungen und Handlungen wurden mündlich und schriftlich als „Hadithe“ (= Berichte) tradiert. Sie enthalten unzählige Einzelheiten zu Fragen des alltäglichen Lebens, des Rechts und der Theologie. Mohammeds Entscheidungen, Gewohnheiten und Lebensweise sollen befolgt und als Vorbild weitgehend nachgeahmt werden14 - im extrem bis hin zu Kleidung und Barttracht. Folgerichtig nannte man Mohammeds Anhänger jahrhundertelang "Mohammedaner" und nicht nach ihrer arabischen Selbstbezeichnung "Muslim" - „ein sich (Allah) Unterwerfender“.

 

Im 9. Jahrhundert waren die Hadithe auf einige hundert-tausende angewachsen. Da stellte sich die Frage nach ihrer Authenzität und damit nach ihrer Verbindlichkeit. Deshalb kategorisierte man die Hadithe nach ihrem Grad der Zuverlässigkeit. Über eine Kette honoriger Gewährs- personen müssen sie sich bis auf Mohammed zurück-führen lassen. Folgende Kategorien wurden festgelegt:

a) „gesund“ - authentisch; b) „schön“, aber Lücken oder Zweifel in der Kette der Gewährspersonen; c) „schwach“ - bedenklich.

Aus den hunderttausenden Hadithe haben dann sechs Sammler Sammlungen von jeweils 7000 bis 10.000 „gesunde“ Hadithe zusammengestellt, die als solche kanonisiert wurden. Die angesehensten Sammlungen stammen von Al-Buhari (gest. 870) und von Muslim ibn al-Haddschadsch (gest. 875) und stehen nach dem Koran an zweiter Stelle.

 

Doch bleiben die Hadithe äußerst unübersichtlich und undurchschaubar und bedürfen eines langjährigen Studiums. Hadithe können sogar wörtliche Koran- aussagen verändern. Der Koran schreibt beispielsweise für Ehebruch 100 Peitschenhiebe vor15, einige Hadithe dagegen die Todesstrafe der Steinigung.

 

Mit den Hadithe-Sammlungen hat der Koran seine verbindliche Auslegung, Kommentierung, Konkretisierung und Ergänzung erhalten. Die Einzelberichte der „Hadithe“ bilden in ihrer Gesamtheit die „Sunna“, die Vorschriften für eine „rechte Handlungsweise“. Koran und Sunna zusammen sind das Gesetz des Islam („Scharia“16), das Gesetz für die religiöse und auch profane Lebensweise eines Muslims. Wer sich als Muslim grundsätzlich allein auf den Koran beziehen und nichts weiter gelten lassen will, der gilt als Irrlehrer, der vom Islam abgefallen und damit todeswürdig ist. Will ein Muslim gehorsam nach der „gottgewollten Handlungsweise und Gewohnheit" (Sunna) leben, damit er Aussicht aufs Paradies hat, dann muss er sich jeweils von einem islamischen Religionsgelehrten („Ulama“17) eingehend unterrichten und auch von Fall zu Fall beraten lassen (vgl. jüdische Pharisäer u. Schriftgelehrte mit ihrer Vielzahl an Satzungen).

 

In der islamischen Welt werden heute fast alle religiösen und rechtlichen Fragen und Probleme mit bestimmten Hadithe beantwortet, da der Koran meist keine eindeutigen und erschöpfenden Antworten enthält. Falls die Hadithe für eine heutige Frage auch noch keine ausreichende Antwort gibt, wird auf dem Weg der Auslegung und des Analogieschlusses ein Ergebnis gewonnen.

 

Aus den unterschiedlichen Hadithe-Sammlungen, den darüber hinaus gehenden Hadithe und den Auslegungen der verschiedenen Rechtssschulen ergibt sich eine große Unübersichtlichkeit, Unterschiedlichkeit und auch Unsicherheit. Nicht-Muslime können die Fülle der Hadithe kaum übersehen. Sie werden also immer Unwissende bleiben und können damit einem islamischen Religions-gelehrten kein ernsthafter Gesprächspartner sein. Aus der Unzahl der Hadithe sind nur die bekanntesten ins Englische und Deutsche18 übersetzt.

 

Nicht nur die Sunniten berufen sich auf Hadithe, sondern auch die Schiiten. Jedoch handelt es sich nicht um dieselben Hadithe. Sie überschneiden sich zwar, aber Schiiten haben auch zusätzlich viele eigene Hadithe, die sie auf den von ihnen verehrten Ali (Schwiegersohn des Mohammed) zurückführen. Gerade das macht die Richtung des Schiitentums aus.

 

Als Vergleich zu den unübersichtlichen Vielzahl der Hadithe kann man auf den umfangreichen ca. 24-bändigen Talmud der Juden wie auch auf die unübersichtliche Tradition der Kirchenväter und auf ein ausuferndes Kirchenrecht verweisen, das gesetzlich kasuistisch möglichst alle Lebenssachverhalte erfassen will.

 

Aus Koran und Sunna begründet sich auch das islamisch-religiöse Straf- und Familienrecht der "Scharia". Nach ihren Vorgaben wird für den Einzelfall ein islamisches „Rechtsgutachten" („Fatwa“) mit dem Charakter eines Urteils erstellt. Nach der Scharia sind z.B. für Diebstahl das Abhacken der rechten Hand, für Ehebruch die Todesstrafe durch öffentliche Steinigung und für Abfallen vom Islam ebenfalls die Todesstrafe vorgeschrieben. Solches wird heute noch in Saudi-Arabien, im Sudan und im Iran sowie in schwarzafrikanischen islamischen Staaten praktiziert.

 

Die Androhung der Todesstrafe für das Abfallen vom Islam macht für einen Muslim jedes Kritisieren oder eine nur liberale Auslegung des Koran und der Sunna lebens-gefährlich. Ein Beispiel dafür ist das über den koran-kritischen islamischen Schriftsteller Salman Rushdie in Abwesenheit ausgesprochene islamische Rechts-gutachten („Fatwa“). Darin wird sein Abfall vom Islam festgestellt, was automatisch mit der Aufforderung, ihn zu töten, verbunden war. Die Bestimmung der Todesstrafe für Muslime, die vom Islam abfallen, diente in der Geschichte auch oftmals als Rechtfertigung für politische Aufstände und für die Ermordungen islamischer Macht- haber und Kalifen. Der zu stürzenden Machthaber wurde zuerst beschuldigt, vom Islam abgefallen zu sein, um daraufhin die Todesstrafe (Ermordung) an ihm zu voll- ziehen. Dass die Androhung der Todesstrafe für einen Religionswechsel die christliche Mission erheblich erschwert, versteht sich von selbst.

 

Die Unübersichtlichkeit und Unsicherheit der Hadithe macht die in den Verfassungen islamischer Staaten immer wieder gebrauchten pauschalen Formeln, wie "abgelehnt und verurteilt wird alles, was unislamisch ist", oder „die staatlichen Gesetze müssen im Einklang mit dem Islam bzw. der Scharia stehen" inhaltlich kaum fassbar. Sie sind weitgehend in das Ermessen und die Auslegung der jeweiligen islamischen Religionsgelehrten gestellt. Aus all dem gewinnen sie entscheidende Autorität, Macht und Einfluss, den sie nicht nur religiös, sondern gemäß der Sunna auch hinsichtlich der weltlichen Regierungsweise beanspruchen.

 

Als die osmanischen Kalifen des 19. und 20. Jahrhundert sich vor allem dem weltlichen Regieren widmeten und auch westliche Reformüberlegungen anstellten und den Religionsgelehrten (türk. „Ulema“) nur die Theologie überließen, zog dieses immer wieder Machtkämpfe nach sich. 1826 hatte sich die Ulema sogar mit der Elitetruppe der Janitscharen gegen den Kalifen verbündet, worauf dieser deren Kaserne niederbomben ließ und die gesamte Truppe vernichtete. Aufgrund solcher Erfahrungen hat später Kemal Ata Türk die Ulema neutralisiert. Sie wurden in eine staatliche Religionsbehörde eingebunden und werden bis heute staatlich beaufsichtigt und gelenkt. Seit der Regierung der AKP werden sie allerdings wieder in Richtung Restauration einer islamischen Gesellschaft gelenkt.

 

Die Behauptung, der Islam besitze im Gegensatz zu den Kirchen keinen Klerus, keine Geistlichkeit, sondern nur einen schlichten Vorbeter (Imam) und es gehe im Religiösen brüderlich, gleich-berechtigt, ja, demokratisch zu, entspricht nicht den Tatsachen und der Wirklichkeit. Vielmehr haben wir es mit geistigen Diktatoren und einem absoluten Machtanspruch der Ulama zu tun. Das Ayatollah-Regime des Iran ist dafür abschreckendes Beispiel.

 

 

 

Fußnoten

 

1 Mohammed = der „Gepriesene“

 

2 Die Lehre von der Vorherbestimmung (Prädestination) findet innerhalb des Islams sehr unterschiedliche Ausprägungen und Auslegungen, durchaus vergleichbar mit den Unterschieden, die wir in den verschiedenen christlichen Konfessionen finden. .

 

3 Sure 5, 44-48

 

4 Sure 2, 97

 

5 Sure 53, 6-11

 

6 Suren 43, 2-4; 46, 29; 76, 23; 85, 21.22

 

 

 

8 Suren 10, 37 ff.; 25, 4 ff.; 26, 210 ff.; 34, 43-49; 46, 8 ff.;

              52, 29-34; 69, 41-46

 

 

9 Suren 5, 15-19; 34, 28

 

 

10 Sure 33, 40

 

 

11 Wer die jeweils angegebenen Verse der Suren nachlesen will, findet sie bei den unterschiedlichen Übersetzungen mitunter ein oder zwei Verse vor oder nach der angegebenen Versnummer.

 

12 Sure 3, 69.78

 

 

13 Polytheisten = Verehrer von mehreren Göttern.

 

 

14 Suren 4, 14.64.80; 33, 21.36

 

 

15 Sure 24, 2

 

 

16 „Scharia“, aus Sure 45, 18, wörtlich: „der Weg zur Wasserstelle“ im übertragenen Sinne: Allah zeigt dir den Glaubensweg, die „Rechtleitung“, den „Weg des Islam“

 

17 Islamische Religionsgelehrte nennt man auf Arabisch „Ulama“, auf Türkisch „Ulema“ („die Wissenden“). Weitere Titelbezeichnungen sind allgemein „Mullah“ („Meister“), „Mufti“ („Rechtsgelehrter“ der Scharia) und „Hodscha“ („Lehrer“) sowie bei den Schiiten „Ajatollah“ („Zeichen Allahs“). Der Begriff „Imam“ hat die Doppelbedeutung a) einfacher „Vorbeter“, b) „Führer“ bzw. „Nachfolger Mohammeds“; er entspricht dem Kalifen und wird vor allem bei den Schiiten in dieser Bedeutung gebraucht.

 

 

18So sprach der Prophet – Worte aus der islamischen Überlieferung“ von Adel Theodor Khoury, Gütersloher Verlagshaus, 1988;

„Al-Buhari – Sammlung der Hadithe“ von Dieter Ferchel, Reclam 1991 / 2016

 

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